Romana Exklusiv 0224
vorbei, und es regnete nur noch ein wenig, als Rachel sich auf der gepolsterten Auflage der Chaiselongue etwas bewegte, um nicht in Luis’ Armen einzuschlafen. Sie fühlte sich wohlig entspannt und zufrieden. Es war einfach herrlich gewesen.
„Ist dir kalt?“ Er zog sie noch näher an sich.
„Ein bisschen.“
„Wir sollten uns zu einem Bett aufmachen. Dieses Polster ist nicht unbedingt so geeignet.“
„Man beklagt sich schon?“, neckte sie ihn.
„Ich wünsche mir nur fürs nächste Mal ein Bett.“
Fürs nächste Mal? Das klang wunderbar. Unwillkürlich dachte sie an sein Schlafzimmer. Nein, dort wollte sie sich nicht aufhalten, es barg zu viele Erinnerungen an seine Frau. Er konnte zu ihr kommen.
Du bist auf die tote Bonita eifersüchtig, weil er sie einmal geliebt hat, führte sie sich vor Augen und wünschte, er würde auch sie lieben. Sie setzte sich auf. Ihre Hochstimmung war ein klein wenig verflogen. „Ich ziehe mich an.“
„Das musst du meinetwegen nicht tun.“
„Ich habe nicht vor, nackt zurückzugehen. Wer weiß, wer um diese Zeit dort draußen ist?“
„Wir brauchen die Lampen nicht einzuschalten. Ich bringe uns auch im Dunkeln sicher zurück.“
„Du möchtest, dass wir nackt durch den Regen laufen?“ Rachel war verblüfft. Das klang nicht nach dem pflichtbewussten Mann, den sie kannte.
„Sieh es doch einfach als gemeinsames Duschen an.“
Sie lachte. „Okay, ich bin mit von der Partie. Hat man dir das in Iowa beigebracht?“
„Mach meine Erziehung nicht schlecht. Nackt zu baden gehört in Iowa zum Sommerritual.“
„Sehr erstaunlich.“ Sie wunderte sich immer mehr. Erlebte sie momentan den wirklichen Luis, wie er gewesen war, bevor er sich hinter einen Schutzwall zurückgezogen hatte? Bewirkte ihr Zusammensein eine Veränderung bei ihm? Deutlich spürte sie, wie sie wieder zu hoffen begann.
Lachend traten sie den Rückweg an. Während Rachel ihre Sachen in einem Bündel trug, hatte Luis sich seine über die Schulter gehängt, damit er die Hände frei hatte, um ihr jederzeit zu helfen. Doch bezweifelte sie stark, dass er ihr eine große Stütze sein würde, da er ihr pausenlos über den Rücken strich.
„Wenn Esperenza uns so sieht, falle ich auf der Stelle tot um“, flüsterte sie, als sie ins Arbeitszimmer huschte.
„Sie ist längst im Bett“, erwiderte Luis und fluchte im nächsten Moment.
„Was ist?“
„Ich habe mir den Zeh gestoßen. Verdammt, so etwas wie heute habe ich nicht mehr getan, seit ich ein Teenager war!“
„Ich habe es noch nie gemacht.“
„Noch nie?“, fragte er amüsiert, kaum dass sie sicher ihr Zimmer erreicht hatten.
Er nahm ihr das Kleiderbündel ab und warf es zu Boden, und nachdem er sich auch seine Sachen von der Schulter gestreift hatte, zog er Rachel fest an sich. Wieder küsste er sie leidenschaftlich, und sie versank erneut in einer Welt, in der es nur sie beide gab.
Rachel wachte am nächsten Morgen auf, weil ihr die Sonne ins Gesicht schien. Missmutig drehte sie sich auf die Seite und bemerkte das eingedrückte Kissen neben sich. Luis war über Nacht geblieben, aber irgendwann gegangen. Vage erinnerte sie sich an einen Kuss und ein Versprechen, doch sie war im Halbschlaf gewesen.
Sie setzte sich auf und war entsetzt, als sie auf den Wecker blickte. Es war schon kurz nach elf. Große Güte, was würde Esperenza denken!
In Windeseile duschte sie und zog sich an, schlich sich dann nach unten und eilte ins Arbeitszimmer. Sie brauchte nicht unbedingt ein Frühstück. Es war vielleicht am besten, so zu tun, als wäre alles wie immer, und wie meistens um eins zum Mittagessen zu kommen. Kurz sah sie zu dem Stoß gelber Blätter. Sie hatte schon über die Hälfte geschafft, und wenn sie in den nächsten Tagen fleißig war, würde sie möglicherweise bis zu Marias Rückkehr fertig werden.
„Hier sind Sie.“ Esperenza stand auf der Schwelle. „Ich habe eine Nachricht für Sie.“
Rachel lächelte und spürte, wie sie errötete. „Guten Morgen.“
„Luis lässt Ihnen ausrichten, dass Sie seinen Wagen nehmen und ihn im Café beim Jachthafen von Calpe treffen sollen. Und dass Sie feste Schuhe und etwas Wärmeres anziehen möchten.“
„Calpe? Wo ist das?“
Esperenza beschrieb ihr den Weg.
„Hat er auch gesagt, wann?“
„Nein, aber er meinte, zum Mittagessen. Sie sollten also bald aufbrechen. Und fahren Sie vorsichtig. Hier ist nicht Kalifornien.“
„Keine Sorge. Wenn ich in Los Angeles fahren kann, kann ich
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