Romana Exklusiv 0186
hatte.
„Ich habe dich vor die Wahl gestellt.“
„Unter Druck gesetzt, wollten Sie wohl sagen!“
Er zuckte die Schultern. „Um im Leben zu erreichen, was man will, muss man entschlossen sein, und keiner kann über seinen Schatten springen. Dein Bruder, glaub mir, hätte Erfolg, wenn er sich die Mühe machte, seine Mitmenschen in ihrem Verhalten zu beobachten. Stattdessen geht er ganz in sich selbst auf und ist egoistisch bis zum Gehtnichtmehr.“
„Vielleicht liegt das in der Familie“, entgegnete sie scharf. „Passen Sie auf, dass ich Sie nicht benutze, um an Ihr Vermögen heranzukommen.“
„Wenn es so wäre, hättest du meinen Antrag vor zwei Jahren begeistert angenommen.“
„Vielleicht wusste ich damals noch nicht, dass arbeiten, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, schrecklich langweilig sein kann. Vielleicht war mir noch nicht klar, dass es befriedigender ist, sich einen Pelzmantel von einem reichen Kerl schenken zu lassen, als ihn sich in einem Secondhandshop selbst zu kaufen.“
Er warf einen kurzen Blick auf ihre Persianerjacke. „Das Einzige, was bei euch in der Familie liegt und du mit deinem Bruder gemeinsam hast, ist der helle Teint. Du müsstest in einen champagnerfarbenen Nerz gehüllt reizend aussehen. Wir werden zu unserer Hochzeit nach Griechenland fliegen, denn ich kann meine Mutter niemals dazu überreden, nach England zu kommen. Damit wäre die Sache also geklärt.“
„Wie herrschsüchtig Sie doch sind!“ Alles an ihm ärgerte Bliss: jedes schwarze Haar auf seinem Kopf, jeder seiner Gedanken, während er sie abschätzig musterte.
„Der Handel mit Menschen fällt einem Griechen wohl nicht schwer! Wie ich sehe, macht es Ihnen nichts aus, mich zu kaufen!“
Er schüttelte gelassen den Kopf. „Du bist jedes Geld wert, Bliss. Und zu diesem Preis noch sehr günstig.“
„Hol Sie der Teufel!“ Bliss zuckte zurück vor dem Zynismus in seinem Blick. „Sie sind der lebende Beweis dafür, dass der Teufel seinen Leuten hilft.“
„Wer weiß, vielleicht hat er mich gezeugt.“ Lukas Angelos lachte kehlig auf. „Der Sage nach streifen die alten Götter und Satyre durch die Berge Griechenlands, und so, wie du mich ansiehst, fragst du dich offenbar, wann du meinen Pferdefuß entdecken wirst.“
„Sie … Sie werden doch hoffentlich Wort halten, was meinen Bruder betrifft?“
„Ein Grieche bricht sein Wort so gut wie nie, Bliss. Geschäft ist Geschäft.“
„Das klingt gerade so, als wären wir auf einem Markt.“
„Wäre es dir lieber, wenn ich in leidenschaftlichen Worten zu dir spreche? Würdest du gern hören, dass du mich an jene geheimnisvolle Seerose erinnerst, die, weiß wie das Mondlicht, im Tümpel des versunkenen Gartens auf Cathlamet treibt?“
Bliss blickte ihn fassungslos an. Sah in ein Gesicht gleich jenen, die die Griechen vor langer Zeit auf ihre Münzen geprägt hatten. Zwischen den beiden Kragenspitzen seines weißen Hemds saß die metallgraue Krawatte mit perfekt gebundenem Knoten. Derselbe Grauton fand sich in seinem Anzug, der ihm wie eine glatte Rüstung saß. Er war nicht hübsch. Dieses Wort verwendete man in Zeitschriften für Filmstars.
Lukas Angelos war ein Herrscher und Gebieter.
„Ich will nach Hause!“, schrie sie. „Ich will allein sein!“
„Ich bringe dich zurück.“ Doch sekundenlang rührte er sich nicht, und wieder fühlte sich Bliss von seinem Blick gefangen. Unruhig ging sie zur Tür und versuchte, die Klinke herunterzudrücken. Vergeblich.
„Die Tür lässt sich erst öffnen, wenn ich einen Knopf unter meinem Schreibtisch betätigt habe.“ Er ging zu seinem Sekretär. „Ich habe vor, dich nach Hause zu fahren, Bliss. Mach also nicht länger ein Gesicht, als wolltest du fliehen, um dein Leben zu retten.“
„Wenn ich das nur könnte!“
„Und den heiß geliebten Justin im Gefängnis schmoren lassen? Ich habe den Knopf gedrückt. Also geh jetzt – ich halte dich nicht davon ab. Geh und fühle dich frei von deinen Verpflichtungen. So einfach ist das.“
Sie blickte starr auf die Tür und verspürte den Drang, genau das zu tun. Warum auch nicht? Nicht, dass Justin das von ihr erwartete Opfer wert wäre. Er war egoistisch und leichtsinnig und betrachtete es als selbstverständlich, dass sie zu ihm hielt.
Aber in dem Mann, zu dem er herangewachsen war, steckte irgendwo noch der blonde Junge, mit dem sie auf dem Moor gespielt hatte. Der Junge, mit dem sie ausgeritten war und in den Flüsschen der Moorlandschaft
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