Romana Exklusiv 0187
auch Jordan besuchen wollte. Nach kurzem Zögern willigte Bridget ein. Inmitten von zahlreichen anderen Gästen würde die Situation zwischen ihr und Jordan wohl kaum so dramatisch eskalieren, als wären sie allein. Außerdem brauchte sie ein wenig Ablenkung von ihrem Kummer. Und, was am verlockendsten war, sie musste Jordan nicht begegnen, falls er abends für ein paar Minuten nach Hause kommen sollte, denn Jolyon gestattete ihr großzügig, nach dem Einkaufsbummel seine Wohnung zu benutzen und sich dort umzukleiden.
Als sie dort eintraf, erwartete er sie bereits und überschüttete sie mit Komplimenten. Später bestand er darauf, dass sie den Imbiss verzehrte, den er für sie vorbereitet hatte.
„Perfekt“, rief er begeistert, als sie in ein schlichtes Kleid mit dazu passender hüftlanger Jacke geschlüpft war.
Die ungewöhnliche tiefgrüne Farbe betonte ihr seidig schimmerndes dunkles Haar, das sie locker zurückgebunden und mit perlenverzierten Spangen zusammengefasst hatte.
„Ich habe vergessen, Make-up einzustecken“, sagte sie bedauernd.
„Ich trage auch keines, und ich würde es dringender benötigen als Sie“, tröstete er sie lächelnd. „Gehen wir.“
Auf der Party war nirgendwo eine Spur von Jordan zu entdecken, Bridget erkannte jedoch die Frau wieder, die kurz vor seiner Ankunft in Delhi im Haus vorgesprochen hatte. An den neidischen oder neugierigen Blicken, die viele der weiblichen Gäste ihr zuwarfen, merkte sie, dass ihr Begleiter der attraktivste Mann im Saal war.
Bis Jordan eintraf. Er wirkte in dem formellen Abendanzug atemberaubend souverän und sexy, neben ihm schien Jolyons jungenhafter Charme zu verblassen.
Bridget unternahm keinen Versuch, Jordans Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber sie war sich seiner so bewusst, dass sie genau spürte, wann er ihre Anwesenheit bemerkte. Sie stand allein und ein wenig abseits, weil Jolyon sich entfernt hatte, um frische Drinks zu besorgen.
Stirnrunzelnd kam Jordan zu ihr. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du hier sein würdest?“
„Ich wusste es selbst nicht“, erklärte sie mit einem gezwungenen Lächeln. „Mein Freund hat mich erst heute Vormittag angerufen, kurz nachdem du gegangen warst.“
„Wer ist eigentlich dein Freund?“, erkundigte er sich und schaute sich gelangweilt um.
„Jolyon Methven. Ist das nicht ein umwerfender Name?“ Sie entspannte sich allmählich, da Jordan nicht übermäßig feindselig wirkte. „Er erinnert mich an die Männer in den historischen Romanen, die ich als Teenager gelesen habe. Die Heldinnen waren meist Gouvernanten. Ich habe diese Bücher verschlungen!“
„Das wundert mich nicht“, meinte er kühl. „Ich kenne Methven – du auch? Hast du überhaupt eine Ahnung, was für ein Mann er ist, Bridget, oder hast du dich von seinem jungenhaften blonden Haar und den babyblauen Augen blenden lassen?“
„Ich weiß, dass er durch und durch verdorben und ein schrecklicher Zyniker ist“, räumte sie ein, noch immer lächelnd.
„Du weißt es also … Gütiger Himmel, und es gefällt dir!“
„Warum nicht? Du bist auch ein Zyniker, und bei seltenen Gelegenheiten mag ich sogar dich.“
„Danke“, erwiderte er bitter. „Und was weißt du über Zyniker, Süße?“
„Ich bin nicht so dumm, mir einzubilden, dass ich mich auf sie verlassen könnte, wenn es um mein Glück geht.“ Sie seufzte. „Du hast wirklich keine besonders hohe Meinung von meiner Intelligenz, oder? Glaubst du etwa, ich würde ebenfalls für Jolyon schwärmen?“
„Seit wann triffst du dich mit ihm?“
„Heute ist das zweite Mal, dass ich mit ihm ausgehe, seit du mich zu meinem Antrittsbesuch an der Botschaft abgesetzt hast. Dort habe ich ihn übrigens kennengelernt – aber das ist nicht deine Angelegenheit“, fügte sie spöttisch hinzu.
„Es ist meine Angelegenheit, solange du unter meinem Dach lebst“, beharrte er. „Du kannst mit mir nach Hause fahren, wenn der Empfang vorbei ist.“
„Nein …“ Bridget verstummte, als Jolyon sich zu ihnen gesellte und ihr ein Glas entgegenhielt. „Danke.“
„Stirling“, begrüßte er Jordan und erntete dafür ein arrogantes Nicken. Dann wandte er sich mit einem betörenden Lächeln Bridget zu. „Amüsieren Sie sich?“
„O ja. Ich war noch nie auf einer Botschaftsparty“, gestand sie und erwiderte das Lächeln.
„Das könnte ich für Sie öfter arrangieren“, erbot er sich mit einem herausfordernden Seitenblick auf Jordan. „Wie geht es Ihnen,
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