ROMANA EXKLUSIV Band 0173
verdient, glücklich zu sein.“
„Ist Glück nicht eher eine Frage des Zufalles? Aber es ist zu spät, um derart ernste Themen zu diskutieren. Geh lieber zu Bett, Tegan. Wie ich Kieran kenne, wird er in ein paar Minuten nach dir sehen.“
„Ja, er begluckt mich ein bisschen zu viel“, seufzte Tegan, doch ihr zärtliches Lächeln verriet, dass sie es ihrem Mann nicht übel nahm.
Nachdem Tegan gegangen war, knipste Marian das Licht aus und lag noch lange wach. Der Erfolg der Vernissage hatte all ihre Erwartungen überstiegen. Sie hätte stolz und glücklich sein müssen, ja, sie freute sich auch, aber ihre quälende, tiefe Einsamkeit überschattete die Freude über den Erfolg.
Sie hatte Robert geliebt, hatte ihm geglaubt, dass er sie liebte, und fühlte sich verraten, weil seine Loyalität und sein Leben in Wirklichkeit seine Frau gehört hatten. Würde sie nie aufhören, ihn zu vermissen? Würde der Schmerz nie verblassen?
Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen, drückte Tegan Marian triumphierend die Zeitung in die Hand. „Die Kritik ist hervorragend. Vor allem wird deine individuelle Sichtweise und dein unverwechselbarer Stil gelobt.“
Marian überflog den Artikel und sagte: „Ich bin überrascht. Kein Wort davon, dass ich Innenausstatterin war.“
„Warum auch?“, fragte Kieran trocken. „Ist das irgendwie von Belang, einmal abgesehen von der Tatsache, dass es deinen Künstlerblick belegt?“
„Ach komm, Kieran, du weiß so gut wie ich, dass Kritiken selten etwas Belangvolles enthalten!“
Er stand lachend auf, beugte sich zu seiner Frau herunter und küsste sie zum Abschied. „Pass auf dich auf. Bis heute Abend, ihr beiden.“
„Was hast du heute vor?“, fragte Marian, als Kieran fort war.
„Nun, zuerst muss ich zur routinemäßigen Untersuchung zum Arzt. Er wird mir wieder sagen, wie gesund ich bin und dass es nun nicht mehr lange dauern wird. Dann habe ich eine Besprechung mit Andrea im Geschäft, und ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Wann sollst du in der Galerie sein?“
„Gegen zehn. Aber ich werde eine halbe Stunde früher hinfahren, um noch einmal ganz allein durch die Ausstellung zu gehen. Viele der Bilder sind verkauft, und ich glaube, die meisten davon werde ich nie wiedersehen. Ach ja, Gwen hat mich zum Mittagessen eingeladen, um den weiteren Schlachtplan, wie sie es nennt, zu besprechen.“
„Dann werden wir also beide erst im Verlauf des Nachmittags wieder hier sein.“
Nach Fala’isi kam Auckland Marian viel zu groß vor. Der Verkehr in der Innenstadt schien noch schlimmer geworden zu sein, seit sie in ihr wundervolles, verlorenes Paradies geflohen war. Sie parkte ihren kleinen Mietwagen in der Tiefgarage des Hochhauses, in dem sich Gwen Bakers Galerie befand.
Die Eingangstüren zu der Galerie waren noch verschlossen. Natürlich. Erst um zehn wurde geöffnet. Ein wenig ärgerlich ging Marian zu dem noch wartenden Aufzug zurück, besann sich aber auf halbem Weg anders. Ein Stück den Flur hinunter lag Gwens Büro. Sie würde da ihr Glück versuchen.
Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Gwen musste also da sein. Marian wollte schon anklopfen und erstarrte, als sie von drinnen eine Stimme hörte, die sie sofort erkannte, obwohl sie die Worte nicht verstehen konnte. Gwens Antwort war dagegen unmissverständlich zu hören.
„Hör zu, Robert, ich weiß, wie ich meinen Job zu erledigen habe. Ich habe dir vertraut, als du mir versichert hast, sie sei gut. Nun musst du mir …“ Sie verstummte entsetzt, denn in diesem Moment stieß Marian die Tür ganz auf und blieb reglos auf der Schwelle stehen. Ihre grünen Augen blickten unverwandt auf den Mann neben Gwen. Schlagartig wurde ihr klar, was seine Anwesenheit bei der Galeristin bedeutete.
Es war wieder nur eine Lüge gewesen.
Robert hatte Gwen nach Fala’isi geschickt, damit sie Marian für ihre Galerie unter Vertrag nahm. Wahrscheinlich, um seine Schuldgefühle zu vertreiben.
Bei ihrem unerwarteten Anblick nun stand ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Marian drehte sich wie der Blitz um und rannte zu dem immer noch wartenden Aufzug. Sie wollte nur fort, wollte die Entschuldigungen und Rechtfertigungen der beiden nicht hören. Der Gedanke, nur auf Roberts Betreiben hin begünstigt worden zu sein, traf sie tief in ihrem Stolz.
„Marian! Warte!“
Roberts Stimme klang heiser und befehlend. Marian rannte noch schneller, obwohl ihr Herz zu zerspringen drohte. Sie erreichte den Lift,
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