Romana Exklusiv 0187
kennenlernen.“
„Besser?“ Als sie ihn anschaute, hatte sie jeden Gedanken an Vorsicht vergessen.„Das ist kaum möglich, Jacob. Ich kenne dich besser, als viele andere es tun. Ich kenne dein wahres Ich, und das ist nicht die einnehmende Fassade, hinter der du dich so gern versteckst.“
„Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass du es sein könntest, die sich in mir irrt? Dass andere Menschen mich so sehen, wie ich bin, während deine Bitterkeit dich blind macht?“
„Nein, ich irre mich nicht. Ich weiß besser als jeder andere, wozu du fähig bist.“
„Wirklich?“ Seufzend lehnte er sich tiefer in den Sitz zurück. „Ich frage mich, wie du zu all den Ansichten gekommen bist. Sind es deine, oder hat jemand anders sie dir in den Kopf gesetzt?“
„Ich weiß nicht, was du meinst. Wer könnte mir etwas in den Kopf gesetzt haben?“
Jacob verzog das Gesicht. „Deine Mutter. Du hast einmal behauptet, du würdest mich schon seit Jahren kennen. Doch das stimmt nicht ganz. Ich war siebzehn, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, und knapp zwanzig, als ich das Dorf verlassen habe. In der Zeit dazwischen hat deine Mutter dafür gesorgt, dass ich meine Herkunft nicht vergesse und dir nicht zu nahe komme. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem ich vorbeigekommen bin, um dir deine Tasche zu bringen?“ Er lachte rau. „Das kannst du nicht vergessen haben.“
Helen schoss das Blut ins Gesicht. Sie wusste nur zu gut, worauf er anspielte. Auf ihrem Weg nach Hause war sie in der Bibliothek gewesen und hatte ihre Tasche dort liegenlassen. Jacob hatte sie gefunden und sie ihr nach Hause gebracht. Ihre Mutter hatte die Tür geöffnet, da Baxter an dem Tag freigehabt hatte. Herablassend hatte Patricia Sinclair mit Jacob gesprochen und ihn nicht einmal hereingebeten.
Helen erinnerte sich noch, wie ihre Mutter die Treppe hinaufgerufen hatte, dass Jacob da wäre. Barsch forderte sie sie auf, ihn schnell wieder wegzuschicken, denn Leute wie Jacob Hunt wolle sie nicht in der Nähe haben. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, leise zu sprechen, und Helen schämte sich entsetzlich.
Wortlos und mit eisiger Miene überreichte er ihr die Tasche, sodass sie es nicht mehr über sich brachte, sich bei ihm zu entschuldigen. Kurz danach verließ er das Dorf und kam nur hin und wieder zurück, um seine Mutter zu besuchen, bis diese auch wegzog. Überraschenderweise hatte er das kleine Cottage gekauft, in dem sie zusammen gelebt hatten, um gelegentlich ein Wochenende dort zu verbringen.
„Meine … meine Mutter hatte sehr festgefügte Ansichten“, erklärte Helen. „Vielleicht war sie an dem Tag ein bisschen schroff.“
„Nicht zu vergessen all die anderen Tage. Es war nicht das erste Mal, dass ich vorbeigekommen bin, um dich zu sehen, Helen. Ich wollte dich häufiger besuchen, bin aber jedes Mal abgewiesen worden. Und wenn ich angerufen habe, warst du auch nie zu sprechen.“
„Du hast mich angerufen? Aber …“ Sie verstummte, als Jacob ironisch den Mund verzog.
„Vermutlich willst du jetzt behaupten, du hättest keine Ahnung davon gehabt, dass ich angerufen habe, und niemand dir meine Botschaften ausgerichtet hat.“
„Ich habe wirklich nichts gewusst.“ Unwillkürlich legte sie die Hand auf seinen Arm. „Glaub mir, Jacob, wenn du je eine Nachricht für mich hinterlassen hast, dann habe ich sie nie bekommen.“
Er schloss seine Hand um ihre und strich sanft mit dem Daumen über ihre Finger. „Ich bin fast versucht, dir zu glauben. Ich habe es mir in all den Jahren oft genug einreden wollen.“
Sein sanftes, zärtliches Streicheln erregte sie, und sie fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Jacobs Berührungen waren gefährlich. Er war ein Mensch, der jedes Anzeichen von Schwäche zu seinem Vorteil nutzte.
Helen entzog ihm ihre Hand, bemüht, ihn nicht merken zu lassen, welche Wirkung er auf sie ausübte. „Es liegt an dir, ob du mir glaubst oder nicht.“ Gespielt gleichgültig zuckte sie die Schultern. „Offensichtlich handelte es sich um ein Missverständnis. Wahrscheinlich habe ich deine Nachrichten deshalb nicht bekommen. Ich kann mich nur dafür entschuldigen.“
Jacob lachte bitter. „Du redest wie deine Mutter. Sie wäre bestimmt stolz auf dich, obwohl ich nicht weiß, wie sie über unsere Heirat denken würde.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass sie sehr glücklich darüber wäre, wenn sie den wahren Grund wüsste“, entgegnete sie ungewollt scharf. Schnell blickte sie wieder zum
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