ROMANA EXKLUSIV Band 0179
Essen beendet war, wurde ihr erst richtig klar, wie unreif sie noch war und wie verzweifelt sie sich wünschte, Richard möge sich wirklich für sie interessieren.
„Machen Sie doch nicht so ein sorgenvolles Gesicht“, murmelte er nun.
„Ich mache kein sorgenvolles Gesicht“, beteuerte sie. Warum war sie nur so leicht zu durchschauen?
„Ich habe es ernst gemeint, mir hat der Abend Spaß gemacht – vor allem der Abschluss. Sie haben mir eine wunderbare Ausrede geliefert, um die Party verlassen zu können.“
Helen fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich kann es einfach nicht glauben.“ Dabei faltete sie verlegen die Serviette zusammen.
Richard machte eine wegwerfende Geste. „Warum nicht?“, fragte er und rutschte näher, bis er nur noch wenige Zentimeter von Helen entfernt war. „Ich wäre ein Narr, wenn ich die Gesellschaft einer schönen Frau nicht aufregender finden würde als die einer Gruppe älterer Damen.“
Sein Atem streifte sie. Helen roch schwach den Alkohol. Eigentlich wollte sie ihm antworten, dass sie keine schöne Frau sei, aber instinktiv unterdrückte sie den Impuls. „Wie … wie lange bleiben Sie noch in London?“, erkundigte sie sich stattdessen.
„Ich weiß es nicht. Einige Tage, vielleicht eine Woche“, entgegnete er unbestimmt und nahm ihre Hand. „Was für eine wunderbar helle Haut!“ Sanft strich er Helen mit dem Daumen über die Knöchel. „Viele Frauen würden ein Vermögen dafür geben, eine Haut wie Sie zu besitzen.“
Helen erschauerte. „Das … ist nicht unbedingt ein Vorteil. Ich bekomme sehr leicht Sonnenbrand.“
Nun schaute Richard sie an, und Helen konnte ihr Spiegelbild in seinen Augen erblicken. „Das sieht man.“
„Oh …“ Verlegen legte sie eine Hand an ihre Wange. Ihre Haut war ganz heiß, und vermutlich war sie dunkelrot. Helen hatte sich schon immer geärgert, dass sie so leicht errötete.
„Machen Sie doch nicht so ein Gesicht!“ Richard zeichnete mit dem Finger die Linie ihrer Wangenknochen nach. „Es ist richtig erfrischend, jemandem zu begegnen, der noch nicht gelernt hat, seine Gefühle zu verbergen. Mache ich Sie verlegen? Sind Sie deshalb so angespannt?“
Helen schüttelte hilflos den Kopf. „Nein, Sie machen mich nicht verlegen“, stritt sie ab. In Wirklichkeit war es verwirrend, seine Nähe zu spüren.
Richard berührte vorsichtig ihre Lippen. Langsam öffnete sie den Mund und schmeckte den Geschmack seiner Haut.
„Entspannen Sie sich!“ Er drehte ihre Hand um und betrachtete die Innenfläche. Sofort ging Helens Atem stoßweise. „In Anbetracht dessen, was ich gern tun würde, benehme ich mich doch tadellos.“
Am liebsten hätte Helen ihm gesagt, dass sie sich nicht verkrampfte, weil er ihre Hand hielt. Er tat viel, viel mehr als nur das. Ihr ganzes Innenleben geriet aus den Fugen.
„Haben Sie noch einen Wunsch?“ Die höfliche Frage des japanischen Kellners war eine willkommene Unterbrechung für Helen. Richard war gerade dabei gewesen, ihre Lebenslinie mit dem Finger nachzuzeichnen. Unter der sinnlichen Berührung war ihr Körper förmlich dahingeschmolzen.
„Wie bitte?“, fragte Richard geistesabwesend. „Nein, nein, danke“, antwortete er dann nach einem kurzen Blick zu Helen. Sie schüttelte den Kopf und legte dabei die Hand auf seinen muskulösen Oberschenkel. „Wenn Sie uns bitte die Rechnung bringen würden“, bat er gelassen, als habe er nichts bemerkt.
„Gerne, Sir.“ Der Kellner ging davon, und Helen hatte das Gefühl, als habe sich in diesen wenigen Sekunden ihre Beziehung zu Richard wesentlich verändert. Nicht, dass sie die Situation ausgenutzt hatte. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sie sich zu einer derartig intimen Berührung hatte hinreißen lassen. Schnell griff sie nach ihrer Handtasche, damit sie einen Vorwand hatte, ihre Hand wieder von seinem Bein zu nehmen, und rückte etwas von Richard ab.
„Das ist es dann wohl?“ Er schaute sie fragend an. „Jetzt soll ich Sie vermutlich nach Hause bringen.“
Helen schluckte. Die Vorstellung, dass er vor ihrem Elternhaus mit dem großen Mercedes vorfahren würde, erfüllte sie mit Panik. Zum einen hatte sie ihm erzählt, dass sie eine eigene Wohnung hatte. Zum anderen würde ihr Vater das Auto hören und sicherlich aus dem Fenster sehen.
„Sie könnten mich natürlich auch zu einer Tasse Kaffee einladen“, schlug er vor. „Das wäre sogar eine gute Idee. Schwarzer Kaffee, zumindest für mich.“
Helen schüttelte
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