Romana Exklusiv 0176
innere Stimme sie warnte, ihre Begeisterung nicht allzu deutlich zu zeigen, liebte sie ihn doch zu sehr, um sich zurückzuhalten. Außerdem hatte sie keineswegs vergessen, dass seine Feindseligkeit – zumindest in seinen Augen – begründet gewesen war.
Es war sein gutes Recht gewesen, es ihr übel zu nehmen, dass sie ihm Susies Existenz verheimlicht hatte. Hoffentlich würde er sich mit der Zeit damit abfinden, dass er seine Tochter dreieinhalb Jahre lang nicht gekannt hatte. Und sie, Mina, war nur allzu bereit, ihm dabei zu helfen, so gut sie konnte.
„Ich liebe das Landleben“, sagte sie fröhlich.
Cesare lächelte zynisch. „Auch im Winter?“
Dann wäre ich bestimmt nicht hier, hätte sie beinah erwidert, doch in diesem Augenblick kam eine kleine, rundliche Frau auf sie zu, die ganz in Schwarz gekleidet war. Sie begrüßte sie überschwänglich auf Italienisch. Cesare stellte sie als die Haushälterin Maria vor. Maria sprach kein Wort Englisch, strahlte dafür aber so, dass Mina sogleich für sie eingenommen war. „Ich muss wohl Italienisch lernen“, stellte sie lachend fest.
„Dazu wirst du jede Menge Zeit haben.“
Sie war zwar ziemlich aufgedreht, weil er so verändert war, konnte sich aber dennoch nicht des Verdachts erwehren, dass er etwas im Schilde führte. Trotzdem verwarf sie diesen Gedanken sofort. Cesare war jetzt ihr Ehemann, und sie würde alles daransetzen, ihre Ehe so harmonisch wie möglich zu gestalten.
„Maria wird dir dein Zimmer oben zeigen. Wir essen um neun“, raunte er ihr zu.
Von der großen Halle aus wand sich eine Marmortreppe hinauf in den ersten Stock, wo die Schlafräume lagen. Das Castello war während der Jahrhunderte seines Bestehens in regelmäßigen Abständen renoviert und modernisiert worden. Alles war überaus komfortabel. Mina folgte Maria in den ersten Stock. Dort öffnete die Haushälterin die Tür zu einem großen Schlafzimmer, das ganz und gar im Barockstil gehalten war. In einer Ecke führte eine Tür in ein sehr geräumiges Badezimmer.
Nachdem Maria sie allein gelassen hatte, sah Mina sich genauer um. Alles deutete darauf hin, dass Cesare nicht mit ihr in diesem Zimmer schlafen würde. Sie errötete bei dem Gedanken an ihn. Noch vor einer Stunde hatte sie den Glauben an eine leidenschaftliche Beziehung zwischen ihnen für immer verloren gegeben. Er hatte sie nicht einmal geküsst, seit er von Susie erfahren hatte.
In den vergangenen Wochen hatte sie sich immer wieder eingeredet, wie wenig es ihr ausmachte, dass er sie nicht mehr verführen wollte. Nun musste sie sich eingestehen, wie weh ihr seine Abweisung tat. Darüber hinaus hatte sie ausreichend Gelegenheit gehabt, sich darüber klar zu werden, dass einzig ihr Stolz sie daran gehindert hatte, Susie das Leben zu ermöglichen, das ihr zustand. War es angesichts ihres egoistischen Verhaltens nicht verständlich, dass Cesare es nun für seine Pflicht hielt, Susies Bedürfnisse an oberste Stelle zu stellen?
Wieder einmal kündigte sich diese zermürbende Selbstkritik an. Mina beschloss, ein ausgedehntes Bad zu nehmen. Als sie anschließend in ihr Schlafzimmer zurückkam, stand dort eine dunkelhaarige junge Frau, die sehr elegante Kleidungsstücke für sie auf dem Bett ausbreitete.
„Das sind nicht meine Sachen.“ Mina strich mit der Hand über die feinen Seidenstoffe und die teure Spitzenwäsche. „Wo sind sie?“
Die junge Frau sah sie unsicher an. „Gefällt Sie nicht, Signora?“ Dann eilte sie zu dem Kleiderschrank, der sich über eine ganze Wand des großen Raums erstreckte und mit der elegantesten Garderobe gefüllt war.
Mina trat näher. In den Schubfächern lag wunderschöne Wäsche, die sicherlich ein Vermögen gekostet hatte. Unten in den Schränken standen unzählige Paare teurer Schuhe für alle Jahreszeiten und Gelegenheiten. Hier und da blitzten ihre Sachen hervor, die sich in diesem Rahmen geradezu schäbig ausnahmen.
Cesare hatte in den besten Modehäusern für sie eingekauft. Für heute Abend hatte er offensichtlich ein schulterfreies schwarzes Kleid ausgewählt. Es war atemberaubend elegant – und verführerisch. Nachdem Mina die junge Frau entlassen hatte, zog sie sich an und steckte das goldblonde Haar zu dem Knoten auf, den sie so gern trug. Sie konnte nicht widerstehen und betrachtete sich fasziniert im Spiegel. Immer wieder strich sie über den edlen Stoff, der ganz leise raschelte. Das Kleid saß wie maßgeschneidert.
Sie leugnete nicht, dass sie elegante Kleidung
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