ROMANA EXKLUSIV Band 0179
trockene, pedantische Art erklärt.
Also hatte sie keine Wahl, als zu warten, bis sie fünfundzwanzig war. Die einzig andere Möglichkeit, die Treuhandschaft auflösen zu lassen, wäre die, zu heiraten. Aber da sie keinen Freund hatte, war auch daran nicht zu denken.
Sie hatte die Absicht gehabt, für einige Jahre zurück in die Staaten zu gehen, oder sogar nach Europa – sich vielleicht einen Job in der Touristikbranche zu suchen und Erfahrungen zu sammeln für die Zeit danach, da sie freie Hand haben würde. Aber irgendetwas warnte sie, hierzubleiben, wo sie ihre Interessen im Auge behalten konnte. Ja … ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass etwas nicht stimmte.
So hielt sie ihren Verdacht im Verborgenen – und ihre Augen blieben wachsam. Zwei Jahre. Eine so lange Wartezeit war das gar nicht …
Denn die Zukunftsaussichten erschienen ihr geradezu aufregend. Seit Eröffnung des Flughafens an der Nordspitze der Insel strömten die Touristen nur so herein. Und Spaniard’s Cove mit seinen ruhigen türkisfarbenen Lagunen und Sandstränden, umgeben von schützenden Hügeln, bot die perfekte Kulisse für einen traumhaften Urlaubsort. Natürlich könnte man Wassersport betreiben – Windsurfen, Sporttauchen – würde Golfkurse anbieten, Reiten und Tennis. Und das alte Zucker-Lagerhaus würde man ausbauen zu einem luxuriösen Fitnesscenter, komplett mit Turnhalle, Schwimmbad, Anlagen für Aromatherapie …
Und es würde keine verqualmten, von der Außenwelt abgetrennten Räume mehr geben – keine Spieler mehr mit brennenden Augen und verschwitzten Handflächen.
Natashas Blick glitt weiter durch den Saal und blieb erneut an Lord Nevilles rätselhaftem Freund haften. Er stand an einem der Roulettetische und beobachtete gerade, wie diese aufreizende Brünette ihre Jetons warf und ihm dabei schöne Augen machte. Typisch Darlene, dachte Natasha leicht belustigt, sie streckt ihre Fühler immer nach dem attraktivsten Mann aus, egal, wie überfüllt es ist.
Attraktiv? Doch, das würde sie ihm zugestehen. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Seltsam nur, dass sie ihn bisher noch nie gesehen hatte, wenn er ein gewohnheitsmäßiger Spieler war. Vielleicht hatte er kürzlich ein Vermögen geerbt und wollte es so schnell wie möglich wieder loswerden. Damit dürfte er keine Schwierigkeiten haben, wenn er Lord Nevilles Freund ist, dachte Natasha.
Nicht dass mich das auch nur im Geringsten berührt, fügte sie im Stillen hinzu. Er war eben auch einer von diesen Verrückten – selbst wenn er so aussah, als hätte er etwas mehr Intelligenz, als er bisher gezeigt hatte. Und falls er darauf aus war, sein Geld mit sinnlosem Zeitvertreib zu verschleudern, so war er bei Darlene genau an der richtigen Adresse.
Kurz vor Mitternacht übergab Natasha den Blackjacktisch einem der Croupiers und ging für eine kurze Pause hinaus an die frische Luft.
Sie liebte Spaniard’s Cove , und obwohl sie hier aufgewachsen war, hatte sie nie aufgehört, von seiner Schönheit fasziniert zu sein. Umgeben von hohen vulkanischen Felsen, deren bizarre Umrisse an den Steilhängen durch blaugrüne Bäume der Regenwälder gemildert wurden, hatte der Strand die Form eines perfekten Halbmonds aus weißrosa Korallensand. Das warme Wasser des blauen Karibischen Meers umspülte ihn. Und bei Nacht war der Himmel wie schwarzer Samt und von Millionen Sternen übersät.
Natasha schlenderte durch die üppigen tropischen Gärten des Kasinos und atmete die milde Nachtluft ein, die nach Jasmin und Frangipani duftete. Dabei sagte sie sich zum tausendsten Mal, dass es sich lohnte, zu warten, dass es sich lohnte, sich mit Lester abzufinden, selbst für weitere zwei Jahre …
Schließlich ging sie zurück und auf den Haupteingang zu.
Das Kasino ließ von seiner früheren Funktion nur noch wenig erkennen. Der solide Bau aus rosa Korallenstein mit hohen, schmalen Fenstern und einem Flachdach war so konstruiert, damit er den gefährlichen Hurrikans standhielt, die hin und wieder vom Atlantik her einbrachen und die Insel verwüsteten. Über dem Haupteingang hatte man einen großen viereckigen Vorbau errichtet, auf dem an drei Seiten in rosa und grüner Neonleuchtschrift die Wörter Spaniard’s Cove Casino prangten. Eine breite Treppe führte hinauf zu den bronzierten Glastüren – die ursprünglichen aus schwerem Holz waren an der Mauer befestigt und wurden nur bei Sturmwarnung geschlossen.
Als sie hineinging, wurde Natasha vom Portier begrüßt, einem Bär von
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