ROMANA EXKLUSIV BAND 231
aber die Entscheidung liegt bei dir.“
„Ich …“ Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Sie wollte Doyle. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Aber war „wollen“ genug? Wenn sie mit ihm schlief, würde es etwas sein, an das sie sich auch nach Jahren noch liebevoll erinnerte? Oder würde sie es bereuen?
Er musste ihre Unsicherheit bemerkt haben. Mit ausdrucksloser Miene und mit unpersönlichen Handgriffen verknotete er die beiden Hemdshälften wieder vor ihrer Brust, dann stand er auf.
„Doyle, ich …“ Wie sollte sie ihm sagen, wie viel es ihr bedeuten würde?
„Mach dir nicht zu viele Gedanken über das, was gerade passiert ist. Ich wache auf und finde dich an mich gepresst, da hat die Natur eben die Kontrolle übernommen.“
Sie hätte am liebsten aufgeschrien, aber der Stolz verbot es ihr. „Ich verstehe“, sagte sie kühl. „Keiner nimmt es persönlich, einverstanden.“
„Richtig.“ Er schaute auf seinen Arm und spannte die Finger, um die Muskeln zu bewegen. „Du hast gute Arbeit geleistet. Wirklich verdammt gute Arbeit.“
Sie wollte sein Lob nicht! Sie wollte … Sie wusste nicht, was sie wollte. „Danke“, sagte sie so ruhig, dass nichts in ihrer Stimme den Tumult verriet, der in ihrem Innern tobte. „Letzte Nacht habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Erst hattest du hohes Fieber, und dann folgte der Schüttelfrost.“ Sie setzte sich auf und kämmte mit den Fingern durch ihr Haar. „Es gab keine andere Möglichkeit, dich warm zu halten, als Körperwärme. Und es scheint gewirkt zu haben.“
„Ja, es hat gewirkt. So, und jetzt werde ich uns etwas zu essen machen. Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber ich sterbe fast vor Hunger.“
Gabrielle sah ihm wortlos nach. Doyle hatte vollkommen recht. Wenn ein Mann und eine Frau so eng beieinanderlagen, machte sich die Natur unwillkürlich bemerkbar. Jeder normale Mann hätte so reagiert, wenn eine Frau so eng bei ihm lag.
Aber das war keine Erklärung für das, was mit ihr passiert war. Sie hatte noch nie das Verlangen verspürt, mit einem Mann zu schlafen. Bis sie Doyle kennengelernt hatte. Und es gab keine Möglichkeit, ihm das irgendwie zu erklären.
7. KAPITEL
Sie kamen gut voran. Es war nur ein weiterer Beweis für Doyles Kraft und Energie, dass er sich innerhalb eines Tages von der Krankheit erholt hatte. Gabrielle hatte aus einem Stoffstreifen einen Verband für die Wunde gemacht. Jedes Mal, wenn sie unauffällig auf Doyles Arm schaute, waren keine Blutspuren zu sehen – trotz der Anstrengungen, die Doyle vollführte. Das hieß also, die Verletzung heilte bereits, jetzt, nachdem die Entzündung abgeklungen war.
Der Tag glich den vorherigen. Gabrielle war mittlerweile so mit der nötigen Routine vertraut, dass es ihr vorkam, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Wie würde es sein, wenn sie wieder in die Zivilisation zurückkamen? Sie dachte an ihr altes Leben, während sie hinter Doyle herstapfte. An die Einkaufsbummel, die Stunden im Schönheitssalon, im Fitnessstudio. Es war unwahrscheinlich, dass sie dort wieder ansetzen würde, wo sie vor der Notlandung aufgehört hatte. Diese Erfahrung im Dschungel, das kranke Kind, Doyles Krankheit, das alles hatte sie verändert. Sie war es sich selbst schuldig, mehr aus ihrem Leben zu machen.
Sie kamen zu einem verlassenen Indio-Dorf, gerade als der Regen einsetzte. Sie rannten über die Lichtung auf eine der Hütten zu. Drinnen roch es unangenehm nach Moder und Schimmel, aber die Hütte bot zumindest Schutz vor dem Guss, auch wenn das Dach an einigen Stellen leck war und kleine Sturzbäche ins Hütteninnere schickte.
Als Gabrielle fragte, warum das Dorf verlassen sei, erklärte Doyle ihr, dass die Indios in regelmäßigen Abständen weiterzogen, um mit ihrem landwirtschaftlichen Anbau das Gleichgewicht der Natur nicht zu stören. Zudem lauge der Anbau den Boden aus, sodass die Ernte immer geringer wurde und somit eine Umsiedlung nötig machte.
„Das scheint mir ein sehr beschwerliches Leben zu sein. Sie müssen Bäume schlagen, um eine Lichtung zu machen, die Hütten neu bauen, neue Felder anlegen … Warum ziehen sie nicht in eine Gegend, in der ihre Existenz einfacher wäre?“, fragte Gabrielle nachdenklich.
„Vielleicht gefällt ihnen das Leben, das sie führen. Brasilien ist ein großes Land, aber hier herrscht viel Armut, und Land ist kostbar. Für dich mag es schrecklich scheinen, aber die Indios sind stolz auf ihre Lebensweise. Sie sind völlig
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