ROMANA EXKLUSIV Band 0173
zum Büro der Herausgeberin.
Sobald Louis außer Sicht war, lief Lauren ins Büro und griff nach dem Telefonhörer. „Hast du etwas vergessen?“, rief Joanne vom anderen Ende des Raums. Lauren nickte, suchte in dem kleinen Adressbuch nach Pattys Nummer und wählte sie. Nachdem es dreimal geläutet hatte, schaltete sich der automatische Anrufbeantworter ein, und Pattys Stimme ertönte: „Hier spricht Patty Saville. Ich bin zurzeit nicht zu Hause. Falls Sie eine Nachricht hinterlassen möchten …“ Lauren fluchte leise und knallte den Hörer auf die Gabel. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster auf die hell erleuchteten Fenster und Straßenlaternen. Da Patty den Anrufbeantworter eingeschaltet hat, muss sie anderweitig beschäftigt sein, dachte Lauren.
Sie presste die Lippen zusammen. Was sollte sie jetzt tun? Zum Teufel mit Steve Hardy! Eigentlich hätte sie große Lust gehabt, es den beiden heimzuzahlen. Und wenn Louis die beiden umbringen würde – sie würde ihnen jedenfalls keine Träne nachweinen.
Aber sie musste auch an Louis denken. Er war ein ehrlicher und freundlicher Mensch, der hart arbeitete und seine Frau über alles liebte. Patty war zehn Jahre jünger als er. Bevor er sie kennengelernt hatte, war Louis schon einmal verheiratet gewesen. Die Ehe war gescheitert, weil seine Frau ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte.
Langsam ging Lauren aus dem Zimmer zum Aufzug. Noch immer wusste sie nicht, was sie tun sollte. Louis hatte unter der Scheidung sehr gelitten. Im Büro erzählte man sich, dass es fünf Jahre gedauert habe, bevor er wieder mit einer Frau ausgegangen sei. Patty hatte sich große Mühe gegeben, damit er ihre Anwesenheit bei Ultra überhaupt bemerkte. Auf jede Frau, die ihm über den Weg lief, hatte Louis unfreundlich reagiert – er schien keiner mehr getraut zu haben.
Aber Patty war durch die Mauer gedrungen, die er um sich errichtet hatte. Sie war hartnäckig gewesen und hatte nicht aufgegeben. Außerdem hatte sie wenig Ähnlichkeit mit Louis’ erster Frau, einer üppigen, verführerischen Rothaarigen. Patty war zierlich und wirkte zerbrechlich – wie ein chinesisches Püppchen mit großen Augen, feinen Gesichtszügen und einer leisen Stimme.
Patty hatte Louis früher einmal geliebt. Wollte sie denn, dass ihre Ehe in die Brüche ging? Wollte sie sich wirklich mit Steve Hardy einlassen? Lauren verstand ihre Freundin einfach nicht.
Vor dem Gebäude zögerte sie einen Augenblick, dann hob sie entschlossen die Hand und hielt ein Taxi an. Eigentlich hatte sie keine andere Wahl. Sie durfte nicht zulassen, dass Louis nach Hause kam und seine Frau mit einem Liebhaber erwischte. Sie musste zu Patty fahren und sie warnen.
2. KAPITEL
Pattys Apartment befand sich in einem modernen Wohnhaus, das von einem gepflegten Rasen umgeben war. Patty wohnt sehr luxuriös, dachte Lauren, als sie aus dem Taxi stieg und den Fahrer bezahlte. Ich könnte mir eine so vornehme Wohngegend jedenfalls nicht leisten. Aber schließlich hatte Patty es Louis zu verdanken, hier wohnen zu können. Da er als Chef der Werbeabteilung sehr viel mehr als seine Frau verdiente, hatte er bestimmt keine Schwierigkeiten, die hohe Miete zu bezahlen.
Lauren blieb in der Eingangshalle des Hauses stehen, betrachtete die Nummern an den Wohnungstüren und ging dann die breit geschwungene Treppe hinauf. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Sie musste mit Patty sprechen, bevor Louis nach Hause kam. Gleichzeitig fragte sie sich, weshalb ausgerechnet sie die Ehe der Savilles retten sollte.
Atemlos und mit geröteten Wangen lief sie über den Flur mit den grünen, mit Messingornamenten verzierten Türen. Lauren drückte entschlossen auf den Klingelknopf – ohne Erfolg. Aus dem Apartment drang kein Geräusch. Erst als sie erneut klingelte, hörte sie, dass im Innern der Wohnung eine Tür geöffnet wurde. Dann erklang eine tiefe, vertraute Stimme.
Lauren versteifte sich. Bis zu diesem Moment hatte sie sich einzureden versucht, dass sie sich geirrt haben könnte. Insgeheim hatte sie gehofft, Patty allein anzutreffen. Jetzt aber wusste sie, dass Steve bei Patty war, und wenn die beiden ihr weismachen wollten, dass sie die ganze Zeit ferngesehen oder Karten gespielt hätten …
Während Lauren auf den Klingelknopf drückte, vernahm sie Pattys ängstliche und aufregte Stimme. „Nein, Steve, bleib hier“, sagte sie. „Ich werde nachsehen. Vielleicht ist es einer der Nachbarn. Ich möchte nicht, dass dich jemand hier
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