Romana Exclusiv Band 0183
Adrienne belustigt. Sehr wahrscheinlich war das Kleid zu gewagt, aber zum Umziehen war es jetzt zu spät. Und sie war heute Abend in der Stimmung, ein wenig für Aufsehen zu sorgen. Vielleicht hing das mit dem bösen Erlebnis von vorhin zusammen. Aber stimmte das wirklich? Sie war sich nicht sicher.
„Das Kleid ist von einem australischen Designer, Aloys Gada. Allie hat ihn mir empfohlen“, erzählte sie Cindy.
Allie, genauer gesagt Prinzessin Alison, war Lornes australische Frau. Mit ihren liberalen Vorstellungen hatte sie frischen Wind in die königliche Familie gebracht. Und Caroline ebenfalls, die Amerikanerin, die Michel geheiratet hatte, wie Adrienne sich mit einem Lächeln erinnerte. Michel war mit Carolines Zwillingsschwester nach alter Zeremonie bereits als Kind verlobt worden. Aber es war Caroline gewesen, die Michel wirklich liebte. Glücklicherweise hatte alles ein gutes Ende gefunden, als Carolines Schwester die beiden durch eine Täuschung zusammenbrachte. So wie Lorne und Allie waren auch Caroline und Michel inzwischen glücklich miteinander. Adrienne konnte es kaum abwarten, in einigen Monaten Tante zu werden.
„Woran denkst du? Sicherlich nicht an heute Abend“, riet Cindy, die sie beobachtet hatte.
Adrienne zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren. Einen Moment lang hatte sie davon geträumt, auch so glücklich verheiratet zu sein, von einem Mann bewundert zu werden anstatt von Cindy. „Ich habe an jemanden gedacht, den ich heute kennengelernt habe“, bekannte sie.
Sie hatte den ganzen Tag über immer wieder an diesen Amerikaner denken müssen.
Cindy lächelte. „Ein Mann?“
„Die halbe Welt besteht aus Männern.“
„Diese hier nicht.“
Adrienne seufzte ungewollt. Sie wusste, Cindy hatte recht. Bevor Cindy weiterfragen konnte, sagte sie: „Welches sind die wichtigen Namen heute Abend auf der Gästeliste?“
Cindy öffnete ihre Mappe und las die Namen der meist älteren Personen vor, die eine bedeutende gesellschaftliche Rolle auf Nuee spielten. Es würde ein langweiliger Abend werden, da Adrienne alle schon lange kannte. Aber es war ja für einen guten Zweck. „Irgendwelche neuen Gesichter?“
„Du meinst, jüngeren Datums?“
Cindy kannte sie wirklich gut. „Das wäre einmal eine nette Abwechslung.“
Cindy warf einen Blick auf die Liste. „In deinem Alter ist eigentlich keiner. Der Jüngste ist ein um die dreißig Jahre alter Ausländer, Mr. Hugh Jordan. Er ist hier, um mit Prinz Michel ein Investmentprojekt zum Abschluss zu bringen.“
„Hat er deswegen eine Einladung erhalten?“
Cindy schüttelte den Kopf. „Hier steht, er war der großzügigste Einzelspender.“
„Sicherlich glaubt er, das würde Eindruck bei Michel schinden.“ Ihr war eingefallen, um welches Projekt es sich handelte. Hugh Jordan wollte eine ausgedehnte Pferderanch nördlich von Nuee City aufbauen – ein Stück Land, das Adrienne für denselben Zweck beanspruchte.
Es ärgerte sie immer noch, dass ihr Bruder einem Fremden eher zutraute, durch ein solches Projekt den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen. Adrienne wusste mehr über Pferdezucht als jeder andere Mann. Aber sie war Prinzessin, und Prinzessinnen züchteten eben keine Pferde. Dies hatte ihr Bruder ihr deutlich gemacht, wenn auch in höflicher Umschreibung. Hugh Jordan würde nun das verwirklichen, was ihr durch die Ungerechtigkeit der Natur verweigert wurde.
Michel hatte dem Mann anscheinend von ihrem Wissen über Pferde berichtet, besonders was die Zucht von Nuee-Reitpferden betraf, und Hugh Jordan hatte um ein Zusammentreffen gebeten. Aber sie hatte entschieden abgelehnt. Wieso sollte ein Fremder von ihren Kenntnissen profitieren, wenn sie selbst keinen Nutzen davon hatte?
Michel hatte sie kleinlich genannt, und sehr wahrscheinlich hatte er auch recht. Aber das machte ihr nichts aus. Dieser Hugh Jordan hatte es geschafft, eine Einladung zum Diner zu ergattern. Nur schade, dass sie ihm wegen seiner großzügigen Spende nicht aus dem Weg gehen konnte.
„Ich wette, Hugh Jordan raucht sündhaft teure Zigarren, redet nur über die Aktienkurse an der Viehbörse und ist wahrscheinlich rund wie ein Fass“, meinte Cindy.
Als sie ihre Worte durch bildhafte Gesten unterstrich, musste Adrienne lachen.
„Aber egal, wie dick oder langweilig er ist, du musst ihn dazu bringen, eine noch größere Spende für deine geliebten Kinder herauszurücken“, fuhr Cindy ernster fort.
„Das ist für mich eine persönliche
Weitere Kostenlose Bücher