Romana Exklusiv 0187
eine so gleichgültige Chefin geworden, Virginia?“, tadelte Jordan. „Bridget arbeitet für dich, sie hat deinen Job für dich erledigt, und sie hat ihn gut erledigt, also zeig wenigstens ein bisschen Interesse.“
„Ich habe Urlaub, Jordan“, entgegnete Virginia. „Und ich habe andere Dinge im Kopf. Das verstehen Sie doch, nicht wahr, Bridget?“
„Ja, natürlich“, versicherte sie, geschmeichelt über Jordans Lob. Da Mortimer unschlüssig wirkte, ob er Virginia gegen die Kritik ihres Bruders verteidigen sollte oder nicht, wechselte Bridget rasch das Thema. Jordans wissend-verächtliches Lächeln brach ihr fast das Herz, und deshalb zog sie sich schon bald auf ihr Zimmer zurück.
Virginia und Mortimer verließen Delhi am nächsten Morgen.
Nachdem ihr Taxi abgefahren war, wandte Jordan sich zu Bridget um. „Wann musst du wieder los?“
„Vielleicht gar nicht“, erwiderte sie. „Was noch fehlt, kann ich auch hier in Delhi bekommen. Ich will mir heute Vormittag ein paar Muster ansehen und anschließend private Einkäufe in der Silberstraße erledigen.“
Stirnrunzelnd betrachtete er ihre dünne weiße Bluse und den engen rosa Rock. „Kannst du auf dich selbst aufpassen, oder soll ich Anand Bhandari bitten, dir einen Wagen mit Chauffeur zu schicken?“
„Ich bin kein Familienmitglied, Jordan“, beschwerte sie sich gekränkt. „Im Gegensatz zu deinen Verwandten erwarte ich nicht, dass du mein Leben kontrollierst, also lass es. Oder hast du beschlossen, mich wieder als Kind zu betrachten – als Kontrast zu der begehrenswerten, interessanten Person, für die du mich gehalten hast, als du dachtest, ich hätte Erfahrungen durch eine Affäre mit deinem Cousin gesammelt?“
„Erinnere mich nicht daran! Aber wenn du dein Haar so wie jetzt zu einem Pferdeschwanz bindest, siehst du unglaublich jung aus.“
„Es ist zu heiß, um das Haar offen zu tragen.“
„Es steht dir.“
„Du meinst, es passt zu meinem Mangel an Erfahrung? Dir würde es wohl besser gefallen, wenn ich so weltgewandt und zynisch wäre wie du, oder?“
„Was würde mir besser gefallen? Die ganze Situation? So ist es“, bestätigte Jordan ruhig. „Doch du wirst nie so sein.“
„Weil ich ich bin. Du kannst mich nicht in eine andere verwandeln.“
„Das will ich auch gar nicht. Und selbst wenn – welchen Sinn hätte es? Du glaubst doch nicht an Kompromisse.“
„Nein …“
„Ein Beweis mehr, wie jung und naiv du noch bist. Erwachsene gelangen zu einer Einigung.“
„Dort, wo ich herkomme, sind Kompromisse unmodern!“ Sie zögerte und fragte sich verwundert, wie ein so alberner Streit überhaupt hatte ausbrechen können. „Worum geht es eigentlich, Jordan?“
„Ja, worum?“, wiederholte er. „Es geht darum, dass ich wünschte, du wärst … anders.“
„Willst du das wirklich?“, wisperte sie betroffen.
„Nein! Du hast recht, Bridget. Ich würde dich nur in ein Püppchen verwandeln, wenn du anfangen würdest, dich nach meinen Wünschen zu richten. Das würde es mir nur umso leichter machen, dich fortzuwerfen, wenn ich mit dir fertig bin. Du hast es doch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, oder?“
„Nein …“ Andererseits war der Gedanke durchaus verlockend, dass er sie vielleicht mögen würde, wenn sie mehr den Frauen gleichen könnte, mit denen er sonst Affären hatte – lieben würde er sie natürlich nie.
„O doch, das hast du.“ Er presste die Lippen zusammen. „Gütiger Himmel, was habe ich angerichtet? Du bist in mich verliebt!“
„Nein!“, beteuerte sie errötend.
„Ja, leugne ruhig weiter. Das ist mir allemal lieber, als würdest du mich in dem gleichen Licht betrachten wie damals meinen Cousin. Vergießt du nachts immer noch Tränen um ihn?“
„Das habe ich nur ein Mal, und das war, als ich über die Sache mit ihm hinweg war.“
„Hoffentlich kommst du über mich genauso schnell hinweg.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich muss gehen. Da ich heute Abend eine Party in der Botschaft besuche, sehen wir uns vielleicht nicht mehr.“
Als sie allein war, dachte Bridget über das Ende des Gesprächs nach. In der Nacht nach der ersten Begegnung mit Jordan hatte sie tatsächlich um Loris geweint, und danach war ihr Gemütszustand besser geworden, so als hätte ihr Herz lange vor ihrem Verstand begriffen, wer ihre wahre Liebe war.
Später rief ihr neuer Freund Jolyon an und lud sie zu einem Empfang in der Botschaft ein – vermutlich handelte es sich um die gleiche Veranstaltung, die
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