ROMANA EXKLUSIV Band 0179
auf.
„Schon möglich“, räumte er ein und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich habe viel darüber nachgedacht.“
„Ich auch“, gab sie traurig zu. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich weiß, was ich zu tun habe.“
„Wirklich? Ich wünschte, mir ginge es ebenso. Ich wünschte, meine Situation wäre so einfach wie deine.“
„So einfach wie meine?“, wiederholte Helen verständnislos. „Wieso glaubst du, dass …“
„Ich bin zurückgegangen“, unterbrach er sie und holte tief Luft. „In das Weinlokal“, fügte er hinzu. „Ich war noch einmal da. Aber du warst verschwunden.“
„Das behauptest du doch nicht im Ernst?“ Helen spürte, dass sie allmählich nervös wurde. „Erwartest du tatsächlich, dass ich dir glaube? Du warst nie wieder dort – und allein für diese Lüge verachte ich dich.“
„Ich lüge nicht.“
„Bitte …“ Gequält presste Helen die Hände auf den Bauch, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Richard musste lügen. Es konnte nicht wahr sein. Trotz Bryan Kordas Drohung, sie anzuzeigen, hatte sie noch sechs Wochen nach jener Nacht bei Clive gearbeitet. Richard war nie aufgetaucht. Sie hatte jeden Tag auf ihn gewartet und sich wochenlang deswegen in den Schlaf geweint. Erst als sie feststellte, dass sie schwanger war, hatte sie die Hoffnung verloren. Glücklicherweise hatte sie sich auf ihre Eltern verlassen können. Sie hatten ihr in dieser schwierigen Zeit geholfen, obwohl sie ihnen nicht verriet, wer der Vater des Babys war. Jahre später hatte sie ihnen dann die ganze Geschichte erzählt.
„Helen!“
Sie schrak zusammen. Plötzlich spürte sie Richards Atem an ihrem Hals. Unbemerkt hatte er sich ihr genähert.
„Entspann dich!“, sagte er leise und berührte sie an den Oberarmen. „Hab keine Angst vor mir! Ich will doch nur mit dir reden. Um alles richtigzustellen.“
„Es gibt nichts richtigzustellen“, erklärte Helen energisch und löste sich von ihm.
„Ich bin wirklich in dem Lokal gewesen. Du musst mir zuhören, auch wenn du mir nicht glaubst!“
Sie schloss die Augen. „Ich will nicht darüber sprechen.“
„Aber ich. Seit unserem Gespräch auf der Jacht denke ich nur noch daran.“
„Wirklich?“, spottete sie.
„Ja, wirklich. Und du wirst dir jetzt meine Version der Geschichte anhören.“
„Na schön! Du hattest schließlich drei Tage Zeit, dir etwas auszudenken“, meinte sie schnippisch.
„Warum willst du mich eigentlich nicht verstehen? Glaubst du wirklich, ich kann mich an Dinge, die vor zehn Jahren passiert sind, innerhalb von Minuten erinnern?“ Wieder packte er sie an den Armen und schüttelte sie.
„Lass mich los! Was ist, wenn uns jemand sieht?“
Richard atmete heftig. „Wer sollte uns denn sehen? Jon etwa? Macht dir das so viel aus?“
„Es sollte dir etwas ausmachen. Außerdem scheinst du Victoria zu vergessen.“
Er senkte den Kopf. „Und wenn ich dir sage, dass es mir egal ist?“ Dabei streifte er sanft mit dem Mund ihren Hals.
„Es ist dir nicht egal“, protestierte sie verzweifelt. Je länger er sie festhielt, desto weniger wünschte sie sich, dass er sie wieder freigab.
„Als ich nach England zurückkehrte, hattest du die Arbeit in dem Weinlokal aufgegeben.“
„Als du nach England zurückkehrtest?“ Sie zitterte. „Du meinst, du hattest ein schlechtes Gewissen?“
„Ein schlechtes Gewissen?“ Zunächst schien er sie nicht zu verstehen, dann aber wusste er, wovon sie sprach. „Nein, zumindest nicht so, wie du denkst. Ich wollte dir erklären, warum ich abreisen musste.“
„Bitte, lass mich los“, flehte Helen gequält. „Ich kann keine weiteren Lügen mehr ertragen.“
„Das sind keine Lügen, verdammt noch mal. Es ist die Wahrheit. Am Morgen, nachdem … wir die Nacht zusammen verbracht hatten, rief mich mein Anwalt von den Bermudas aus an. Du weißt bereits, dass Daphne und ich damals schon getrennt lebten. Jedenfalls berichtete mir mein Anwalt, dass Daphne in meiner Abwesenheit zurückgekommen war und Jon mit nach Amerika genommen hatte.“
„Jon?“
„Ja, Jon.“ Richard atmete schwer. „Mein Sohn war damals das Wichtigste in meinem Leben. Ich brauchte zwei Monate, um ihn wieder zurückzubekommen. Glaubst du mir wenigstens das?“
Helen nickte. „Wenn du es sagst.“ Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Wie sie erwartet hatte, klang seine Geschichte durchaus glaubwürdig. In Zukunft würde sie ihm nicht mehr vorwerfen können, dass er nicht bei
Weitere Kostenlose Bücher