Romana Exklusiv 0176
aus.“
„Ich bin sicher, du traust mir zu viel zu.“
„Das glaube ich nicht. Aber ich warne dich. Lass Michael in Ruhe, oder du bekommst es mit mir zu tun. Jetzt lasse ich dich allein.“
„Willst du zu Linda?“ Merry konnte diese Bemerkung einfach nicht unterdrücken.
Gideon, der bereits in der Tür stand, drehte sich zu ihr um. „Wenn es so ist, so geht es dich nichts an. Wie ich bereits sagte, du bist nicht wirklich meine Freundin.“ Dann ging er.
Merry seufzte. Nein, sie war nicht seine Freundin, aber vor wenigen Minuten wäre sie beinahe seine Geliebte geworden. Jetzt wusste sie, warum sie so ärgerlich auf ihn und so unzufrieden mit sich selbst war.
Sie hatte sich in Gideon Steele verliebt!
Doch kann ein Mädchen sich in einen Mann verlieben, den sie nicht leiden kann? Merry wusste es nicht, und doch war es geschehen. Es war verrückt, ja sogar dumm, aber sie liebte Gideon.
Mit ihm verband sie mehr als je mit einem anderen Mann. Sie hatte ihm ihr heftiges Temperament gezeigt, war gemein zu ihm gewesen. Er hatte sie krank gesehen, sie hatten das Bett miteinander geteilt. Und beinahe hätte sie mit ihm geschlafen. Nicht an Merrys Zurückhaltung lag es, dass es nicht dazu gekommen war. Es war Gideon, der die Situation beherrscht hatte.
Und jetzt saß sie fest auf dieser Yacht! Beinahe zwei volle Wochen musste sie noch mit diesem Mann verbringen. Er liebte sie nicht und würde es niemals tun. Linda Martins Warnung war überflüssig gewesen. Merry wusste auch so, welche Art Mann Gideon war.
Die Liebesszene war eine Folge ihres engen Beisammenseins in der letzten Nacht. Sie hatte Gideons Begierde geweckt. Er war ein sinnlicher Mann, und ihr Entgegenkommen hatte das Übrige getan.
6. KAPITEL
Trotz des schönen Wetters verbrachte Merry den größten Teil des Nachmittags in ihrer Kabine. Sie fühlte sich nicht in der Lage, Gideon unbefangen gegenüberzutreten. Nur ein kurzer Besuch Michaels erlöste sie vorübergehend aus ihrer Langeweile.
„Wie fühlen Sie sich?“
„Wesentlich besser.“ Sie lächelte. „Ich weiß nicht, was Sie mir gegeben haben, aber es hilft.“
„Das soll es auch. Keine Nachwirkungen?“
Merry verzog das Gesicht. „Ich bin nur müde.“
„Möchten Sie nicht lieber ein bisschen die Sonne genießen?“
„Im Moment nicht.“
„Dann gehe ich jetzt besser wieder an Deck, bevor Gideon Linda überzeugt, es sei ein Fehler, mich zu heiraten.“
Die Worte waren leicht dahingesprochen, dennoch spürte Merry den Schmerz, der sich dahinter verbarg. „Das würde Gideon nicht tun“, versicherte sie.
„Nein.“ Michael erhob sich schwerfällig. „Wahrscheinlich nicht.“
Sie betrachtete ihn besorgt. „Vielleicht komme ich doch lieber mit an Deck.“
Trotz ihrer Versicherung schien Michael an der Harmlosigkeit von Gideons Beziehungen zu Linda zu zweifeln, und Merry ging es genauso. Als sie an Deck kamen, lagen Gideon und Linda nebeneinander auf ihren Liegestühlen, Gideon in einer knappen dunkelblauen Badehose, die wenig der Phantasie überließ.
Er drehte den Kopf in ihre Richtung. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen, doch um seinen Mund zeigte sich ein verkniffener Zug, als er die beiden Arm in Arm auf sich zukommen sah. Merry spürte wieder den alten Groll über sein arrogantes, besitzergreifendes Benehmen. Wer gab ausgerechnet ihm das Recht, sie vorwurfsvoll anzusehen?
„Hast du Hausbesuche gemacht, Darling?“, erkundigte sich Linda spitz bei ihrem Verlobten.
„Kabinenbesuche“, verbesserte er und schob Merry einen Stuhl zurecht. „Ich habe Merry überreden können, uns Gesellschaft zu leisten.“
„Wie nett.“ Lindas Ton zeigte deutlich, wie sie es meinte.
Die ganze Zeit spürte Merry Gideons Blick auf sich. Da er aber die Sonnenbrille nicht absetzte, konnte sie seine Gedanken nicht erraten.
Sie kramte ihre eigene Sonnenbrille hervor und setzte sie demonstrativ auf. So!
Michael schlug Linda vor, ein wenig an Deck spazieren zu gehen, und zu Merrys Missvergnügen stimmte Linda zu.
Nach dem Abgang der Verlobten wurde das Schweigen immer bedrückender. Wieder wurden ihre Blicke wie hypnotisiert von Gideon angezogen. Wie war es ihm nur gelungen, eine so tiefe Sonnenbräune zu erreichen? Nicht der kleinste Streifen blasser Haut war zu sehen.
„Nacktsonnen“, sagte er spöttisch.
Merry wurde tiefrot. „Wie bitte?“, fragte sie möglichst verständnislos.
„Ich bin so braun, weil ich nackt gesonnt habe.“ Er setzte sich auf.
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