ROMANA EXKLUSIV Band 0179
bist du das Problem“, fügte er rätselhaft hinzu. „Wir sind uns schon einmal begegnet, nicht wahr, Helen? Kaum hatte ich dich berührt, fügte sich das Bild zusammen.“
Helen sprang aus dem Boot, sobald sie die Anlegestelle erreicht hatten. Während Richard vertäute, eilte sie zum Haus hinauf. Er rief ihr einmal hinterher, aber sie gab vor, nichts gehört zu haben. Sie musste weg, um ihre Gedanken zu ordnen und in Ruhe zu überlegen, was sie als Nächstes tun sollte.
Jon stand auf der Veranda und erwartete sie. Offensichtlich fühlte er sich wesentlich besser. Und er war nicht allein. Eine junge Frau, die ungefähr in seinem Alter war, saß neben ihm in einem der Rattansessel. Sie spielte gelangweilt mit einer Coladose. Dabei hatte sie aufreizend lässig ein Bein über die Armlehne gelegt.
„Wo warst du denn die ganze Zeit?“, rief Jon und ging Helen entgegen. Liebevoll legte er ihr den Arm um die Schulter und beugte sich vor, um sie zu küssen. Helen musste sich zwingen, nicht den Kopf zur Seite zu drehen. „Ich dachte schon, du hättest mich verlassen“, bemerkte er und zog sie an sich, während sie gemeinsam zur Veranda zurückgingen. „Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Es ist schon nach halb vier.“
„Ich weiß. Tut mir leid. Dein Vater … hat mich zum Segeln mitgenommen. Die Rückfahrt dauerte länger als erwartet.“
„Wenigstens hat Susie mir Gesellschaft geleistet, nicht wahr, Susie?“
Obwohl die junge Frau lächelte, war der Blick, den sie Helen zuwarf, überhaupt nicht freundlich. „Das habe ich doch gern getan. Wir kennen uns schließlich schon sehr lange.“
„Allerdings, seit unserer Kindheit. Was hältst du denn von meiner Freundin? Nun, habe ich dir zu viel versprochen?“
„Sie ist ganz nett.“ Susies Stimme klang nicht besonders überzeugend. Helen vermutete, dass sie nicht gerade begeistert war, dass Jon seine Freundin mitgebracht hatte.
„Hast du wenigstens Schuldgefühle, weil du mich so lange allein gelassen hast?“, neckte er.
„Ich habe überhaupt keine Schuldgefühle“, erwiderte Helen, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach – allerdings aus anderen Gründen.
„Falls es dich interessiert, mir geht es inzwischen sehr viel besser.“ Er zögerte, bevor er dann kühl hinzufügte: „Wie ich sehe, freust du dich außerordentlich, das zu erfahren.“
Helen seufzte und wünschte sich, Jon etwas Freundliches sagen zu können, aber ihre Gedanken kreisten einzig darum, wie lange Richard brauchen würde, bis er das Boot festgebunden hatte und herkommen würde.
„Wenn Susie nicht gewesen wäre, hätte ich einen trostlosen Nachmittag verbracht“, klagte Jon.
„Tut mir wirklich leid. Natürlich ist mir nicht egal, wie es dir geht.“ Helen versuchte, etwas mehr Wärme in ihre Stimme zu legen. „Ich dachte nur nicht, dass du dich so schnell erholen würdest.“
„Nun erzähl schon, wie war es?“
„Wie es war?“, wiederholte Helen leise und blickte über die Schulter zurück. „Schön. Wir waren in irgendeiner Bucht in der Nähe von St. George.“
„In Coral Cove etwa?“
„Schon möglich. Jedenfalls war es sehr hübsch dort.“
„Und wie findest du die Jacht?“, erkundigte Jon sich weiter.
„Sie ist traumhaft.“ Um ihre Begeisterung zu mildern, fuhr sie hastig fort: „Aber ich bin für das Segeln nicht geeignet. Ich bin seekrank geworden.“
„Oh nein!“ Jon verzog mitleidig das Gesicht. „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Wenn mein alter Herr erscheint, werde ich mit ihm ein Wörtchen über seine Segelkünste reden müssen.“
„Oh, bitte nicht“, wehrte Helen ab. Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Es war wirklich nicht seine Schuld.“
Und das war es tatsächlich nicht. Aber sie konnte Jon nicht erzählen, weshalb ihr auf dem Rückweg schlecht geworden war. Ihr Körper hatte ganz einfach auf die angespannte Situation reagiert.
„Wenn Dad mir noch einmal Vorhaltungen über meine Segelkünste macht, kann ich ihm endlich etwas entgegenhalten“, drohte Jon grinsend. „Er hat dir doch sicher gesagt, dass ich sein letztes Boot zum Kentern gebracht habe.“
Helen nickte gequält und legte eine Hand auf den Magen. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst. Ich würde gern auf mein Zimmer gehen und duschen. Mir ist schrecklich heiß.“
„Gut, tu das“, stimmte Jon zu. „Wo ist Dad übrigens? Er musste doch nicht etwa nach Hause schwimmen?“
„Natürlich nicht.“
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