Romana Exklusiv 0188
beschäftigte.
„Julian.“
„Ja?“ Er blickte erneut auf. „Zur Hölle, sind Sie immer noch da? Kann ich nicht in Ruhe arbeiten?“
„Natürlich können Sie das.“ Sie holte tief Luft und fühlte sich wie ein Fallschirmspringer, der nicht sicher war, ob der Fallschirm sich öffnen würde. „Die Frage ist nur, woran.“
Anscheinend hatte er Verdacht geschöpft, denn er kniff die Augen zusammen.
„Das Buch, an dem Sie schreiben, ist gut. Es wird zwar kein Bestseller, aber Sie werden damit Geld verdienen und sich ein gewisses Ansehen in wissenschaftlichen Kreisen verschaffen. Allerdings glaube ich nicht, dass Sie das beabsichtigen.“
Julian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie aufmerksam, während er mit dem Stift auf den Tisch klopfte. „Kommen Sie bitte zur Sache.“
„Was ich Ihnen sagen möchte, ist, dass Sie Ihre persönlichen Aufzeichnungen veröffentlichen sollten“, platzte sie heraus.
Statt wütend zu werden, wie sie erwartet hatte, hielt er lediglich in seiner Bewegung inne.
„Sie sind wohl übergeschnappt“, behauptete er kalt. „Diese persönlichen Aufzeichnungen, wie Sie sie nennen, sind nichts weiter als meine persönlichen Gedanken und Erinnerungen an mein Leben. Ich habe nicht vor, sie zu veröffentlichen oder irgendjemandem zum Lesen zu geben. Vergessen Sie, dass Sie sie je gelesen haben, denn das hätten Sie nie tun sollen.“
Frankie zuckte unmerklich zusammen.
„Ich weiß, aber ich habe sie nun einmal gelesen, und ich kann es nicht einfach vergessen. Julian, es ist einfach brillant – einzigartig, traurig und lustig zugleich –, und es verrät viel über Sie. Niemand anders hätte das schreiben können. Es ist voller Hingabe und … Leidenschaft.“
Er lächelte gezwungen.
„Was Leidenschaft betrifft, kennen Sie sich bestimmt gut aus“, meinte er bissig.
Sie bekämpfte die Erinnerung an seinen Mund auf ihrem, an seinen harten, kräftigen Körper, mit dem er sie an die Wand gedrückt und ihr Begehren entfacht hatte. Falls er ihr unterstellen wollte, dass sie liebestoll sei, irrte er sich gewaltig. Sie war zwar eine ganz normale Frau, doch bisher hatte kein Mann es geschafft, derartige Gefühle in ihr zu wecken.
„Ja, ich erkenne sie, wenn sie mir in Gestalt von Worten aus einer Seite entgegenspringt“, sagte sie schroff. „Ich erkenne sie, wenn jemand aus Erfahrung spricht und nichts ausklammert – nicht einmal seine Zweifel. Das können nicht einmal Sie leugnen, ein Mann, der Wordsworth zitiert …“
Nun stand er auf und schaute auf sie herab, die Hände in die Hüften gestützt.
„Das lässt Ihnen keine Ruhe, stimmt’s?“, erkundigte er sich verächtlich. „Zu harten Typen passt es nicht, wenn sie sich mit Lyrik auskennen – schon gar nicht mit Wordsworth. Vielleicht würde etwas Kämpferisches eher Ihren Vorurteilen entsprechen.“
„Aber ich …“ Als sie erkannte, dass er recht hatte, schwieg sie. Von Anfang an hatte sie geglaubt, dass Julian hart und aggressiv sei. Das war er auch, doch gleichzeitig war er nachdenklich, humorvoll und kultiviert … ein liebender Vater und guter Freund … ein Mann, der einer Frau vertraut hatte – möglicherweise mehr, als gut für ihn gewesen war.
Frankie seufzte resigniert.
„Also gut, ich habe Sie falsch eingeschätzt – zumindest teilweise. Als Nächstes werden Sie mir wohl erzählen, dass Sie Blumen züchten.“
Julian lächelte sein berühmtes Lächeln, das ihren Herzschlag beschleunigte.
„Das tue ich auch“, bestätigte er, „und zwar Rosen. Sie müssen einmal im Sommer nach Cerne Farm kommen und sie in ihrer ganzen Pracht sehen.“
Unter seiner rauen Schale, die er ihr gegenüber fast immer zeigte, erkannte sie für einen Augenblick den Mann, der er einmal gewesen war und den nur eine Frau, die ihren Verstand verloren hatte, verlassen haben konnte. Sie fragte sich flüchtig, was Alison Tarrant bei einem anderen Mann gefunden haben mochte, um einen Ersatz für Julian zu finden.
„Gern“, erwiderte Frankie. „Aber sind Sie dann da?“
„Ich glaube schon.“ Er seufzte resigniert und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Es war nett von Jan und Noël, mir das Haus hier zu überlassen, doch es ist nicht mein Zuhause. Außerdem dürfen mich meine Kinder in den Ferien sicher nicht besuchen, wenn ich nicht auf Cerne Farm bin, stimmt’s? Abgesehen davon ist Dorset im Sommer wunderschön.“
Es war ihr nicht entgangen, dass er Heimweh hatte und sich nach seinem früheren
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