ROMANA EXKLUSIV Band 0179
den Kopf. „Das geht nicht.“
„Gut, dann eben nicht.“
„Ich … lebe nämlich nicht allein“, stammelte Helen. „Das heißt … ich teile die Wohnung mit einer Freundin.“
„Ach so. Dann können Sie mich natürlich nicht einladen.“
„Nein. Tut mir leid.“
„Macht nichts.“ Als der Kellner mit der Rechnung zurückkam, griff Richard in die Jackentasche und nahm die Brieftasche heraus. Dann legte er einige Scheine auf das Tablett. „Stimmt so.“
„Danke, Sir.“
Während sich der Kellner mit einer Verbeugung verabschiedete, trommelte Richard ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. Vermutlich langweilt er sich, überlegte Helen, und das ist ganz allein meine Schuld. Sie seufzte. Wie schön wäre es, wenn sie tatsächlich eine eigene Wohnung hätte und ihn einladen könnte. Aber vor ihrem achtzehnten Geburtstag würde sie von ihrem Vater nicht die Erlaubnis bekommen auszugehen. Außerdem hatte sie nicht genug Geld, um auf eigenen Füßen zu stehen. Das Geld, das sie in dem Weinlokal verdiente, reichte nicht einmal für ihre Kleidung.
Schade! Es war ein wunderbarer Abend gewesen. Noch nie hatte sie so viel Spaß mit jemandem gehabt. Richard war nett und rücksichtsvoll und behandelte sie wie eine ernst zu nehmende Erwachsene. Und wenn er ihre Hand hielt, wurden ihre Knie ganz weich.
Helen betrachtete sein Profil – die hohen Wangenknochen und die schmalen Lippen. Er hat dichte Wimpern, stellte sie fest, und sein Haar ist etwas zu lang und hängt ihm beinah auf die Schultern. Wie gern würde sie ihm über den Kopf streichen. Am meisten aber wünschte sie, er würde sie wieder berühren. Wenn sie das Restaurant verließen, würde der Abend jedoch schnell ein Ende finden.
Richard drehte den Kopf zu ihr und schaute sie an. Sofort stockte ihr Atem. Sie sah, wie in seinen Augen ein Leuchten aufflackerte.
„Wir könnten den Kaffee auch hier im Hotel trinken“, schlug er unvermittelt vor.
„Meinen Sie?“, fragte sie zweifelnd. „Gut, einverstanden.“
Falls Richard überrascht war, dass sie so schnell zugestimmt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Dennoch zögerte er einen Moment, bevor er sich erkundigte. „Bist du sicher?“
„Warum nicht?“ Helen zuckte die Achseln. Dass er plötzlich zum Du übergegangen war, störte sie nicht. Sie hatte eingewilligt und wollte ihre Zusage nun nicht mehr wie ein unreifer Teenager rückgängig machen.
Richard beobachtete sie schweigend. „In Ordnung“, murmelte er dann, und Helen stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
8. KAPITEL
Aber meine Erleichterung hielt nicht lang an, überlegte Helen und ging vom Balkon ins Schlafzimmer, wo sie sich müde hinsetzte. Wenn sie damals gewusst hätte, was sie heute wusste, hätte sie Richards Einladung niemals angenommen.
Oder vielleicht doch? Damals war sie so jung gewesen, aber das war keine Entschuldigung. Sie hatte gewusst, welches Risiko sie einging, als sie Richard in seine Suite begleitete. Anfangs hatte sie nicht angenommen, dass er in jenem Hotel wohnte und den Kaffee in seinem Zimmer trinken wollte. Spätestens nachdem sie davon erfuhr, hätte sie sich von ihm verabschieden können, um nach Hause zu fahren. Vor dem Hotel warteten schließlich genügend Taxis.
Aber Helen hatte nichts dergleichen getan, da sie mit Richard zusammen sein und die Stunden mit ihm genießen wollte. Dabei hatte sie nicht geahnt, dass sie in eine Situation geraten könnte, mit der sie nicht mehr zurechtkommen würde.
Richard könnte argumentieren, dass es ihm ähnlich gegangen sei. Schließlich hatte er den ganzen Abend über reichlich Alkohol zu sich genommen – vor allem hatte er Champagner, Scotch und Sake durcheinander getrunken. Als sie das Restaurant verließen, schwankte er sogar leicht und legte den Arm um ihre Schulter, um sich zu stützen.
Richards Suite war überwältigend. Der Wohnraum war geräumig, mit Möbeln aus der Edwardianischen Periode ausgestattet und gemütlich beleuchtet. Durch die offen stehende Tür konnte Helen das große französische Bett im Schlafzimmer sehen.
„Zieh doch deine Jacke aus“, forderte Richard sie auf und legte sein Sakko ab. Helen kam seiner Aufforderung zögernd nach. Gleich darauf klopfte es an der Tür, und der Kaffee wurde serviert. Helen schaute verlegen zu, wie der Zimmerkellner das Tablett auf einem niedrigen Mahagonitischchen abstellte und sich dann diskret verabschiedete. Ob er sich Gedanken darüber machte, weshalb sie hier war?
„Willst du dich
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