Romana Exklusiv 0187
unterhalten, blickte Helen zu Jacob auf.
Seine Augen funkelten spöttisch. „Du musst meiner Mutter verzeihen, Helen. Offensichtlich sieht sie mich in einem ganz anderen Licht als du.“
Er nahm ihren Arm, bahnte sich mit ihr einen Weg durch die Gäste in Richtung Ausgang und blieb ab und zu stehen, um Glückwünsche entgegenzunehmen. Helen schwieg, aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Wussten die Leute, wie Jacob wirklich war? Anscheinend nicht, denn sie lächelten ihn herzlich an, und ihre guten Wünsche waren offenbar aufrichtig gemeint. Erst als sie auf ihren Vater trafen, wagte Helen, etwas zu sagen.
„Wie geht es dir, Vater? Es ermüdet dich doch nicht zu sehr?“
Edward Sinclair schmunzelte. „Wie könnte die Hochzeit meiner Tochter mich ermüden? Ich bin viel zu glücklich, dich endlich unter der Haube zu sehen.“ Er küsste sie auf die Wange, dann streckte er Jacob die Hand entgegen. „Versprich mir, dass du immer auf sie aufpassen wirst, Jacob. Sie bedeutet mir sehr viel.“
Jacob schüttelte die Hand seines Schwiegervaters. „Das Versprechen ist leicht zu halten. Helen bedeutet auch mir sehr viel.“ Er schaute sie an.
Helen wurde ganz heiß. Einen Moment lang vermochte sie nicht, den Blick von seinen strahlend blauen Augen abzuwenden. Schließlich holte sie tief Luft und sah weg. Ich Idiot, schalt sie sich im Stillen. Natürlich bedeute ich Jacob viel. Er hat viel Mühe auf sich genommen, mich in diese Farce von einer Ehe zu drängen.
Dennoch hatte sie sich einen Augenblick lang gewünscht, er hätte etwas anderes gemeint. Aber warum? Warum wollte sie, dass Jacob etwas für sie empfand?
„Meine Damen und Herren, es tut mir leid, Sie zur Eile anzutreiben, doch das nächste Paar wartet schon. Bitte gehen Sie in den Vorraum.“ Der Standesbeamte drängte sie alle hinaus und nickte dem jungen Paar zu, das draußen wartete.
Helen beobachtete, wie die beiden in den Raum gingen. Ihre Gesichter strahlten vor Glück, als sie sich anblickten. Es machte Helen umso mehr bewusst, was für ein Hohn ihre Heirat mit Jacob war. Sie waren jetzt Mann und Frau und sollten zusammen ein neues Leben beginnen, aber was würde das für ein Leben sein?
Der Gedanke ließ Helen auch während des Mittagessens nicht los, das Jacob in einem der besten Restaurants in London für die Hochzeitsgesellschaft arrangiert hatte. Helen war fast erleichtert, als er irgendwann ihre Hand berührte und ihr ins Ohr flüsterte: „Wir sollten jetzt besser gehen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.“
Mit einem etwas beklommenen Gefühl ließ Helen sich von ihm zu seinem Auto führen, das vor dem Restaurant parkte. Jacob umfasste ihre Hand, während er auf eine Bemerkung antwortete, die einer seiner Gäste gerade gemacht hatte.
Helen hörte kaum, was gesprochen wurde. Nervös sah sie zu, wie er das Auto aufschloss und ihr die Tür aufhielt. „Wohin wollen wir überhaupt? Wozu könnten wir zu spät kommen?“
„Zum Abflug unserer Maschine.“ Er schmunzelte. „Ist es nicht Brauch, den Ort der Flitterwochen vor der Braut geheim zu halten? Aber jetzt kann ich es dir ja sagen. Wir fliegen nach Nassau. Die Maschine geht in …“ Er blickte auf seine Uhr. „… etwa einer Stunde.“
„Flitterwochen!“, rief sie fassungslos. Davon hatte Jacob nie ein Wort gesagt, denn sonst hätte sie ihm unmissverständlich klargemacht, dass sie nicht die Absicht hatte, mit ihm in die Flitterwochen zu fahren.
„Ja, sicher. Die meisten frisch verheirateten Paare machen zusammen Ferien, bevor sie sich in den grauen Alltag stürzen.“
Obwohl sie wusste, dass er sie nur aufzog, fuhr sie ihn an: „Wir sind aber nicht wie die meisten Paare, Jacob. Ich werde nicht mit dir …“
„Helen? Stimmt etwas nicht, Liebling?“ Mit besorgter Miene trat Edward Sinclair auf sie beide zu.
Helen unterdrückte ein Stöhnen. In diesem Augenblick wünschte sie ihren Vater weit fort.
„Es ist nichts. Jacob und ich wollten nur … wollten nur etwas klären“, wich sie aus.
„Was denn?“ Ihr Vater blickte auf die Hochzeitsgäste, die ihnen zum Abschied zuwinken wollten. „Einen Moment lang hätte ich schwören können, dass ihr euch streitet, aber ich hoffe, das habt ihr nicht. Nicht an eurem Hochzeitstag.“
Jacob lachte. „Doch, haben wir, Edward. Na ja, vielleicht haben wir nicht gerade gestritten, eher diskutiert, stimmt’s, mein Schatz?“
Liebevoll legte er ihr den Arm um die Schultern, zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.
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