Romana Exklusiv 0186
die Schultern. „Irgendwann hat er mal von Ihrem Haus in Trápani gesprochen, glaube ich“, erwiderte sie ausweichend. „Ich hatte den Eindruck, es sei sehr schön.“
„Edward und Sie scheinen sehr intime Gespräche zu führen“, stellte Giancarlo fest. Seine Stimme klang kühl. Dass sie und Edward sich über ihn unterhielten, gefiel ihm überhaupt nicht.
Natalia ärgerte sich über ihre Dummheit. Es tat ihr leid, Giancarlo gegenüber eine Grenze überschritten zu haben.
Obwohl sie spürte, dass er über dieses Thema nicht reden wollte, hatte sie das Gefühl, etwas erklären zu müssen. „Edward hat seinen Sohn sehr vermisst, und er schien jemanden zu brauchen, mit dem er über ihn sprechen konnte. Deshalb habe ich ihm zugehört. Marco hat wohl viel Zeit bei Ihnen auf Sizilien verbracht. In dem Zusammenhang hat Edward Ihr Haus erwähnt.“ Ihre Stimme klang sanft.
Giancarlo wandte den Blick ab. Sie befürchtete, durch ihre Worte alte Wunden wieder aufgerissen zu haben, und ging spontan auf ihn zu.
„Glauben Sie mir, er hat nichts Persönliches über Sie gesagt“, versicherte sie ihm.
Er lächelte verbittert. „Ich war zehn, als Edward und Alegra geheiratet haben. Zwei Jahre später wurde Marco geboren. Er war für mich wie ein Bruder. Nach seinem plötzlichen Tod voriges Jahr war ich sehr erschüttert. Ich bin seitdem nicht mehr auf Sizilien gewesen. Alegra verfiel in Depressionen, während Edward …“ Er zögerte kurz. „Edward hat Mittel und Wege gefunden, sich abzulenken“, stieß er dann hervor. „Genau deshalb hat er auch die Firma so vernachlässigt. Das muss jetzt anders werden“, fügte er energisch hinzu. „Als Erstes wird mein Expertenteam die Leute hier auf Vordermann bringen, während Edward endlich seine nicht mehr ganz so harmonische Ehe in Ordnung bringen kann.“
Der letzte Satz klingt wie eine Drohung, dachte Natalia verständnislos. Edward hatte ihr erzählt, was damals passiert war. Marco war bei Giancarlo auf Sizilien gewesen, als der tragische Unfall passierte. Ohne Giancarlos Einverständnis und ohne sein Wissen hatte Marco den Ferrari heimlich für eine Spritztour benutzt. Dann hatte er die Kontrolle über den schnellen Wagen verloren und war bei dem Zusammenstoß mit einem anderen Auto ums Leben gekommen.
Seine Familie war zutiefst erschüttert gewesen. Nach der Beerdigung auf Sizilien war Giancarlo aufs Festland geflogen und wochenlang untergetaucht. Niemand hatte gewusst, wo er sich aufhielt. Alegra hatte sich aus Schmerz und Kummer völlig zurückgezogen und niemanden mehr an sich herangelassen.
Der Tod seines Sohnes hatte Edward genauso getroffen wie alle anderen. Aber er hatte sie, Natalia, gefunden, und das war für ihn ein gewisser Trost.
„Es gibt noch nicht einmal ein Foto von Marco in Edwards Büro“, stellte Giancarlo verächtlich fest.
„Er hat es in den Safe gelegt, weil er den Anblick nicht mehr ertragen konnte“, erwiderte sie.
Als das Telefon läutete, war Giancarlo froh über die Ablenkung. Dann brauchte er wenigstens nicht mehr darüber nachzudenken, was für wichtige Unterlagen in dem Safe liegen mochten. Zum Teufel mit Natalia Deyton, dachte er und griff nach dem Hörer. Und zum Teufel mit der Idee, diese Frau zu verführen. Er hatte genug von ihr und wollte sie nicht mehr sehen.
Während Giancarlo sich mit dem Anrufer, einem seiner Direktoren aus Mailand, unterhielt, wollte Natalia den Raum verlassen.
„Bleiben Sie hier“, forderte er sie jedoch auf.
Sie blieb stehen und warf ihm über die Schulter einen fragenden Blick zu. Sie wirkte seltsam traurig, und man merkte ihr an, wie sehr das Thema von vorhin sie bedrückte.
Hatte sie Edward auch so angesehen, als er mit ihr über seinen Kummer und Schmerz sprach? Wenn ja, dann wunderte Giancarlo sich nicht, wie gern Edward sich von ihr hatte trösten lassen, denn offenbar fühlte er sich genauso zu dieser Frau hingezogen wie sein Schwager.
Aber ich will mich nur rächen, weil sie den Mann meiner Schwester verführt und sie noch unglücklicher gemacht hat, als sie nach Marcos Tod sowieso schon war, mahnte er sich sogleich. O ja, er würde Natalia aus Rache verführen, aus keinem anderen Grund. Plötzlich ging es ihm wieder besser. Das Spiel konnte weitergehen. Er ließ sich in den Sessel sinken, redete mit seinem Mitarbeiter und forderte Natalia mit einer Handbewegung auf, sich in den anderen Sessel zu setzen.
Sie blieb jedoch stehen, was ihn nicht überraschte. Sie suchte wohl Streit mit
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