ROMANA EXKLUSIV BAND 231
durfte nie erfahren, was sie für ihn fühlte. „Ich …“
Seine hellen Augen schienen bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen. „Wenn du nur eine weitere Lüge von dir geben willst, dann schweig besser. Ich werde die Wahrheit so oder so herausfinden.“
Er beugte den Kopf und strich, Schmetterlingsflügeln gleich, mit seinen Lippen über ihren Mund. Ihre Hände hielt er auf seiner Brust fest, und Gabrielle spürte seinen wilden Herzschlag, als er den Kuss vertiefte. Ihr Widerstand erlahmte, sie war verloren. Das hier war Doyle, der Mann, den sie liebte.
Ihre Lippen waren warm und zärtlich, gaben ihm die Antwort, die er suchte – und mehr. Ahnte er, was sie fühlte? Spürte er ihre unendliche Liebe? Sie war so bewegt, dass ihr eine Träne aus dem Augenwinkel rollte und ihre Wange hinabrann.
„Gabrielle!“ Leise und rau flüsterte er ihren Namen. Mit unendlicher Zärtlichkeit wischte er ihr die Träne fort. „Nicht weinen. Ich …“ Erneut küsste er sie, fordernd, verlangend, als könne er keine Worte finden. Und Gabrielle erwiderte den Kuss mit all der Leidenschaft, die sie für diesen Mann empfand.
„Oh!“
Der verlegene Ausruf hallte im Raum wider. Doyle hob den Kopf, ließ aber seine Hand an Gabrielles Taille liegen. Bei dieser besitzergreifenden Geste lächelte Gabrielle verträumt, erst dann wurde ihr klar, dass sie nicht mehr allein im Raum waren. Langsam wandte sie den Kopf in Richtung Tür. Veronique Marshall war ganz offensichtlich peinlich berührt, ihre Tochter in einer so engen Umarmung mit einem Fremden vorzufinden.
„Entschuldige, Liebes. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht und dich gesucht. Wenn ich gewusst hätte … Ich wäre natürlich nie so hier hereingeplatzt …“
Gabrielle machte sich aus Doyles Armen frei und zwang sich zu einem Lächeln. „Mum, darf ich dir Doyle vorstellen? Ich habe dir von ihm erzählt, der Mann, den Großvater für seine kleine Show engagiert hat. Doyle, meine Mutter, Veronique Marshall.“ Sie konnte nur hoffen, dass ihre Stimme sie nicht verriet. Würde ihre Mutter den Wink verstehen, warum sie so kühl und förmlich die Vorstellung übernahm? Innerlich sandte sie ein Stoßgebet gen Himmel.
„Mr Doyle!“ Veronique strahlte Doyle an, als sie seine Hand schüttelte. „Endlich lerne ich Sie kennen. Und ich bin ja so erleichtert!“ Mit mütterlicher Fürsorge betrachtete sie ihre Tochter. „Ich hatte mir ernsthafte Sorgen gemacht. Aber jetzt bin ich sicher, dass sich alles einrenken wird, nachdem ihr beide euch ausgesprochen habt und Sie endlich Bescheid wissen.“ Sie lachte beschwingt auf. „Jetzt tut es mir erst recht leid, dass ich euch gestört habe.“
Gabrielle machte einen Schritt vor. „Mum!“ Sie musste ihre Mutter davon abhalten, noch mehr zu sagen, aber Doyle war längst hellhörig geworden.
Mit einem höflichen Lächeln fragte er: „Endlich Bescheid wissen? Was meinen Sie, Mrs Marshall?“
„Na, das Baby natürlich!“ Verdutzt sah Veronique zu ihrer Tochter, sah, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Da erst begriff sie. „Ach du meine Güte! Da war ich wohl etwas vorlaut.“
Das gleiche höfliche Lächeln hatte Doyle jetzt auch für Gabrielle. „Aber nein, ganz im Gegenteil, Mrs Marshall. Ich denke, Sie haben nur ausgesprochen, was ich schon längst hätte erfahren müssen.“ Seine Stimme bekam einen stählernen Unterton. „Hat deine Mutter nicht nur eine Aufgabe übernommen, die eigentlich dir zugedacht gewesen wäre, Gabrielle?“
Das Gefühl, es nicht mehr ertragen zu können, wurde stärker. Pure Verachtung glänzte in den silbergrauen Augen, schoss Pfeile ab, die sie ins Herz trafen. Der Raum begann sich zu drehen, die Gesichter wurden undeutlich und verschwommen. Gabrielle wollte zur Tür, nur von dem Gedanken besessen, so schnell wie möglich diesen Raum zu verlassen.
Sie kam keine drei Schritte weit. Als die Ohnmacht sie ereilte, fingen starke Arme sie auf, bevor sie auf den Boden schlagen konnte.
10. KAPITEL
Das Licht tat ihren Augen weh. Gabrielle drehte den Kopf zur anderen Seite. Dann hörte sie, wie jemand mit einem leisen Klick die Lampe ausschaltete.
Sie hielt die Augen geschlossen und hoffte, dadurch der Realität noch für einen Moment länger entfliehen zu können. Aber das war eine kindische Hoffnung. Sie musste sich der Wahrheit stellen.
„Hier, trink etwas. Das wird dir helfen.“
Sie sah Doyle in die Augen, ertrug die Kälte nicht und konzentrierte sich auf das Glas, das er ihr
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