Romana Exklusiv 0176
liebte, selbst wenn sie nie ein Problem damit gehabt hatte, ohne auszukommen. Außerdem fühlte sie sich geschmeichelt, weil Cesare sie heimlich neu eingekleidet hatte.
Von jetzt an lebte sie in einer Welt, in der die Leute sich zum Abendessen umkleideten, und das nicht nur, wenn Gäste kamen.
Mina eilte die Treppe hinunter. Die schwarzen Sandaletten mit den kleinen Absätzen machten auf den Marmorfliesen jenes Geräusch, das sie schon als kleines Mädchen fasziniert hatte.
Sie konnte es kaum erwarten, Cesare zu sehen. Sobald sie in der Halle ankam, tauchte ein Hausangestellter auf, der ihr schweigend und höflich zurückhaltend folgte. Als er merkte, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie gehen sollte, öffnete er eine der schweren Eichentüren.
Durch die großen Fenster des Speisesaals sah man den Sonnenuntergang. Es war ungemein romantisch. Und da war Cesare, dessen dunkles Haar im Licht schimmerte. Er trug ein weißes Dinnerjacket, das seine schlanke, große Gestalt auf betörende Weise hervorhob. Da er im Gegenlicht stand, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen.
„Du siehst genauso zufrieden aus, wie ich es erwartet habe“, sagte er leise.
War da wieder dieser Unterton? Nein, sie wollte keinen Argwohn hegen, der ihr die Stimmung verdarb. „Die Kleider sind wunderschön. Die Überraschung ist dir gelungen“, erwiderte Mina atemlos. „Vielen Dank.“
„Nicht der Rede wert. Ich kann es mir in meiner Position nicht leisten, dass meine Frau schlechter gekleidet ist als das Personal.“
Es schien ihr, als hätte er ihr eine Ohrfeige versetzt. Stumm beobachtete sie, wie er dem Diener auf Italienisch Anweisungen gab. Soweit sie verstand, hieß er Paolo. Dann servierte man ihr ein Glas Champagner. Mit zittriger Hand nahm sie es vom Tablett.
„Worauf trinken wir? Auf die Institution Ehe?“, fragte Cesare zynisch. „Oder auf deinen Rückzug aus der Welt, die du so sehr liebst?“
„Bitte?“ Mina überlegte, was all das zu bedeuten hatte.
Cesare trat einige Schritte vor, sodass sie ihn besser erkennen konnte. „Du magst vielleicht nicht aussehen wie eine Nonne, aber du bist im Begriff, ein klösterliches Leben aufzunehmen.“ Er sah überaus zufrieden aus.
„Bist du betrunken?“, flüsterte sie ängstlich.
Cesare lachte. „Du hast mich bisher nicht gefragt, wo du wohnen wirst. Jetzt kann ich es dir sagen. Du wirst hier leben.“
„Hier?“, wiederholte sie verständnislos.
„Du wirst nicht mit mir nach London zurückkehren.“
„Ich dachte …“, begann sie.
„Dann dachtest du falsch“, unterbrach er sie. „Ich kann meine Arbeit von überall aus machen. Die moderne Technologie macht’s möglich. Ich werde zwar hin und wieder wegfliegen müssen, aber du wirst hier bleiben und deine Energie einzig darauf verwenden, unserer Tochter eine gute Mutter zu sein. Das dürfte dich hinreichend ausfüllen, wenn man bedenkt, wie wenig Übung du auf diesem Gebiet hast.“
Mina trank einen Schluck Champagner, weil ihr Mund plötzlich wie ausgetrocknet war. „Wenn das Leben hier wirklich so einsam ist, wie du sagst, dann dürfte es für Susie wohl kaum das Richtige sein.“
„Das ist es sehr wohl. Ich habe dem nächsten Dorf unlängst einen Kindergarten und eine Grundschule gestiftet. Es liegt nur drei Kilometer entfernt von hier.“
„Aber Susie spricht nicht einmal Italienisch!“, entgegnete sie entsetzt.
„Dann wird es Zeit, dass sie es lernt. Schließlich ist ihr Vater Italiener, was sie zur Halbitalienerin macht. Außerdem lernen Kinder in ihrem Alter mühelos Fremdsprachen. Und ich will, dass sie zweisprachig aufwächst.“
Jetzt erst begriff sie, was er vorhin gemeint hatte. Offensichtlich ging er davon aus, dass sie großen Wert auf Nachtleben und Einkaufsmöglichkeiten legte.
War er so verbittert, dass er ihre Ehe mit allen Mitteln unglücklich machen wollte?
„Zeit fürs Abendessen“, erklärte er leise. Er legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sie sanft zum Tisch. „Du stehst unter Schock, stimmt’s?“
„Mir fällt beim besten Willen kein Grund ein, weshalb du mich so behandelst“, antwortete sie verzweifelt.
Cesare beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr ins Ohr: „Wenn du dir einen Liebhaber nimmst, bringe ich dich um.“
Wenn sie sich einen Liebhaber nahm? Wie konnte er an ihrem Hochzeitstag an so etwas denken? Mina saß stumm an dem festlich gedeckten Tisch. Wer von ihnen beiden würde wohl zuerst durchdrehen?
7. KAPITEL
Paolo öffnete eine zweite
Weitere Kostenlose Bücher