Romana Exklusiv 0225
Freundinnen und alle Nachbarn angerufen. Und alle Krankenhäuser in der Umgebung.“ Dominic Rossi seufzte. „Stephanies Cousin Eddy, der bei der Polizei ist, hat alle Streifenwagen in der Gegend gebeten, nach ihr Ausschau zu halten“, erklärte er Matthew. „Vor einer halben Stunde haben wir dann endlich einen Anruf erhalten von unserer Nachbarin Maria Trento. Es sieht so aus, als ob Nana den Bus nach Atlantic City genommen hat, den Bus, mit dem der Golden Age Club jeden Freitag von San Anthony aus dorthin fährt. Marias Mutter war auch in dem Bus und hat zu Hause angerufen. Dabei hat sie zufällig erwähnt, dass Nana neben ihr säße. Maria wusste, dass wir in Sorge waren, und hat uns sofort benachrichtigt.“
„Dann hat ja alles ein glückliches Ende genommen“, meinte Matthew.
Dominic Rossi nickte. „Sie hat sich selbst immer noch nicht gemeldet, aber wenigstens wissen wir jetzt, wo sie ist. Der Bus bringt sie am Sonntag wieder her. Wir werden sie abholen.“
Stephanie war ein wenig besorgt wegen des Tonfalls, in dem ihr Vater das sagte. Obwohl er offensichtlich erleichtert war, dass es seiner Mutter gut ging, schien er überhaupt nicht zu verstehen, warum sie weggelaufen war. Sie würde mit ihrem Vater reden müssen, dass er anders mit Nana umging. Aber nicht jetzt und schon gar nicht in Matthews Gegenwart.
„Dad … wollen wir nicht anstoßen?“, fragte sie.
„Oh, der Wein. Den hätte ich fast vergessen.“ Ihr Vater reichte Matthew ein Glas und ein zweites seiner Tochter. Er stieß mit Stephanie an und dann auch mit Matthew. „Salute!“
„Salute“, erwiderte Matthew.
Stephanie schaute unauffällig zu ihm hinüber, als er den ersten Schluck nahm. Seine Augenbrauen gingen ruckartig in die Höhe, einen Moment befürchtete sie, er würde den Wein ausspucken. Aber er schluckte ihn tapfer herunter und zwang sich zu einem Lächeln.
Dominic Rossi sah ihn erwartungsvoll an. „Wie finden Sie den Wein, Matthew?“
„Nun … sehr ungewöhnlich“, erwiderte er nach ein paar Sekunden diplomatisch.
„Ja, nicht wahr? Ich keltere ihn selbst. Sehen Sie …“ Er nahm stolz die Flasche hoch und zeigte Matthew das Etikett. „Rossi Spezial – und das ist unser Familienwappen. Das habe ich von einem Internetservice gestalten lassen.“
„Sehr beeindruckend“, bestätigte Matthew.
„Die Weintrauben habe ich zum Teil selbst im Garten angebaut. Den Wein stelle ich im Keller her. Eines meiner Hobbys. Er ist recht gut, nicht wahr?“
„Er hat ein ungewöhnliches, eindrucksvolles Bouquet“, erwiderte Matthew. Stephanie wäre fast in schallendes Gelächter ausgebrochen. Da saß ein Mann, der es gewohnt war, teure, alte Bordeaux-Weine aus Frankreich zu trinken. Jetzt konnte er „Rossi Spezial“ seiner Liste hinzufügen.
Matthews Blick schweifte durch den Raum und blieb auf einer beeindruckenden Fotosammlung hängen, die auf einer Kommode die Geschichte der fünf Rossi-Töchter offensichtlich lückenlos präsentierte. Fotos im Planschbecken, mit Ponys, beim Wasserski, beim Fahrradfahren. Fotos von Geburtstagen und Weihnachtsfesten. Jede Menge Urlaubsfotos. Und Bilder von den Hochzeiten der Schwestern, aber natürlich nicht von Stephanie.
Matthew streckte die Hand aus und griff nach einem Foto. „Sind Sie das, Stephanie? In der Highschool, nicht wahr?“
„Ja, stimmt“, antwortete sie schnippisch und nahm ihm das Foto weg.
„Sie waren schon damals sehr hübsch“, sagte er mit einem vergnügten Funkeln in den Augen. „Daran ändert nicht einmal die Zahnspange etwas.“
Stephanie wurde rot und dachte noch über eine spitze Antwort nach, als ihre Mutter mit einer großen Platte Vorspeisen hereinkam.
„Das Essen ist gleich fertig“, sagte sie. „Wir warten nur noch auf Angie und Jimmy.“
Die Antipasti waren heute auf der besten Porzellanschale ihrer Mutter angerichtet worden. Auch die kleinen Porzellanteller, das Silberbesteck und die weißen Leinenservietten wurden sonst nur an Festtagen aufgedeckt oder wenn Pater Vincent zu Besuch kam.
Sie stellte die Antipasti vor Matthew auf den Tisch. Er beugte sich vor. „Hm … das sieht aber gut aus.“
„Ich stelle Ihnen einen Teller mit ein wenig von allem zusammen“, bot Stephanies Mutter an. Sie nahm einen Löffel Oliven, marinierte Artischocken und Pilze, geröstete Paprikastreifen und delikate Röllchen aus Parmaschinken.
Anschließend sah sie gespannt zu, wie Matthew die Serviette auf seinen Knien ausbreitete, den Teller in die Hand
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