Romana Exclusiv Band 0183
Und das traf auf diese Frau zu, von der Designerbrille bis hinunter zu ihren Sandalen. Trotzdem war er neugierig geworden. Was versteckte sich hinter diesen großen Sonnengläsern? Sein von Kindheit an geschärfter Instinkt verriet ihm, sie verbarg etwas. Er würde einiges dafür geben, es zu erfahren.
Bis eben hatten ihn nur die Pferde interessiert. Pferde, die es nirgends sonst auf der Welt gab, eine spektakuläre Züchtung aus Lipizzanern, die die Spanier vor langer Zeit hergebracht hatten, und einheimischen Tieren. Herausgekommen war eine herausragende Rasse, und am herausragendsten war Carazzan Liberte, ein Hengst, der die Pferde zeugen würde, von denen Hugh immer schon geträumt hatte.
Carazzan wurde nicht auf der Show gezeigt, aber Hugh hatte es auch nicht erwartet. Und auch seine Eigentümerin zeigte sich nicht. Ihr würde er noch früh genug begegnen, wenn er am Abend am Wohltätigkeitsdiner teilnahm. Er freute sich nicht sonderlich auf die Überdosis an Pomp und Zeremonien. Aber die Teilnahme war der einzige Weg, wie er nahe genug an die Prinzessin herankommen konnte, um sie zu überzeugen, dass Carazzan der wichtigste Faktor in seiner neuen Zucht war.
Hurrarufe ertönten, und Hugh schaute auf die Arena. Die Zureiter kamen hereingeritten, Staub wirbelte auf und ihre markerschütternden Schreie stiegen in die Luft. Hugh konzentrierte sich auf die Pferde. Deswegen war er schließlich hier.
Als die Reiter in scheinbar wildem Durcheinander an ihr vorbeigaloppierten, beschleunigte sich Adriennes Pulsschlag. Sie wusste, die Abläufe waren genau vorgeschrieben, man hatte sie an jahrhundertealten Abbildern auf Höhlenwänden überall auf Nuee gefunden. Die Mayat, die Vorfahren der heutigen Carramer, waren legendäre Reiter gewesen. Sie hatten ihre Tiere trainiert, in vollem Lauf von den hohen Klippen hinunter in die schäumende Brandung zu springen und ihre Reiter dann wieder sicher an Land zu bringen.
Adrienne hätte viel dafür gegeben, so etwas einmal zu sehen. Diese Reiter hatten all dies nur zum Ruhm ihrer Götter getan. Einige waren dabei umgekommen. Dann waren Lipizzaner von den spanischen Eroberern auf die Inseln gebracht worden. Durch die Kreuzung mit einheimischen Pferden waren spektakulär schöne und intelligente Tiere entstanden, die leicht zu trainieren waren.
Der Beweis war die Show vor ihr. Schnell, wild und exakt spielte sich der Scheinkampf vor ihr ab, mit blitzschnellen Reaktionen und haarsträubenden, genauen Abläufen. Aber Reiter und Pferde wurden ihrem Ruf gerecht, denn immer wieder gelang es ihnen, im letzten Augenblick einen bösen Sturz zu vermeiden. Dann sprangen die Zuschauer auf wie ein Mann und schrien und applaudierten ohrenbetäubend. Als die aufregende Vorstellung endlich zu Ende war, hatte Adrienne das Gefühl, selbst geritten zu sein.
Aus Gewohnheit wandte sie sich beim Gehen zu den Ställen, wie sonst in offizieller Funktion. Als sie um die Ecke bog, bemerkte sie ihren Fehler. Sie befand sich in einem engen Durchgang, und einer der Zureiter versperrte ihr den Weg. Er war betrunken, das bemerkte sie, sobald er den Mund aufmachte.
„Hier haben Zuschauer nichts zu suchen“, knurrte er mit schwerer Zunge und schwankte dabei.
„Ich habe mich geirrt“, sagte sie und wandte sich ab.
Er folgte ihr. „Sie können gern eine Privatführung haben.“
„Nein danke. Ich gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin.“
Er kam noch näher. „Nur keine Eile. Außer uns ist hier niemand. Mögen Sie wilde Reiter, kleine Lady?“
Seine fleischige Hand legte sich um ihren Arm, und er riss sie an sich. Alkoholdunst strömte ihr ins Gesicht, und sie hielt den Atem an. „Bitte lassen Sie mich los“, sagte sie so ruhig wie möglich, obwohl ihr Herz hämmerte.
„Gleich“, nuschelte er. „Ich bin Kye. Und Sie?“
„Dee“,sagte sie und hoffte, er würde Vernunft annehmen. Sie hatte wirklich keine Lust auf eine Szene, wollte nicht riskieren, dass man ihre wahre Identität entdeckte. „Ich habe Sie gar nicht in der Show gesehen, Kye.“
„Ich war am Morgen dabei. Kommen Sie, mein Pferd steht gleich dahinten.“
Mit eisernem Griff zog er sie in Richtung der Ställe. Als sich der Ballon von ihrem Handgelenk löste und in die Luft stieg, bemühte sie sich, nicht in Panik zu geraten. „Ich kann nicht mit Ihnen kommen, Kye. Ich bin mit jemandem verabredet.“ Sie rief laut: „Hier hinten bin ich, bei den Ställen!“
Der Mann wandte den Kopf und schaute sich mit glasigem Blick
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