Romana Exclusiv Band 0183
blickte sie in strahlend blaue Augen mit goldenen Flecken darin, beschattet von dichten dunklen Wimpern.
Obwohl er wie ein Geschäftsmann gekleidet war, ließen sein gebräuntes Gesicht und die Hände vermuten, dass er sich viel an der frischen Luft aufhielt. Markig, ist wohl das richtige Wort für ihn, dachte sie. Markig und gut aussehend. Dem Akzent nach war er Amerikaner, und sie fragte sich, was ihn auf die Nuee-Messe verschlagen hatte.
„Vielen Dank, dass Sie meinen Luftballon gerettet haben.“
„Warum sichern Sie ihn nicht einfach?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, band er ihr den Ballon ums Handgelenk. Als seine schlanken, kräftigen Finger dabei kurz ihr Gelenk umfassten, durchfuhr sie eine ungewohnte Wärme. Er gab sie sofort wieder frei, dennoch war die Intensität seltsam beunruhigend.
Er schaute hinauf zum Ballon und bemerkte den Pferdekopf. „Mögen Sie Luftballons oder Pferde?“
In Adriennes Nacken begann es zu prickeln. „Beides“, antwortete sie rasch. Seine Stimme erinnerte sie an dunkle Schokolade und Samt auf der Haut.
Die Lautsprecher kündigten die nächste Vorführung der Zureiter an.
„Werden Sie sich die Show ansehen?“, fragte sie, seltsam sicher, dass er Ja sagen würde.
Er nickte, zögerte dann aber. „Ich habe eine Karte für den Mitgliederpavillon. Hätten Sie Lust, die Show von dort aus zu sehen?“, fragte er dann.
Adrienne geriet in starke Versuchung. Die knisternde Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute, hatte sie neugierig gemacht. Doch es war zu riskant. Im Mitgliederpavillon würde sie vielleicht jemanden treffen, der sie kannte. Und ihre Verkleidung war nicht ausreichend.
„Ich kann nicht“, sagte sie. „Ich … bin mit jemandem verabredet.“
Ihr Zögern verriet, dass sie sich schnell etwas ausgedacht hatte, und sie sah es seinen Augen an, dass er es wusste. „In dem Fall kann ich Ihnen nur viel Spaß bei der Show wünschen.“ Mit zwei Fingern berührte er kurz seine Stirn, dann verschwand er wieder in der Menge.
Als er fort war, empfand sie ein unerklärliches Gefühl des Bedauerns. Er hat mir wohl doch nur aus Höflichkeit angeboten, vom Pavillon aus zuzusehen, dachte sie. Sehr wahrscheinlich war er sogar dankbar, dass sie nicht angenommen hatte. Mit einem Seufzer wandte sie sich dem öffentlichen Teil der Arena zu.
Ich muss verrückt gewesen sein, dachte Hugh auf dem Weg zum Pavillon. Hatte er nicht genug zu tun damit, Prinz Michel die Genehmigung für eine Pferderanch auf Nuee abzuringen? Hugh war von seinen grundsoliden Plänen überzeugt und wusste, dass Carramers Wirtschaft davon nur profitieren würde. Aber bis die Ranch Wirklichkeit war, durfte er sich durch nichts anderes ablenken lassen. Selbst nicht von einer so verlockenden Frau, wie er sie eben gerade kennengelernt hatte.
Er warf einen Blick über die Schulter. Der silberne Ballon, der in der Luft tanzte, markierte ihren Weg durch die Menge zur Arena. Sie war nicht die einzige Frau, die einen Hut und eine dunkle Sonnenbrille trug. Warum hatte ich dann bei ihr das Gefühl, dass sie etwas zu verbergen hat, fragte er sich.
Gegen seine bessere Einsicht regte sich Neugier in ihm. Ihre kultivierte Ausdrucksweise, ihr gepflegtes Englisch ließen ihn zu dem Schluss kommen, dass sie ebenso zur Aristokratie des Inselstaats zählte wie Prinz Michel.
Sein Instinkt verriet ihm, dass sie nur eine Ausrede gesucht hatte, um ihm einen Korb zu geben. Vielleicht war er nicht ihr Geschmack, und sie war nur zu gut erzogen, es ihm direkt ins Gesicht zu sagen. Das erinnerte ihn unangenehm an seine Exfrau. Er grinste vor sich hin. Wenn ihm jemand deutlich gemacht hatte, wie unsinnig es sei, dem Unerreichbaren nachzujagen, dann war es Jemima Huntly-Jordan gewesen.
Schon bei ihrer ersten Begegnung war ihm der Unterschied zwischen ihm und Jemima Huntly klar geworden. Geschliffenes Glas traf auf einen Diamanten. Er hätte auf die Warnsignale achten sollen, als sie ihm schon bei den ersten Verabredungen Lektionen in gutem Benehmen verpasste. Aber damals war er ein paar Jahre jünger gewesen, auch wenn das nicht seine Dummheit entschuldigte, und bis über beide Ohren in sie verknallt. Und es hatte ihm geschmeichelt, dass eine Frau wie sie, Diplomatentochter mit einem Vermögen, das im Laufe von Generationen vermehrt worden war, einen schlichten Rancher liebte, ohne edlen Stammbaum und mit druckfrischem Geld sozusagen.
Was für ein Dummkopf bin ich doch gewesen, dachte er. Später hatte sie zugegeben, die Leute
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