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Romana Exklusiv 0188

Romana Exklusiv 0188

Titel: Romana Exklusiv 0188 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Stafford , Kate Walker , Tracy Sinclair
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verbergen.
    „Ein Höflichkeitsbesuch“, korrigierte er, und sie verstand sofort. Er hatte sie in ihrer Eigenschaft als Lektorin und Repräsentantin seines Verlags besuchen wollen. Welchen Grund hätte er sonst gehabt? Während ihrer vorherigen Begegnungen hatten sie ständig Meinungsverschiedenheiten ausgetragen, und die Atmosphäre war stets spannungsgeladen gewesen. Diese Erkenntnis trübte Frankies Freude über das unerwartete Wiedersehen mit ihm.
    Nachdem Frankie Sally gebeten hatte, ihnen Kaffee zu bringen, setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Nun war sie wieder die Lektorin Frankie Somers, was ihr in einer anderen Situation eine gewisse Sicherheit verliehen hätte. Doch seine Nähe brachte sie völlig aus der Fassung, zumal Julian sie jetzt mit seinen blauen Augen nachdenklich betrachtete.
    „Wie geht es Noël und Jan?“, erkundigte Frankie sich höflich, um ein unverfängliches Thema anzuschneiden.
    „Sehr gut. Sie lassen Sie herzlich grüßen“, erwiderte er, während Sally den Kaffee servierte.
    „Mr. Tarrant nimmt Zucker, Sally.“ Frankie bemerkte, wie es um Julians Mundwinkel zuckte, als würde er sich an etwas erinnern. Dachte er etwa an die Zeit, die sie zusammen in seinem kleinen Arbeitszimmer verbracht hatten? An den Nachmittag, an dem er sie dabei überrascht hatte, wie sie in seinem Tagebuch las, und darauf so heftig reagiert hatte … und sie schließlich in seinen Armen gelandet war?
    Sie wandte den Blick ab. Verdammt, musste die Erinnerung an jenen Kuss denn fortwährend zwischen ihnen stehen? Und warum machte es ausgerechnet ihr, Frankie, zu schaffen?
    „Werden Sie nun in England bleiben?“, erkundigte sie sich. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich will lediglich einige Termine wahrnehmen. Ich muss meinen Anwalt aufsuchen.“
    Frankie hielt es für klüger, keine Bemerkung zu machen. Sicher ging es um das Besuchsrecht für seine Kinder, und in dieser Hinsicht war er so empfindlich, dass es unklug gewesen wäre, Fragen zu stellen. Sogar in diesem Moment runzelte er die Stirn, und sekundenlang verschleierte sich sein Blick.
    Dann straffte sich Julian und fuhr in seiner bestimmten Art fort: „Außerdem muss ich mich von meinem Arzt durchchecken lassen – zum letzten Mal, wie ich hoffe.“ Auf ihren verwunderten Gesichtsausdruck hin lachte er. „Seiner Diagnose zufolge habe ich an einem sogenannten posttraumatischen Stresssyndrom gelitten, das in der Medizin erst unzureichend erforscht ist. Es tritt zum Beispiel bei Soldaten auf, die im Krieg waren, bei Überlebenden eines Flugzeugunglücks oder anderen Menschen, die in einer lebensgefährlichen Situation waren. Und so weiter und so fort.“ Sein Tonfall war halb entschuldigend, halb gelangweilt, doch sie ließ sich dadurch nicht täuschen. Julian sah seinen Zustand als Schwäche und verhielt sich entsprechend. „Man sollte annehmen, ich wäre dagegen immun, nachdem ich mein halbes Leben an unwirtlichen Orten verbracht habe.“
    „Vielleicht wurden Sie nie so schwer verletzt“, gab sie vorsichtig zu bedenken. Und vermutlich war er nie zuvor nach Hause zurückgekehrt, um herauszufinden, dass seine Frau ihn betrog. Das allerdings behielt Frankie lieber für sich.
    „Stimmt“, bestätigte er, während er sie aufmerksam ansah. „Jedenfalls war ich ein sehr schwieriger Patient. Der Arzt hat sein Honorar verdient.“
    „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Sie schmunzelte und wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
    „Nicht schlecht! Wenn auch Sie noch anfangen sollten, mich mit Samthandschuhen anzufassen, würde ich an nichts mehr glauben.“ Plötzlich mussten sie beide lachen.
    Frankie stellte fest, dass es Julian viel besser ging. Er wirkte kräftiger und gelassener und schien nicht mehr mit seinem Schicksal zu hadern. Es erstaunte sie, wie erleichtert sie darüber war, denn im Grunde interessierte sie sein persönliches Wohlbefinden nicht.
    Schließlich stand er auf. „Ich muss jetzt los. Viel lieber würde ich eine Expedition durch die Tundra machen, als im Berufsverkehr steckenzubleiben, aber leider habe ich keine Wahl.“ Er wartete, bis sie sich ebenfalls erhoben hatte. Sie blieb jedoch hinter ihrem Schreibtisch stehen, obwohl sie sich nach seiner Nähe sehnte.
    „Wenn ich nicht schon eine Verabredung hätte, würde ich Sie bitten, mit mir zu Mittag zu essen“, sagte er.
    „Nun … vielleicht ein anderes Mal“, erwiderte sie, bemüht, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Ganz entgegen seiner

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