ROMANA EXKLUSIV Band 0173
aber die Sonne war inzwischen so weit gewandert, dass Marian ihren sengenden Strahlen schutzlos ausgeliefert war. Wenn es ihr nicht gelang, den Schatten des Buschwerks zu erreichen, würde sie in jedem Fall einen Hitzschlag und eine Austrocknung erleiden. Und selbst die Büsche würden ihr nur ungenügenden Schutz vor den Sonnenstrahlen bieten, die von Meer und Sand reflektiert wurden.
Was folgte, war die reine Tortur. Da Marian nicht aufstehen konnte, musste sie sich Zentimeter um Zentimeter durch den heißen, weichen Sand vorwärtsziehen. Jede Bewegung tat ihr unsäglich weh, doch sie zwang sich, nicht aufzugeben. Ein paarmal war sie kurz davor, ohnmächtig zu werden, und als sie endlich wie ein verwundetes Tier in den Schatten der Büsche kroch, drehte sich alles in ihrem Kopf, und sie verlor für einige Sekunden die Besinnung.
Als sie wieder zu sich kam, fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. Die Tasche mit den Getränken und dem Proviant stand unerreichbar weit weg. Es wäre auch egal gewesen, denn allein beim Gedanken an Trinken wurde ihr übel. Marian ließ den Kopf zurück auf den sandigen Boden sinken, schloss die Augen und entschied sich, zu warten und so wenig Kraft wie möglich zu verschwenden. Sie weigerte sich, über die Möglichkeit nachzudenken, dass man sie vielleicht tagelang nicht vermissen würde.
Langsam ging die Sonne unter. Marian hatte die Kühle der Nacht herbeigesehnt, doch nun begann sie rasch, entsetzlich zu frieren. Tränen rannen über ihre Wangen, bis sie sich energisch ermahnte, dass Weinen auch nicht helfen würde. Eine Zeit lang flüsterte sie Roberts Namen und fand Trost darin. Schließlich aber verließ sie alle Kraft, und sie döste erschöpft vor sich. Ihre einzige Hoffnung war, dass Sinas Mann irgendwann merken würde, dass etwas nicht stimmte.
Er merkte es erst im Verlauf des nächsten Vormittags, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Bis dahin war Marian kaum noch bei Besinnung, weshalb sie von ihrer Rettung und den nachfolgenden qualvollen Untersuchungen im Krankenhaus so gut wie nichts mitbekam.
Schließlich wachte sie aus einem Albtraum aus Durst und Kopfschmerzen auf, und stellte fest, dass ihr Kopf nicht mehr wehtat und auch ihr Knöchel, der fest bandagiert war, sich fast wieder wie normal anfühlte. Aber ihre Kehle war immer noch wie ausgedörrt. Marian schluckte trocken.
„Trinken Sie das“, sagte eine Stimme.
Marian spürte einen Strohhalm an ihrem Mund und trank gierig das kühle Wasser. Dann schlug sie die Augen auf.
Eine weiß gekleidete Krankenschwester lächelte sie freundlich an. „Fühlen Sie sich besser?“
„Ja“, antwortete sie heiser.
„Gut, Sie haben nämlich Besuch.“
Es war Tamsyn Chapman. Sie brachte einen herrlichen Blumenstrauß und Weintrauben, blieb aber nur wenige Minuten. „Sollen wir jemand benachrichtigen?“, fragte sie, nachdem sie Marian freundlich begrüßt hatte.
„Nein“, flüsterte Marian.
Tamsyn betrachtete sie nachdenklich. „Nun gut. Wir haben uns alle großen Sorgen um Sie gemacht. Jetzt müssen Sie alles tun, um so schnell wie möglich gesund zu werden.“ Die Krankenschwester gab ein Zeichen, dass es fürs Erste genug sei. Tamsyn verabschiedete sich und sagte im Hinausgehen: „Und bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie irgendetwas brauchen.“
Als kurz darauf der Arzt zur Visite kam, erfuhr Marian, dass sie nicht nur einen verstauchten Knöchel und eine leichte Gehirnerschütterung, sondern dazu einen schweren Hitzschlag und eine starke Austrocknung erlitten hatte. Alles zusammen machte einen Krankenhausaufenthalt von mehreren Tagen erforderlich, und obwohl Marian viel Besuch bekam, blieb ihr natürlich auch reichlich Zeit zum Grübeln.
Dann schaute sie durch das Fenster auf die Lagune hinaus, die blaugrün in der Sonne funkelte, und versuchte, nicht an Robert zu denken. Doch so töricht es auch war, jeden Morgen wachte sie mit dem Wunsch auf, dass er kommen würde, jedes Mal wenn die Tür aufging, keimte in ihr die trügerisch Hoffnung auf, dass der Besucher Robert sein würde.
Am vierten Tag drängte sie auf ihre Entlassung, aber da sich zu Hause keiner um sie kümmern konnte, bestand der Arzt darauf, dass sie noch einen Tag blieb. Immerhin erlaubte man ihr, das Bett zu verlassen. Aber die Schwester ermahnte Marian, als sie auf Krücken über den Flur humpelte, es nicht zu übertreiben.
Es war herrlich, wieder an der frischen Luft zu sein. Marian atmete ein paarmal tief
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