Romana Exklusiv 0188
persönlich betrifft, für sich zu behalten. Noël und ich lieben ihn über alles, aber manchmal könnte ich ihn schlagen, weil er so stolz ist.“
Frankie nahm ein Handtuch und begann eifrig die Teller abzutrocknen. Sie würde es nicht zulassen, dass Julian Tarrant sie zu stark beeindruckte. Er wäre nicht angeschossen worden, wenn er nicht in fremden Ländern Cowboy und Indianer gespielt hätte, und sie missbilligte derartige Abenteuer.
Nachdem die vier den Abend später mit einer Tasse Kaffee beschlossen hatten, brachen Jan und Noël auf. Frankie verspürte eine zunehmende Nervosität, die sie sich jedoch nicht anmerken ließ. Während Julian seine Freunde nach draußen geleitete, spülte sie die Tassen.
Kurz darauf hörte sie, wie er in die Küche kam. Da ihr bewusst war, dass er dicht hinter ihr stand, fiel ihr beinah die letzte Tasse aus der Hand, als sie diese zum Abtropfen abstellen wollte.
„Mir ist klar, dass es für eine Stadtpflanze wie Sie schrecklich früh ist, aber wir Leute vom Lande gehen früh schlafen – sowohl hier als auch in England“, meinte er spöttisch.
Sie drehte sich zu ihm um und trocknete sich die Hände mit einem Geschirrhandtuch ab.
„Nur weil ich in London lebe, heißt das nicht, dass ich bis zur Morgendämmerung auf der Piste bin“, entgegnete sie scharf. „Ich bin eine berufstätige Frau, und das bedeutet, dass ich früh aufstehen muss. Daher liege ich für gewöhnlich um elf im Bett und lese dabei meistens noch irgendein Manuskript.“
Sein rätselhafter Blick verriet ihr, dass Julian es eher für möglich hielt, sie würde sich an einen Liebhaber schmiegen.
„Du liebe Güte, ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr Leben so eintönig ist“, sagte er leicht sarkastisch.
„Das ist es, und mir gefällt es so“, verkündete sie.
Er zuckte die Schultern. „Dann werde ich Sie nicht darum bitten, einen Schlummertrunk mit mir zu nehmen.“ Sein Tonfall ließ allerdings darauf schließen, dass Julian das ohnehin nicht beabsichtigt hatte. „Ich ziehe es auch vor, früh mit der Arbeit anzufangen. Ich benutze das Gartenhaus drüben im Hof als Arbeitszimmer und erwarte Sie dort um halb neun.“
Das war kein Vorschlag oder eine höfliche Bitte, sondern ein Befehl.
„Jawohl, Sir“, antwortete Frankie gespielt unterwürfig. „Allerdings sollten Sie Kaffee machen, denn sonst arbeiten meine Gehirnzellen am Morgen nicht.“
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, ein amüsiertes Funkeln in seinen erstaunlich blauen Augen wahrgenommen zu haben. Doch sie wagte es nicht, genauer hinzusehen, als sie an ihm vorbei durch die Tür ging und ihn dabei fast streifte.
Obwohl Frankie einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, konnte sie nicht einschlafen, als sie kurz darauf im Dunkeln in ihrem schmalen Bett lag. Julian Tarrant war unten im Haus. Schon bald würde er nach oben in sein Schlafzimmer gehen, und sie beide wären allein in diesem Haus in der wilden Landschaft Südfrankreichs. Was wäre, wenn Julian in ihr Zimmer käme … was wäre, wenn er sie berührte?
Nein, so etwas würde er nicht tun. Er fühlte sich nicht zu ihr hingezogen, wie Frankie sich einredete. Sie wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Sobald sie wenig später seine Schritte auf der Treppe und anschließend auf dem Flur hörte, war sie überaus angespannt und zitterte. Dann hörte sie, wie am Ende des Flurs eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Frankie malte sich aus, wie Julian im Bett lag, und sah seinen kräftigen, nackten Körper vor sich … Wie es wohl sein mochte, neben ihm zu liegen?
Nun war es mucksmäuschenstill im Haus, und irgendwann schlief sie endlich ein.
Obwohl sie ihren Reisewecker gestellt hatte, wachte Frankie am nächsten Morgen von allein auf. Draußen zwitscherten die Vögel, und als sie die Fensterläden öffnete, wurde sie von einem klaren blauen Himmel begrüßt. Es versprach, ein warmer Tag zu werden.
Sie hatte schlecht geschlafen und schämte sich im Nachhinein für ihre nächtlichen Fantasien. Dennoch war sie voller Tatendrang und konnte es kaum erwarten, sich in ihre Arbeit zu stürzen – umso mehr, als eine schwierige Aufgabe vor ihr lag.
Im Flur war Julian nicht zu sehen. Nachdem Frankie geduscht und Jeans sowie ein T-Shirt angezogen hatte, kämmte sie sich energisch die Haare. Außer ein wenig Lipgloss benutzte sie kein Make-up, sprühte aber etwas Parfüm auf – das einzige Zugeständnis an diesem Tag, um ihr
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