Romana Exclusiv Band 0183
ihr einfach das Wort abschnitt. Nur ihr Bruder durfte so etwas wagen.
„Zu herrschen beinhaltet gewisse Verpflichtungen“,sagte sie, verärgert, dass er so gut geraten hatte.
„Dann sollte das Wohlergehen Nuees ganz oben auf Ihrer Liste stehen.“
„Das ist auch der Fall. Es ist die kleinste Insel von Carramer mit den geringsten Ressourcen.“
„Eine davon sind die einheimischen Pferde mit dem Potenzial, sich zu den besten Reitpferden der Erde zu entwickeln.“
„Zugegeben.“
„Warum also ein Kampf?“
„Weil ich ein Treffen verweigert habe?“
Seine Augen leuchteten auf. „Ein Eingeständnis, Prinzessin?“
Zu spät erkannte sie die Falle. „Eine Frage … und Sie haben sie nicht beantwortet.“
Er spreizte die kräftigen Hände. „Ihr Bruder hat mir erzählt, Sie seien die größte Expertin für die Zucht der einheimischen Pferde. Mit Ihrer Erfahrung, Ihrem Wissen und meinen Mitteln könnten wir die Reiterwelt erobern.“
„Warum nicht andersherum?“, fragte sie ruhig.
„Ach, darum geht es eigentlich. Sie wollten das Land für sich selbst, stimmt’s?“
„Es ist perfekt zur Zucht von Reitpferden.“
„Und warum haben Sie es dann nicht gekauft? Am Geld kann es doch wohl nicht liegen.“
„Aber vielleicht am falschen Chromosom?“
Er wirkte überrascht, als wäre ihm eine solche Idee nie in den Sinn gekommen. „Weil Sie eine Frau sind? So vorsintflutlich ist Carramer doch nicht mehr.“
„Das hängt von der Familie ab.“
„Ihre Brüder?“ Als sie nickte, sagte er: „Sie müssen einen guten Grund haben, Sie aus dem Ranchgeschäft herauszuhalten. Vielleicht wollen Sie sie nur beschützen.“
„So kann nur ein Mann reden“, sagte sie kühl. „Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.“
„So wie heute Nachmittag? Sie hätten verletzt oder sogar getötet werden können, weil Sie sich hier fortgeschlichen haben.“
Sie funkelte ihn böse an. „Ich wäre mit dem Kerl fertig geworden. Und ich bin es auch, wenn Sie sich erinnern. Und ich habe mich auch nie fortgeschlichen.“
„Dann ist es also nicht das erste Mal, dass Sie allein und inkognito losgezogen sind.“ Es war keine Frage. „Prinzessin, mir scheint, Sie wissen nicht, wann Sie Glück gehabt haben.“ Er klang ärgerlich.
Ihr wurde die Unterhaltung allmählich zu persönlich. Der nächste Gang rettete sie. „Ich danke Ihnen für diese Unterhaltung, Hugh, aber ich kann Sie nicht den ganzen Abend mit Beschlag belegen.“
Er wusste, wann er entlassen war. Und er kannte die Etikette. Beide schuldeten ihren jeweiligen Tischnachbarn Aufmerksamkeit. „Da ist immer noch mein Tanz“, erinnerte er sie, bevor sie sich dem Mann zu ihrer Linken zuwenden konnte. Befriedigt sah er, wie sich ihre schönen Augen weiteten.
„Als großzügigster Spender darf ich wohl heute Abend zumindest einmal mit Ihnen tanzen, oder?“
„Es kann sein, dass ich mich früh zurückziehe.“
„Selbst Sie würden die Etikette nicht so weit verletzen.“
Er hatte recht, und das ärgerte sie gewaltig. Sie hatte immer noch das Gefühl, dass er etwas von ihr wollte, etwas, von dem er noch nicht gesprochen hatte. Sie beschloss, es würde ein sehr kurzer Tanz werden. „Also gut, wir setzen dies später fort.“
Er nickte gnädig und murmelte etwas vor sich hin, das klang wie: „Darauf können Sie wetten …“ Mit einem resignierten Seufzer wandte sie sich dem Mann zu ihrer Linken zu, ein Meteorologe, wie sie sich erinnerte.
Aber während sie sich mit ihm über Wetterkonditionen unterhielt, war sie nur mit halber Aufmerksamkeit beim Thema. Hugh steckte den Kopf mit einer Blondine mittleren Alters zusammen, die verheiratet war, wie Adrienne sich erinnerte. Auch wenn sie sich im Augenblick nicht so benahm. Sie klimperte ständig mit den Wimpern, leckte seine Aufmerksamkeit auf wie Muttermilch. Adrienne war nicht eifersüchtig. Aber sie war sauer auf ihn, weil er sich weigerte, sie mit dem gebührenden Anstand zu behandeln. Er zeigte keinen Respekt, forderte sie heraus und beleidigte sie auf eine Art, wie es noch niemand gewagt hatte.
Und gleichzeitig erweckte er ihr Interesse, wohl weil sie ihn nicht einschüchterte. Hugh Jordan hatte offenbar nur Respekt vor Leuten, die ihn sich in seinen Augen verdient hatten.
Der Gedanke an einen Tanz mit ihm war ein wenig Angst einflößend und aufregend zugleich.
Am Ende des opulenten Mahls erhob sie sich und signalisierte damit die Rückkehr in den Ballsaal.
„Darf ich um diesen
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