Romana Exklusiv 0224
Paar.
„Die wohl keiner von uns beiden hatte“, fuhr Rachel fort.
„Hast du deinen Dad nicht als liebenden Vater empfunden?“
„Nein. Er hat mich beachtet, wenn es ihm passte. Seine Arbeit kam immer an erster Stelle. Und meine Mom glänzte durch Abwesenheit. Wie war es bei dir?“
„Mein alter Herr war stark darauf bedacht, mir Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln, und beobachtete aufmerksam, ob sich etwas von der Flatterhaftigkeit meiner Mutter bei mir zeigte. Meine Mutter war sehr damit beschäftigt, eine schöne Zeit zu haben und meinen Vater zu reizen, wenn sie schlechte Laune hatte. Die zwei hätten nie heiraten sollen.“
„Hast du dich je gefragt, warum sie es getan haben?“
„Meine Mutter sagte, sie hätte sich in Spanien verliebt. Und er hatte sich wohl in sie verliebt. Aber es ist nicht leicht, mit ihr zusammenzuleben.“
„Überlegst du je, was wäre, wenn?“
„Inwiefern?“
„Einfach, was wäre, wenn. Was wäre, wenn meine Mom nicht weggegangen wäre? Vielleicht hätte ich Geschwister? Wäre mein Leben völlig anders verlaufen, oder würde es sich kaum von meinem jetzigen unterscheiden? Hätte mein Dad mehr Zeit mit mir und etwaigen anderen Kindern verbracht?“
„Sich über die Vergangenheit und Dinge, die man nicht ändern kann, Gedanken zu machen ist sinnlos.“
„Aber auch interessant. Was wäre, wenn deine Eltern zusammengeblieben wären?“
Darüber hatte er als Teenager oft nachgedacht. Aber seit Jahren hatte er alle Dinge akzeptiert, wie sie waren. „Ich wäre nicht in Amerika aufgewachsen und hätte keine Bücher geschrieben.“
„Dann ist es gut, dass sie sich getrennt haben, denn du hast vielen Menschen sehr unterhaltsame Stunden beschert.“
Er gewöhnte sich allmählich an ihre Komplimente. Jedes Mal, wenn sie ihm eines machte, hätte er sie am liebsten umarmt und sich bestätigen lassen, dass sie es ehrlich meinte und ihm nicht zu schmeicheln versuchte. Nein, er glaubte nicht mehr, dass sie eine Reporterin war oder ein Groupie oder eine Frau, die auf ihren Vorteil aus war, sonst würde sie sich anders verhalten. Sie war genau diejenige, die sie zu sein behauptete: eine junge Amerikanerin, die plötzlich mit einer schwierigen Situation konfrontiert war und Zeit und Abstand brauchte, um diese zu bewältigen.
Wenn Maria zurückgekehrt war, würde Rachel wieder in die Staaten fliegen. Sie hatte ihr Leben und er seins, und beide ließen sich nicht miteinander verbinden. Doch solange sie in Spanien war, wollte er sie an seiner Seite haben. Und an ihre Abreise wollte er jetzt nicht denken.
„Nun bist du mit einer Was-wäre-wenn-Frage dran.“
„Was wäre, wenn Bonita mich nicht betrogen hätte?“
„Dann würdet ihr glücklich miteinander leben.“
„Das bezweifle ich. Selbst zu unseren besten Zeiten war es nicht sehr harmonisch zwischen uns.“ Es war das erste Mal, dass er dies eingestand. War Rachel eine Hexe, die ihn verleitete, etwas auszusprechen, das besser ungesagt blieb?
„Was wäre, wenn du ein aufregendes Hobby hättest?“
Ja, welche Freizeitbeschäftigung würde ihm gefallen? Regelmäßig mit Rachel zu schlafen! „Zum Beispiel?“
„Fallschirmspringen?“ Sie lachte.
„Das steht nicht zur Wahl.“
„Okay. Noch eine letzte Frage. Was wäre, wenn du entweder haben oder tun könntest, was du wolltest?“
Würde er sich aus der Firma zurückziehen und nur noch schreiben? Oder würde er lieber etwas haben wollen? Etwas, von dem er angenommen hatte, das er es sich nie mehr wünschen würde – eine Familie. Eine Frau, die ihn aufrichtig liebte, und Kinder.
Luis warf die Serviette auf den Tisch und stand auf. „Ich glaube, ich mag das Spiel nicht. Das Leben ist, wie es ist. Was-wäre-wenn-Fragen ändern es nicht.“
„Aber sie regen zum Nachdenken an.“
„Trotzdem reicht es mir jetzt.“ Die Richtung, die seine Gedanken nahmen, gefiel ihm nicht. Er hatte das Familienleben schon einmal ausprobiert und würde es vielleicht eines Tages erneut versuchen oder seinen Neffen Mario zu seinem Erben bestimmen.
„Hast du fertig gegessen?“ Ihr Teller war noch halb voll und seiner ebenfalls. „Ich habe gut zu Mittag gegessen und bin nicht hungrig.“
„Ich schon. Sonne und frische Luft erzeugen bei mir immer einen großen Appetit.“
Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn Rachel aufgestanden und mit ihm gekommen wäre. Doch wohin? Er konnte sie nicht unmittelbar vom Tisch weg in sein Schlafzimmer entführen, auch wenn
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