Romana Exclusiv Band 0183
Glück hatte ich leider nicht.“
Sie erwartete, er würde weiterreden. Aber stattdessen wandte er den Kopf zur Seite. Dennoch sah sie den trostlosen Ausdruck in seinen Augen. Beim Galadiner hatte er davon gesprochen, ohne Familie aufgewachsen zu sein. Für sie war es das schlimmste Erlebnis ihres Lebens gewesen, ihre Eltern zu verlieren, aber immerhin hatte sie ihre Erinnerung und ihre Brüder. Auch wenn ihr manchmal die übertriebene Fürsorge ihrer Brüder zum Hals heraushing, mochte sie sich nicht vorstellen, was ohne Michel und Lorne aus ihr geworden wäre. War Hugh mit seinen Schmerzen und Problemen allein gewesen?
Er wird kein Mitleid wollen, dachte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Kindern zu. Ein kleiner Junge wurde gerade aus einem Rollstuhl auf eins der Pferde gehoben. Kaum konnte er die Welt aus nie gekannter Höhe betrachten, begann er zu strahlen.
„Bei uns hatten wir einmal ein kleines blindes Mädchen“, sagte Hugh. „Irgendwie hat das Pferd gelernt, sich nicht zu rühren, wenn das Kind es vom Kopf bis zu den Hufen betastete. Es zuckte mit keinem Muskel.“
„Es ist manchmal wirklich unglaublich.“
„Meinen Sie die Kinder oder die Pferde?“, fragte sie nach, damit er nicht merkte, welch unglaubliche Wirkung er auf sie hatte.
„Beides. Wann immer ich auf meiner Ranch so etwas wie hier heute veranstaltete, erfüllte mich Ehrfurcht diesen behinderten Kindern gegenüber. Es ist erstaunlich, was manche von ihnen trotz schwerer Behinderung erreichen. Und manchmal ist es mir unbegreiflich, woher die Pferde wissen, dass sie besonders sanft mit ihnen umgehen müssen.“
Er sprach damit genau ihre eigenen Gefühle aus. Irgendwie hatte sie nicht erwartet, dass er so engagiert war. Es war wundervoll und gefährlich zugleich für sie, weil es sie einander näher brachte, als ihr lieb sein durfte. Dennoch fragte sie: „Möchten Sie sich ein wenig umsehen?“
„Wenn Sie Zeit haben …“ Einen solchen Anfang hatte er sich erhofft. Heute litt sie wohl nicht mehr unter dem Schock, und er wurde nicht durch ihren wundervollen Körper in einem Kleid irritiert, in dem sie fast nackt gewirkt hatte. Zumindest auf ihn.
Heute trug die Prinzessin Reitkleidung, maßgeschneidert, sodass sie wie eine zweite Haut auf ihrem Körper lag. Ihre cremefarbene langärmelige Bluse war beinahe bis zum Hals zugeknöpft. Trotzdem spielte seine Phantasie verrückt, als sie vor ihm auf die Ställe zuging.
Sie hatte den graziösen Gang einer Gazelle. Er stellte sich vor, wie sie dahinritt, ihre langen schwarzen Haare im Wind wehend. Er mochte die Frisur, die sie heute trug. Sie hatte das Haar mit einer Spange so gebunden, dass ihr schlanker Hals und ihre klassischen Züge zur Geltung kamen.
Hugh brachte sich mit Mühe dazu, sich auf den Grund seines Kommens zu konzentrieren. Es war nicht leicht. Er war froh, gleich darauf eine Reihe der königlichen Pferde vor sich zu sehen. Ihre großen ausdrucksvollen Augen musterten ihn neugierig.
Die meisten waren Rotschimmel, wundervolle Tiere, sicherlich zäh, trittfest und intelligent. Sein Herz schlug schneller. Was konnte er nicht alles mit diesen Schönheiten und einem Hengst wie Carazzan erreichen …
Adrienne fiel sein Schweigen auf. „Wie finden Sie sie?“
„Ich finde, Sie haben Außergewöhnliches geleistet, Eure Hoheit.“
Sie zog die feinen Augenbrauen zusammen. „Sie nennen mich jetzt bei meinem Titel? Sie müssen beeindruckt sein.“
„Ich lobe gern, wo Lob angebracht ist“, meinte er. „Das sind die schönsten Pferde, die ich seit langem gesehen habe.“
Sie seufzte leise. „Wenn Sie es sagen, ist es wirklich ein Kompliment.“
„Warum ausgerechnet von mir?“
„Ihr Ruf als Züchter, der Erfolg Ihrer Pferde bei so vielen schwierigen Turnieren, selbst auf der Olympiade … sind eindrucksvolle Referenzen.“
„Aber es reicht nicht aus, dass Sie für mich den roten Teppich ausrollen lassen, oder?“
Sie lächelte trocken. „Rote Teppiche sind allein mir vorbehalten.“
Wie das Land, das er nördlich der Hauptstadt gekauft hatte.
„Hätte ich das Land nicht gekauft, hätte irgendein Außenseiter es getan und genau das ausgeführt, was ich vorhabe“, sagte er, als ihm der Grund ihrer Antipathie gegen ihn einfiel. „Prinz Michel ist sehr bemüht, fremde Investoren nach Nuee zu holen.“
Ihr Gesicht verdüsterte sich. „Wir beide wissen, das ist nicht der wahre Grund, warum er will, dass Sie die Pferdezucht aufbauen.“
„Ich werde mich
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