Romana Exklusiv 0190
dürfte, dachte sie resigniert.
„Wie wäre es mit einem neuen Kleid, Signorina? In Rocello gibt es einige gute Geschäfte.“
Es war die erste hilfreiche Bemerkung, die Ninetta je gemacht hatte. Verwundert blickte Flora sie an. „Ja, vielleicht.“ Bei dieser Gelegenheit könnte sie auch gleich Souvenirs kaufen, obwohl außer Hester und Melanie sich wohl kaum jemand über ein Mitbringsel von ihr freuen würde. „Fährt morgens ein Bus in die Stadt?“
Ninetta sah sie schockiert an. „Ihnen steht ein Wagen mit Chauffeur zur Verfügung, Signorina. Ich werde mich sofort darum kümmern. Der Signore würde es so wollen“, fügte sie hinzu und erstickte damit jeden Protest im Keim.
„Wie ich hörte, wünschen Sie, in die Stadt zu fahren“, sagte Alfredo, als er Flora am nächsten Morgen das Frühstück servierte. „Wenn Sie mich informiert hätten, Signorina, hätte ich Sie persönlich begleitet. Nun wird der junge Roberto Sie fahren.“
„Er macht seine Sache bestimmt gut“, versuchte sie, ihn zu besänftigen. „Sie haben gewiss Wichtigeres zu tun, als auf mich zu warten, während ich einkaufe.“
„Nichts, was ich nicht hätte verschieben können.“ Alfredo war sichtlich gekränkt. „Der Signore hat Sie schließlich meiner Obhut anvertraut.“
„Roberto ist sicher ein angemessener Ersatz. Außerdem werde ich nur wenige Stunden fort sein.“ Sie überlegte. „Bin ich Roberto schon einmal begegnet?“
„Ich glaube nicht, Signorina. Normalerweise arbeitet er im Park und springt nur gelegentlich als Chauffeur ein. Er ist übrigens der Bruder von Ninetta.“
Dann hoffe ich nur, dass er höflicher als sie ist, dachte Flora.
Roberto schien ein recht einfältiger junger Mann zu sein, der zudem nur wenig Englisch sprach. Die atemberaubende Aussicht von der gewundenen Küstenstraße entschädigte Flora allerdings für die fehlende Konversation.
Rocello war nicht besonders groß, der quadratische Marktplatz mit der gotischen Kirche bot jedoch einen imposanten Anblick. Flora bat Roberto, sie in zwei Stunden an der Kirche abzuholen. In der Zwischenzeit hoffte sie, alle Besorgungen erledigt zu haben.
Was die Geschäfte betraf, hatte Ninetta nicht übertrieben. In den gewundenen Seitenstraßen befanden sich gut sortierte Boutiquen, und schon bald hatte Flora ein weißes Kleid mit Spaghettiträgern und weitem Rock gefunden, dessen Oberteil mit einer stilisierten Blume aus Glasperlen bestickt war. Wenige Häuser weiter erstand sie bei einem Silberschmied ein Paar hübsche Ohrringe für Melanie und eine elegant verschlungene Kette für Hester.
In einer winzigen Galerie neben der Kirche entdeckte sie ein gerahmtes Bild vom Castello und kaufte es nach reiflicher Überlegung. Es sollte ihr in den vor ihr liegenden einsamen Tagen als Beweis dafür dienen, dass alles nicht nur ein schöner Traum gewesen war.
Nach einer kurzen Besichtigung des Kircheninneren setzte sie sich in ein Straßencafé, um die Zeit bis zu Robertos Ankunft bei einem Cappuccino zu überbrücken.
„Signorina Graham. Ich wusste, es gibt auf der Welt keine zweite Frau mit Ihrer prächtigen Haarfarbe.“
Erstaunt blickte Flora auf und sah Tonio Baressi vor sich. „Oh … Guten Morgen.“
Lässig ließ er sich ihr gegenüber auf einem Stuhl nieder. „Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“
„Mir scheint, das tun Sie bereits, Signore.“ Sie hoffte inständig, Roberto möge früher eintreffen.
Falls Tonio ihren abweisenden Tonfall bemerkt hatte, so verriet er es mit keiner Miene. Er schnippte gebieterisch mit den Fingern nach der Bedienung. „Fabio ist also nach Mailand gereist und hat Sie sich selbst überlassen“, meinte er, als sein Espresso gebracht wurde. „Wie unritterlich.“
„Er muss arbeiten“, erwiderte Flora kühl.
Er lachte. „Sie hingegen sind nur für sein Vergnügen da, oder? Er hat Glück gehabt, eine Frau zu finden, die so viel Verständnis für seine anderen … Verpflichtungen aufbringt.“
Flora begann, die Tüten und Päckchen einzusammeln. „Sie müssen mich entschuldigen, aber ich möchte noch einen Blick in die Kirche werfen, bevor mein Chauffeur kommt.“
„Sie finden die Fresken und Statuen offenbar äußerst faszinierend, sonst würden Sie sie nicht zum zweiten Mal besichtigen.“ Sein Lächeln wirkte gezwungen. „Oder hat Fabio Sie vor mir gewarnt?“
„Natürlich nicht. Wie absurd.“ Sie biss sich auf die Lippe. Wie lange hatte er sie schon beobachtet? Und warum?
„Das freut mich zu
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