ROMANA EXKLUSIV Band 0173
darüber verloren. Du bist einfach zur Tür hinaus und aus meinem Leben marschiert. Ich wusste nicht einmal, wo du warst, bis die Polizei eine halbe Stunde später im Hotel auftauchte, um mir zu erzählen, dass es einen Unfall gegeben habe.“
Wie von selbst glitten die Puzzleteile an ihren Platz. Anna schloss die Augen, eine furchtbare Hilflosigkeit erfasste sie. „Warum hast du mir nicht schon früher davon berichtet?“
„Du wärst nie nach Rochefort gekommen, wenn du davon gewusst hättest“, erwiderte er. „Und das durfte ich nicht riskieren. Ich wollte, dass du hier bist, bei mir, damit wir das Problem gemeinsam lösen können.“
„Du meinst, hier, unter deiner Kontrolle“, konterte sie enttäuscht.
Er packte sie bei den Schultern und zwang sie zuzuhören – und zu glauben. „Ich wollte lediglich herausfinden, warum du mich verlassen hast. Du hast es mir nie erklärt. Diese Frage lässt mich seither nicht los. Versetz dich einmal an meine Stelle. Was hätte ich sonst tun sollen?“
„Ich weiß es nicht“, räumte sie ein. „Verrate mir eines, Sebastian: Warum denkst du, ich würde die Amnesie vortäuschen? Wieso bist du so misstrauisch?“
„Es wäre immerhin möglich, dass du den Gedächtnisverlust nur vorgibst, um meinen Fragen aus dem Weg zu gehen“, sagte er. „Du warst verletzt und nicht in der Lage, erneut fortzulaufen. Solange jedermann glaubte, dass du jegliche Erinnerung verloren hast, hättest du Gelegenheit gehabt, dich zu erholen, ohne eine Erklärung abgeben zu müssen.“
Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte sie. „Deshalb hast du also den Detektiv engagiert und darauf bestanden, dass ich mein Zimmer nur in Begleitung verließ. Du wolltest sichergehen, dass ich nicht wieder fliehe.“
Er verstärkte seinen Griff. „Verdammt, Anna! Sieh mich nicht so an. Ich war verzweifelt und wusste nicht, was ich tun sollte.“
„Ist dir nie in den Sinn gekommen, mir die Wahrheit zu sagen?“
„Gelegentlich schon“, antwortete er schroff. „Aber wenn die Ehefrau einen in der Hochzeitsnacht wortlos verlässt, ermutigt das einen nicht gerade zur Offenheit.“
„Ich habe dir nichts vorgemacht – weder damals noch heute. Das musst du mir glauben.“
„Ja.“ Sebastian nickte, ohne zu zögern.
„Wenn ich dich in der Hochzeitsnacht verlassen habe, erklärt das vielleicht, weshalb ich mir so sicher war, dass du nicht mein Mann bist – und weshalb die Eheringe keine Spuren auf meinen Fingern hinterlassen haben. Wenn wir nur einen Tag lang verheiratet waren …“ Sie überlegte. „Möglicherweise habe ich mich gar nicht als verheiratet betrachtet.“
„Mach dir nichts vor, Anna. Wir waren verheiratet, und die Ehe wurde rechtmäßig vollzogen.“
Heiße Röte stieg ihr in die Wangen. „Ich wollte damit nicht andeuten …“
Er zog eine Braue hoch. „Nein? Du warst meine Frau, wenn auch nur für eine Nacht.“ Ohne den Blick von ihr zu wenden, gab er sie frei. „Soll ich es dir beweisen?“
Erschreckt schaute sie ihn an. „Nein, das ist nicht nötig. Sebastian …“
Ehe sie seine Absichten erkannte, hatte er die Knöpfe ihrer Bluse geöffnet. „Du hast ein Muttermal … hier.“ Er strich unter ihrer linken Brust entlang und deutete durch die cremefarbene Spitze ihres BHs auf die Stelle, wo der Leberfleck saß. „Und ein weiteres auf der Innenseite deines rechten Schenkels.“
„Bitte“, flehte sie leise. „Tu das nicht.“
„Was soll ich nicht tun? Dich nicht daran erinnern, wie es war?“
Mit zitternden Fingern nestelte sie an den Knöpfen herum. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und bedeckte ihre glühenden Wangen. „Tu mir nicht noch mehr weh. Ich könnte es nicht ertragen.“
„Dir wehtun?“ Er murmelte einen unterdrückten Fluch. „Nichts liegt mir ferner als das. Ich will wissen, was geschehen ist und weshalb du mich verlassen hast. Das werde ich jedoch nur herausfinden, wenn du dich erinnerst.“
Anna schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. „Es ist vorbei! Die Erinnerungen sind fort.“
„Nein, das sind sie nicht. Sie sind nur verschüttet. Und ich schwöre dir, ich werde einen Weg finden, sie zu befreien. Ich werde dich aus dieser Dunkelheit herausholen, koste es, was es wolle.“ Seine Stimme hallte von den Tunnelwänden wider. Das Echo betonte Sebastians Entschlossenheit.
„Die Erinnerungen lassen sich nicht forcieren“, protestierte sie. „Meinst du, ich hätte es nicht längst versucht? Jede freie Sekunde habe ich mir den Kopf
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