ROMANA EXKLUSIV Band 0179
„Weiß er das?“, fragte sie.
„Vermutlich. Er hat diese Tabletten schon öfter geschluckt.“
„Oh!“ Helen nippte an ihrem Kaffee und dachte über Richards Geständnis nach. Nun würde sie nicht nur den Vormittag, sondern möglicherweise sogar den Nachmittag in seiner Gesellschaft verbringen.
„Ist der Gedanke, einen Tag mit Jons altem Herrn zu verbringen, denn so schrecklich?“, neckte Richard.
Helen schüttelte heftig den Kopf. „Ich dachte nur … wir würden … nur einige Stunden weg sein“, gab sie dann zu.
„Wenn es dir lieber wäre!“ Er deutete auf die Küstenlinie. „Dort drüben liegt Pembroke. Wenn wir jetzt umkehren, sind wir in weniger als einer Stunde wieder zu Hause.“
Helen zögerte. „Wohin … segeln wir eigentlich?“
„Zu einer Bucht, die wenige Meilen von St. George entfernt ist. Zumindest hatte ich das geplant, aber keine Angst, ich mache kehrt“, antwortete er auf ihre Frage.
„Nein.“ Ohne nachzudenken war ihr das Wort entschlüpft. Nun konnte sie es nicht mehr rückgängig machen.
„Nein?“ Richard betrachtete sie irritiert.
Verlegene Röte überzog Helens Gesicht. „Ich … es macht mir allmählich Spaß.“
„Das freut mich aber.“ Richard verzog das Gesicht zu einem Grinsen. „Du machst einen alten Mann damit wirklich glücklich. Schließlich habe ich nicht jeden Tag Gelegenheit, ein schönes Mädchen auf meinem Boot mitzunehmen.“
„Ich bin sicher, das stimmt nicht“, meinte sie zweifelnd. „Unterschätzen Sie sich nicht, Mr. Savage. Das ist doch sonst nicht Ihre Art.“
6. KAPITEL
Die Bucht, in der Richard die Ocean Tramp verankerte, war klein und menschenleer. Helen war überrascht, einen solch idyllischen Platz zu sehen, obwohl gerade Hochsaison war. Richard erklärte ihr jedoch, dass es auf den Inseln noch zahlreiche Orte gab, die für den Tourismus bisher nicht erschlossen worden waren.
Eine traumhafte Lage, falls man Abgeschiedenheit sucht, dachte Helen bei sich und bezweifelte, ob der Entschluss, den Tag mit Richard zu verbringen, klug gewesen war. Aber in Richards Augen war sie Jons Freundin, und er würde seinen Sohn sicher nicht hintergehen. Die Ereignisse von vor zehn Jahren waren teilweise auch ihr Fehler gewesen. Damit will ich sein Verhalten nicht entschuldigen, sagte Helen sich, aber damals habe ich mich zu ihm hingezogen gefühlt und es ihm auch gezeigt. Als Richard die Situation ausgenutzt hatte, war sie ihm eine willige Komplizin gewesen.
Warum nur hatte sie ihm nicht alles erzählt, nachdem sie ihm hier wiederbegegnet war? Sie hätte ihn mit den Folgen seines Handelns konfrontieren sollen. Aber nein, die Wahrheit hätte sie nicht erzählen können, weder bei ihrer Ankunft noch zu einem anderen Zeitpunkt. Sie konnte nicht riskieren, Diana zu verlieren.
Da das Wasser in der Bucht sehr tief war, verankerte Richard die Jacht ganz nah am Ufer, sodass man mühelos an Land schwimmen konnte. Er zog sich gerade das Polohemd über den Kopf und warf es achtlos auf die Planken. Sein muskulöser Oberkörper war gebräunt und noch immer so schlank wie damals. Schnell wandte Helen den Blick von ihm. „Was hältst du von einem erfrischenden Bad vor dem Essen?“, fragte er fröhlich.
„Hm … Ich weiß nicht. Vielleicht lege ich mich nur einfach in die Sonne“, antwortete sie ausweichend.
„Wie du meinst“, meinte er trocken, zog die Shorts aus und stellte sich ans Heck. Von dort aus sprang er mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser.
Was nun?, überlegte Helen. Die Sonne brannte ihr trotz der Kleidung auf der Haut. Ohne den Fahrtwind war die Hitze fast unerträglich. Vielleicht sollte sie doch schwimmen? Ein Blick übers Wasser zeigte ihr, dass Richard bereits an Land ging. Entschlossen zog Helen das Oberteil aus, schlüpfte aus den Shorts und ließ beides auf den Boden fallen. Dann sprang sie wie Richard vor ihr vom Heck aus ins Wasser. Glücklicherweise hatte sie sich für einen dezenten Badeanzug entschieden und nicht für einen der winzigen Bikinis, die sie üblicherweise trug.
Das Meer erschien ihr anfangs recht kühl. Es war das erste Mal, dass sie in derartig tiefem Wasser schwamm. Sie genoss das prickelnde Gefühl, tauchte übermütig und kam prustend wieder an die Oberfläche. Nach einer Weile sah sie zum Strand. Richard lag inzwischen im Sand. Langsam schwamm Helen in seichteres Wasser, und als sie mit den Füßen den Boden erreichen konnte, blieb sie stehen.
Richard hatte die plätschernde Bewegung im Wasser
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