Romana Exklusiv 0176
wie Gideon bei den Mengen so schlank bleiben konnte.
„Ich arbeite auch hart“, sagte er, als habe er ihre Gedanken erraten. Merry knabberte an einem Hühnerbein. Sie war froh darüber, dass sie sich an einen Tisch in einiger Entfernung von Linda gesetzt hatten.
„Wie ist es mit Anthea gelaufen?“
„Wir haben uns nicht lange unterhalten. Aber ich glaube, wir mögen uns leiden.“
„Du hast dich noch nicht entschieden, ob wir ihr die Wahrheit sagen sollen?“
„Ich bin noch ein bisschen unsicher“, gestand Merry. Sie blickte hinüber zu Samuel und Anthea, die miteinander plauderten.
Gideon folgte ihrem Blick. „Nach ihrem Zusammenbruch ist meinem Vater deutlicher als zuvor bewusst, wie wichtig Anthea für ihn ist. Ich glaube, ohne sie würde er nicht weiterleben wollen“, fügte er ernst hinzu. „Wundervoll, eine solche Liebe, nicht wahr?“
Sie nickte.
Gideon schob seinen Teller von sich. „Und du wagtest zu denken, ich begehrte Anthea für mich selbst!“
Merry verschluckte sich fast. „Das hast du gewusst?“
„Natürlich. Ich hätte dich dafür ohrfeigen können.“
Errötend versuchte Merry, sich gegen seinen Zorn zur Wehr zu setzen. „Wie sollte ich wissen …“
„Wie solltest du es nicht wissen? Ich habe dir gesagt, sie ist meine Mutter!“
„Du nennst sie aber nicht so.“
„Natürlich nicht, das klänge ziemlich merkwürdig. Doch sie war in all den Jahren meine Mutter, meine Vertraute und Freundin. Von dir kann ich natürlich kein Verständnis dafür erwarten.“ Merry schluckte schwer, und die Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Verflixt, Merry, es tut mir leid.“ Er griff nach ihrer Hand. „Das war gemein von mir.“
„Gemeinheit ist eine Stärke von dir!“ Sie entzog ihm heftig ihre Hand. „Ich glaube, ich werde in meine Kabine gehen. Ich bin müde.“
„Ich komme mit dir.“
„Nein! Geh doch zu Linda! Ich bin sicher, sie wird sich über deine Gesellschaft freuen.“
„Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir, Merry? Ich habe gedankenlos gesprochen und mich dafür bei dir entschuldigt. Du hast keinen Grund, beleidigt abzurauschen.“
„Ich bin nicht beleidigt.“ Sie erhob sich geräuschvoll. „Ich habe nur deine Gesellschaft satt.“
Gideons Augen funkelten wütend. Aber bevor er noch eine passende Erwiderung gefunden hatte, war Merry bereits gegangen. Sie stöhnte beinahe laut auf, als Linda ihr in den Weg trat. Die bissigen Bemerkungen dieser Frau waren das Letzte, was sie jetzt ertragen konnte. Merry war viel zu aufgebracht, um beherrscht Beleidigungen anzuhören.
„Ihr habt euch wohl wieder mal gestritten?“, fragte Linda belustigt. Sie trug einen leuchtend roten Bikini, der nur sehr wenig von ihrer ausgezeichneten Figur verhüllte. Ihre sexuelle Ausstrahlung spürte selbst Merry.
Sie verzog den Mund. „Was geht Sie das eigentlich an, Miss Martin?“
Linda lehnte sich an die Reling und bewunderte scheinbar ausgiebig die See. Doch ihre Augen blickten hart, als sie sich wieder Merry zuwandte. „Gideon mag keine schwierigen Frauen“, stieß sie hervor.
„Vielen Dank für den Ratschlag.“
„Oh, es ist kein Rat.“ Linda lächelte humorlos. „Es ist die Wahrheit. Wenn Sie es zu weit treiben, wird Gideon aufgeben und sich einer anderen zuwenden.“
„Ihnen vielleicht?“
Provozierend befeuchtete Linda sich die vollen Lippen. „Vielleicht.“
„Und Ihr Verlobter?“
Linda machte eine wegwerfende Handbewegung. „Er bleibt mein Verlobter. Ich mache mir über Gideon keine Illusionen. Er wird niemals heiraten.“
„Und während Sie Gideons neueste Errungenschaft spielen, muss Michael geduldig zusehen und abwarten, bis Sie Ihr Verhältnis beendet haben?“
„Warum nicht?“
Merry blickte hinüber zu Michael, der scheinbar schlafend in einem Liegestuhl lag. Sein Körper war schlank, aber kräftig und gut durchtrainiert. Bei Tageslicht besehen war er wohl ein paar Jahre älter als Gideon, aber ebenfalls sehr attraktiv.
Sie sah Linda direkt ins Gesicht. „Falls Sie sich für Gideon entscheiden, lassen Sie es mich wissen. Ich glaube, es lohnt sich, Michael zu trösten.“ Während Linda noch nach einer passenden Antwort suchte, stieg Merry die Treppe zu den Kabinen hinab.
In der kühlen Sicherheit ihrer Kabine angelangt, ließ sie sich aufs Bett fallen. Sie hatte zwar das letzte Wort behalten, dennoch fühlte sie sich nicht gut. Sie wusste auch nicht, warum sie eigentlich so geprahlt hatte. Merry war wütend auf alle und jeden, auf
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