ROMANA EXKLUSIV Band 0178
sein. Du kannst dorthin fahren, sobald du willst. Ich arrangiere alles Nötige.“
„Du wirst wohl im Stadthaus wohnen.“ Sie kam sich vor, als hätte er ihr einen Tritt versetzt. Wie auch immer er sich ausgedrückt hatte, er sprach von Trennung.
„Nein. Der Bank gehört ein Apartment, das ich benutzen kann.“
Noch lange nachdem Damiano gegangen war, saß Eden in dem schmerzlich leeren Schlafzimmer. Sie fühlte sich völlig ausgebrannt. Warum hatte sie Damiano die ganze Geschichte nicht schon viel früher erzählt? Egal, welches Risiko das geborgen hätte. Heimlichkeiten und Ausflüchte schufen wirklich keine Atmosphäre des Vertrauens! Was ist nur aus meiner einstigen Aufrichtigkeit geworden?, fragte sie sich und schämte sich rückblickend für ihr Verhalten. Ich an seiner Stelle wäre auch wütend, bitter und argwöhnisch, gestand sie sich ehrlich ein.
Achtundvierzig Stunden später reiste auch Eden nach London zurück. Am Flughafen wurde sie von einem Chauffeur erwartet, der sie nach Greyscott Hall brachte, einem bezaubernden elisabethanischen Herrenhaus, das inmitten einer bewaldeten Parklandschaft lag.
Damiano hatte sie zweimal in Italien angerufen. Aber er hatte so höflich unpersönlich geklungen, dass sie das nicht gerade zuversichtlicher gestimmt hatte. Und als sie jetzt die einladend wirkende Halle betrat, die erfüllt war vom Duft eines herrlichen Rosenarrangements, konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, dass Damiano es geschickt verstanden hatte, sie in einer neuen Wohnumgebung unterzubringen. Sollte er sich gegen die Fortsetzung ihrer Ehe entscheiden, brauchte er sie, Eden, nicht zu bitten auszuziehen.
„Als ich mir das Videoband angesehen habe, das der Makler mir geschickt hatte, wusste ich gleich, dass du dich in Greyscott Hall verlieben wirst“, hatte er gleichmütig erklärt. „Es besitzt viel Charme, ist groß, aber nicht pompös, und wirkt irgendwie heimelig.“
Eden konnte sich nicht erinnern, je gehört zu haben, dass einer der Braganzis, die schon von Geburt an lernten, dass das Prächtigste gerade gut genug für sie wäre, es je erwogen hatte, in einem Haus zu wohnen, das man als „heimelig“, bezeichnen konnte. War es da verwunderlich, dass es sie beunruhigt hatte, als Damiano feststellte, Greyscott Hall sei das Zuhause ihrer Träume?
Die Haushälterin führte sie durch die Räume. Und obwohl Eden eigentlich etwas niedergedrückt und bekümmert war, bezauberte sie ihre neue Umgebung. Damiano hatte den Vorbesitzern einige Möbel abgekauft und mit der weiteren Gestaltung einen Innenarchitekten betraut, der offenbar ein Meister seines Faches war. Er hatte eine ausgesprochen warme Wohnatmosphäre geschaffen, und alles bildete ein so harmonisches Ganzes, dass Eden nicht hätte sagen können, welche Einrichtungsgegenstände schon vorher dagewesen oder nachher hinzugekommen waren.
„Ich glaube, Sie lieben Handarbeiten.“ Lächelnd öffnete die Haushälterin die Tür zu einem großen Nähzimmer.
„Ja, das tue ich“, bestätigte Eden, und Tränen traten ihr in die Augen, als sie all die Dinge sah, die das Herz nur begehren konnte – einschließlich eines antiken Tapisserierahmens. Offenbar hatte sich Damiano daran erinnert, dass sie vor fünf Jahren viel gestickt hatte. Über ihre Handarbeit gebeugt, hatte sie die abfälligen Bemerkungen und spöttischen Blicke seiner Familie besser ignorieren können, denen sie während seiner Abwesenheit ausgesetzt gewesen war.
Sie stellte sich ans Fenster, atmete tief ein und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Wie sehr hatte er darüber nachgedacht, was sie glücklich machen könnte! Es war schon eine gewisse Ironie des Schicksals, dass alles, was er als freudige Überraschung für sie geplant hatte, ihr ihren Verlust nur umso schmerzvoller verdeutlichte.
Würde sie Damiano je wiedersehen? Wäre es nicht viel leichter für ihn, ihre Ehe abzuschreiben und die Scheidung zu erwirken? Sie konnte ihm nicht beweisen, dass sie ihm treu gewesen war. Und unter den gegebenen Umständen kann ich sein Misstrauen sogar verstehen, dachte sie bekümmert, während sie im ersten Stock ihres neuen Hauses herumging.
Wie viel hatten Damiano die ausgesprochen glücklichen Wochen in der Villa Pavone wirklich bedeutet? War es nicht entsetzlich naiv von ihr, dieser gemeinsamen Zeit eine solche Wichtigkeit beizumessen? Jeder Mann, der ein fünfjähriges Martyrium hinter sich hatte, hätte wie er in allem geschwelgt, was sich ihm geboten
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