Romana Exklusiv 0188
Leben sehnte. Spontan streckte sie eine Hand aus und legte sie ihm auf den Arm.
Sie wollte ihn nicht nur berühren, sondern ihm zeigen, dass sie ihn verstand und Mitgefühl für ihn empfand.
Julian dagegen schüttelte ihre Hand ab, als hätte er sich verbrannt.
„Verdammt, Frankie, ich brauche Ihr Mitleid nicht“, wehrte er ab.
Seine Abfuhr verletzte sie zutiefst. „Wenn Sie Mitleid nicht von einer ehrlich gemeinten Freundschaftsbekundung unterscheiden können, kann Ihnen vermutlich niemand mehr helfen!“
„Vielleicht“, gestand er. „Allerdings müssen Sie mich nicht daran erinnern. Gehen Sie, Frankie. Sie sind viel zu sehr Frau.“
Frankie hielt seinem Blick stand und überlegte, ob das ein Kompliment war oder nicht. Hatte er indirekt zugegeben, dass sie ihn durcheinanderbrachte? Oder hatte er lediglich zum Ausdruck bringen wollen, dass er mit ihr fertig war und sie ihn mit seinem Kummer allein lassen sollte?
„Also gut, ich gehe“, sagte sie und zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. „Was das Tagebuch betrifft …“
„Nein. Die Antwort lautet Nein!“, unterbrach er sie kalt. „Das Tagebuch wird nicht veröffentlicht. Und wenn Sie es je wieder erwähnen, werde ich …“
„Was werden Sie tun?“, fragte sie zuckersüß. „Mich schlagen lassen?“
Julian lehnte sich an die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, um sie eindringlich anzusehen.
„O nein, Frankie, das würde ich schon selbst tun.“
Wütend wandte sie sich ab und verließ hoch erhobenen Hauptes das Gartenhaus. Nicht eine Sekunde bezweifelte sie, dass er imstande war, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig zweifelte sie an ihrem Verstand, denn allein die Vorstellung, Julian könnte sie anfassen, ließ sie vor Erregung erschauern.
Im April war Frankie die meiste Zeit so beschäftigt, dass sie kaum Zeit zum Luftholen hatte. Mehrere ihrer Projekte befanden sich in der Korrekturphase, und sie war dabei, mit der Presseabteilung von Cooper Masterman über Werbestrategien für geplante Veröffentlichungen zu verhandeln. Unterdessen musste sie sich um ihre Autoren kümmern, deren Anfragen beantworten und Ängste beschwichtigen.
Eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen, dass Julian Tarrant ihre Hilfe offenbar nicht brauchte. Anscheinend wusste er genau, was er wollte, sodass sie nichts von ihm hörte. Sie erhielt lediglich einen kurzen Brief, in dem er ihr mitteilte, dass er das vollständige Manuskript voraussichtlich bis September einreichen würde.
Also habe ich ausreichend Beschäftigung, sagte sie sich. Ich kann ebenso gut auf seine unhöflichen Telefonate verzichten wie auf seine Befehle, ins nächste Flugzeug nach Toulouse zu springen und alles andere fallen zu lassen.
Die Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, war für sie ein Trauma gewesen. Ob sie ihn nun mochte oder nicht, Frankie hatte sich verzweifelt danach gesehnt, von ihm in die Arme genommen zu werden. Selbst wenn sie wütend auf ihn gewesen war, war sie sich seiner Nähe geradezu schmerzhaft bewusst gewesen.
Darauf konnte sie getrost verzichten. Wie konnte sie sich zu einem Mann hingezogen fühlen, mit dem sie absolut nichts gemeinsam hatte? Sie hatte Tom aus einem Impuls heraus geheiratet, weil sie geglaubt hatte, ihn zu lieben. Doch damals war sie achtzehn und unglaublich naiv gewesen. Nun, da sie fast dreißig war und genügend Erfahrungen gesammelt hatte, würde sie nicht schwach werden, nur weil sie sich körperlich zu einem Mann hingezogen fühlte.
„Dein Held hat nichts von sich hören lassen“, bemerkte Sally eines Nachmittags, während sie und Frankie im Büro eine kurze Kaffeepause machten.
„Wenn du Julian Tarrant meinst, nein. Und ich würde ihn nicht gerade als Helden bezeichnen“, fügte Frankie hinzu.
„Ich weiß nicht. Er hat oft bei waghalsigen Unternehmungen sein Leben riskiert“, sinnierte Sally. „Er muss sehr tapfer sein. Ich finde das bewundernswert.“
„Meinst du wirklich? Das ist eine zu simple Sichtweise“, entgegnete Frankie scharf. „Er ist nämlich auch verdammt stur und neigt zu Aggressivität. Mir ist nicht klar, was daran so bewundernswert ist.“
Als sie Sallys überraschte und verletzte Miene bemerkte, seufzte sie. „Du liebe Güte, Sally, ich wollte dich nicht anschreien. Ich weiß selbst nicht, warum ich in letzter Zeit so zickig bin.“
„Normalerweise bist du überhaupt nicht zickig“, stellte Sally fest, „es sei denn, wir sprechen über Julian Tarrant. Er übt eine seltsame
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