Romana Exklusiv 0176
Spendierfreude“, erwiderte Jean. „Unsere Vorstandsmitglieder haben sich geradezu überschlagen, als er im Büro war. Er ist einfach umwerfend. Ich war mit ihm im Aufzug und habe während der ganzen Fahrt gebetet, dass das Ding stecken bleibt. Dabei bezweifle ich, dass er die Gelegenheit genutzt hätte.“ Sie strich sich theatralisch über ihre etwas rundlichen Hüften. „Andererseits sagt man, die Italiener mögen fülligere Frauen. Diesem Ideal dürfte ich ziemlich nahe kommen.“
„Er ist Italiener?“, fragte Mina erschrocken.
„Ja … und soeben eingetroffen.“
„Wo?“
„Na, da!“
Jetzt hatte Mina ihn entdeckt. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie ihn sah. Sie spürte, wie ihr der kalte Schweiß auf der Stirn stand und ihre Beine jeden Moment nachzugeben drohten.
„Cesare Falcone“, flüsterte Jean. „Von Falcone Industries. Da staunst du, was? Soweit ich gehört habe, hat Mr. Barry ihm bei irgendeinem offiziellen Dinner unser Rundschreiben gegeben. Davon war er anscheinend so beeindruckt, dass er gleich ein Treffen vereinbart hat. Stell dir vor, er hat sogar meinen Artikel über Abfallverwertung erwähnt!“
„Hat er das?“, erkundigte sich Mina, deren Mund plötzlich ganz trocken war.
Dann wandte sie sich von Jean ab und eilte in den Waschraum. Glücklicherweise war niemand sonst hier. Sie atmete tief durch.
Cesare wieder zu sehen, wo sie am wenigsten damit rechnete – eigentlich hatte sie überhaupt nicht damit gerechnet, ihm je wieder zu begegnen –, brachte sie vollkommen aus der Fassung. Gerade als sie glaubte, dass ihr Leben langsam eine Wendung zum Positiven nehmen könnte, musste sie einen solchen Schock erleiden!
Noch immer wurde sie wütend, wenn sie daran dachte, was vor vier Jahren geschehen war. Sie war damals frisch vom College gekommen und hatte dank ihrer ausgezeichneten Abschlüsse den Traumjob bei Falcone Industries erhalten – als Assistentin von Cesare Falcone. Drei Monate später hatte man sie von einer Minute auf die andere entlassen und mit einem Hausverbot belegt.
Aber als wäre das noch nicht beschämend genug gewesen, hatte man ihr sogar ein Zeugnis verweigert. Dadurch klaffte eine unschöne Lücke in ihrem Lebenslauf. Cesare Falcone hatte ihre Karriere ruiniert.
Das Schlimmste war, dass sie, Mina, sich selbst einen Teil der Schuld an alldem geben musste. Sie hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen – sie hatte sich in ihren Chef verliebt. Niemals würde sie jenen Abend vergessen, als er mit ihr auf einen gelungenen Abschluss angestoßen hatte. Sie hatte sich ihm, ohne zu zögern, hingegeben. Bis heute erinnerte sie sich daran, dass es ihr unmöglich gewesen war, ihm zu widerstehen. Statt auf ihren Verstand zu hören, hatte sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen.
Sie hasste sich dafür, dass sie so dumm gewesen war. Es war naiv, zu glauben, für ihn wäre es mehr als eine belanglose Affäre. Und sie hatte sich danach so sehr geschämt, dass sie sich nicht traute, die fristlose Kündigung anzufechten. Wegen „geschäftsschädigenden Verhaltens“ hatte man ihr gekündigt, wobei sie keine Ahnung hatte, was man ihr vorwarf. Noch heute schauderte sie, wenn sie an damals dachte.
Doch jetzt musste sie sich zusammennehmen und zu den Gästen zurückkehren. Zweifellos würde sie im Verlauf des Abends mit Cesare sprechen müssen.
Als Mina in den großen Saal trat, hielt Edwin Haland gerade seine Begrüßungsrede. Auf Zehenspitzen schlich sie sich an einen der Tische am Eingang und setzte sich neben Jean. Ihre Kollegin sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht mit ihr stimmte. „Sag nicht, dich erwischt diese Grippe jetzt auch?“
„Nein, nein, ich bin nur ein wenig erschöpft.“ Unglücklich betrachtete Mina den vollen Teller, den Jean ihr hingestellt hatte. Nach Essen war ihr momentan wirklich nicht zumute.
Cesare saß am Ehrentisch, und Mina bemühte sich, nicht in seine Richtung zu sehen. Es wollte ihr jedoch nicht gelingen. Jean hatte ihn „einfach umwerfend“ genannt. Und genau diese Wirkung hatte er vom ersten Moment an auf sie, Mina, gehabt. Dabei hatte sie sich bei ihrem Vorstellungsgespräch vor vier Jahren ganz und gar darauf konzentrieren müssen, die richtigen Antworten auf seine strengen Fragen zu finden.
Danach war sie erstaunt, dass sie die Stelle überhaupt bekommen hatte, da er mehrfach ihre mangelnde Berufserfahrung angesprochen hatte. Innerhalb einer Woche nach ihrem Eintritt bei Falcone Industries war ihr klar
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