Romana Exklusiv 0188
Kapitels und versuchte dabei, ihr leichtes Unbehagen zu unterdrücken. Was immer Julian Tarrant innerlich aufwühlte, ging sie im Grunde nichts an. Sie arbeitete für Cooper Masterman und sollte ihn ermutigen, für das Buch sein Bestes zu geben. Sie war keine Therapeutin, und bisher war es ihr nicht schwergefallen, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Was, in aller Welt, passierte also mit ihr?
Noch während sie sich mit dieser Frage beschäftigte, schlug Julian vor, eine Mittagspause zu machen. Sie saßen draußen im Schatten der Bäume und aßen den Rest von Jans selbst gebackenem Brot und Käse von Noëls Ziegen.
Julian öffnete eine Flasche Mineralwasser. „Was ich Ihnen heute Morgen erzählt habe, bleibt selbstverständlich unter uns. Verbreiten Sie es nicht in Ihrem Büro, wenn Sie wieder in London sind.“
Frankie war empört. Sie hatte nicht beabsichtigt, mit irgendjemandem darüber zu reden. Dass er es ihr unterstellte, verletzte sie und machte sie gleichzeitig wütend.
„Ich spreche nicht mit anderen über die Probleme meiner Autoren!“, erklärte sie hitzig und begegnete seinem herausfordernden Blick. „Ich muss tatsächlich in meinem Büro anrufen, doch dann werde ich sicher nicht über Sie reden. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe eine Menge anderer Dinge am Hals.“
Er zuckte unmerklich die Schultern.
„Wie Sie wünschen. Allerdings ist es ziemlich weit zum nächsten Telefon. Es befindet sich vor der Post in dem Dorf, das Sie auf der Herfahrt durchquert haben.“
„Das ist ja meilenweit entfernt!“, rief sie. „Gibt es denn hier im Haus kein Telefon?“
„Nein, und im Haus von Jan und Noël ist übrigens auch keines. Ein Segen, stimmt’s?“ Sein ironisches Lächeln bewies ihr, dass er bei einer Frau wie ihr mit sofort einsetzenden Entzugserscheinungen rechnete.
„Bei einem Notfall bestimmt nicht!“, warf sie ihm an den Kopf.
„Mit den meisten Notfällen werde ich allein fertig, Frankie.
Woran denken Sie?“, neckte er sie und runzelte demonstrativ die Stirn. „Ah … ich hab’s! Das Parfüm könnte Ihnen ausgehen oder etwas in der Art?“
Frankie war so verzweifelt, dass sie aufsprang, in der Hoffnung, ihren Zorn auf diese Weise abzureagieren.
„Nein, natürlich nicht! Hören Sie endlich auf, mich als dummes Weibchen hinzustellen, das von solchen trivialen Dingen abhängig ist! Denken Sie nur einmal nach, Julian! Was würde passieren, wenn einer von uns hier einen Unfall hätte – abgeschnitten von der Außenwelt. So unwahrscheinlich ist es nicht.“
Julian stand ebenfalls auf und stellte sich so dicht vor sie, dass sie die Hitze seines Körpers spürte.
„Was für eine Art Unfall haben Sie im Sinn, Frankie?“, fragte er. „Ist einer von uns im Begriff, den anderen zu verletzen? Zweifellos würde ich vor Angst erzittern, zumal ich bereits verwundet bin und Sie eine furchterregende Frau sind.“
Es war offensichtlich, dass sie ihm körperlich weit unterlegen war. Doch er hatte einen wunden Punkt, den sie an diesem Morgen entdeckt hatte. In ihrer Wut schreckte sie nicht davor zurück, darauf anzuspielen.
„Sie verstehen das möglicherweise nicht, aber ich habe Freunde und eine Familie, die von mir hören wollen, wie es mir geht.“
Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, dass es ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen war. Julian trat langsam einen Schritt zurück, und Frankie fühlte sich unter seinem verächtlichen Blick ganz klein.
„Machen Sie, was Sie wollen“, sagte er kurz angebunden. „Ich werde heute Nachmittag nicht hiersein, sondern Spazierengehen – irgendwo, wo die Luft sauberer ist.“
Obwohl sie ihm am liebsten gestanden hätte, dass es ihr leidtat, brachte sie kein Wort über die Lippen. Was diesen Mann betraf, wollte sie nicht klein beigeben. Sobald sie seine Arroganz nicht mehr verabscheute und auch nur ein Fünkchen Sympathie für ihn empfand, würde sie Gefahr laufen … Sie konnte es sich nicht leisten, sich zu entschuldigen und damit eine Schwäche einzugestehen.
Stattdessen warf sie ihm vor: „Meinetwegen können Sie davonlaufen, wenn jemand etwas sagt, das Sie ärgert. Aber ich habe nicht die weite Reise gemacht, um hier Däumchen zu drehen. Also werde ich weiterarbeiten.“
„Niemand hält Sie davon ab“, meinte Julian gleichgültig. „Warten Sie hier.“
Er verschwand im Gartenhaus und kam kurz darauf mit einem Stapel Manuskriptseiten in der Hand zurück, die er vor ihr auf den Tisch warf.
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