ROMANA EXKLUSIV BAND 231
sei, sich noch verrückt zu machen. Sie sollte sich gelassen und ruhig geben, wenn er ankam. So als wäre er nicht ihr Ehemann, sondern jemand, den sie zufällig getroffen habe und an dessen Namen sie sich kaum noch erinnern könne.
Bei diesem Gedanken lächelte sie zufrieden und nahm das Buch wieder auf, das sie auf der Reise gelesen hatte, doch gelang es ihr einfach nicht mehr, sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Als sie Jay am Vorabend vom Hotel aus angerufen hatte, hatte er gar nicht erfreut geklungen und gesagt:
„Ich dachte, du würdest mich vor deiner Abreise anrufen, damit ich dich vom Flughafen abholen kann.“
„Ich weiß, was ich gesagt habe, aber jetzt bin ich schon hier“, hatte Elizabeth kühl erwidert.
Sie wollte einfach nicht von ihm abhängig sein und fühlte sich wohler in einem Hotel.
„Das muss ja ein gutes Buch sein“, hörte sie auf einmal Jay sagen. „Jedenfalls scheint es interessanter zu sein als alles andere hier in Jamaika.“
Elizabeth war so überrascht, ihn zu sehen, dass ihr das Buch aus den Fingern glitt und auf den hölzernen Boden der Veranda fiel.
„Hallo, Jay!“
Sie musste einsehen, dass ihr Vorhaben, distanziert und gelassen zu bleiben, nicht zu verwirklichen war. Sie hatte ihn einfach schrecklich vermisst in den letzten Wochen. Jetzt spürte Elizabeth, wie ihr das Adrenalin ins Blut schoss. Lag da nicht ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen? Ganz so, als habe er sich auch nach ihr gesehnt. Aber das war unmöglich. Sie waren doch beinah ein Jahr getrennt gewesen, ohne dass ihm das etwas ausgemacht hatte.
„Warum hast du nicht vorher angerufen?“, fragte er.
Sie schaute ihn lange an, während er neben ihr auf einem Sessel Platz nahm. Dabei hatte sie das Gefühl, dass er noch besser als in London aussah. Das Hemd stand offen und ließ die breite Brust erahnen. Beinah stockte Elizabeth der Atem, solch eine männliche Ausstrahlung ging von Jay aus.
„Ich hatte einfach keine Zeit dazu, da ich bis zum letzten Augenblick arbeiten musste. Es war nicht ganz einfach, sich zwei Wochen Urlaub zu nehmen. Viele Vorgänge mussten dazu umorganisiert werden.“
„Du wirst ja wohl nicht Tag und Nacht gearbeitet haben.“
„Ich hatte viel zu tun.“
Warum nur fühlte sie sich mit ihm immer in der Defensive? Sie hätte alles dafür gegeben, dass er ihr einen leichten Kuss zur Begrüßung auf die Wangen gehaucht hätte, anstatt ihr gleich Vorwürfe zu machen. Dabei musterte er sie von Kopf bis Fuß, und es schien ihm keinesfalls zu missfallen, was er da sah.
„Wir können noch später darüber sprechen. Jetzt solltest du deine Sachen nehmen. Wir gehen.“
„Wohin?“, fragte Beth voller Erstaunen.
„Nach Hause, natürlich. Du wolltest doch wohl nicht die ganzen zwei Wochen im Hotel bleiben.“
„Das hatte ich eigentlich vor.“
Jay verzog das Gesicht.
„Hast du etwa Angst vor mir?“
„Nein! Das ist ja eine lächerliche Frage.“
„Warum willst du dann lieber im Hotel übernachten? Du weißt doch genau, dass es in unserem Haus vier Schlafzimmer gibt.“
„Wir leben getrennt. Außerdem …“
„Was? Wäre dein Freund nicht einverstanden? Oder ist er eifersüchtig?“
„Mein Freund?“ Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ihn angeschwindelt hatte. „Natürlich ist er das nicht. Er hat Vertrauen in mich.“ Sie schauten sich lange an, und Beth erzitterte. Da war es vielleicht besser, die Geschichte noch ein wenig auszuspinnen, um sich zu schützen. „Er weiß, dass es zwischen uns endgültig aus ist.“
„Wirklich?“
„Hast du ihm auch erzählt, was in London war? Ich hatte den Eindruck, dass du sehr leidenschaftlich reagiert hattest. Weiß er das auch?“
Elizabeth schoss das Blut in die Wangen.
„Es sind genau diese Bemerkungen, die mich davon überzeugen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe“, erwiderte sie und wünschte nur, es könnte ihr wirklich gelingen, die Liebesnacht mit Jay zu vergessen.
„Fürchtest du etwa, dass wir einander nicht widerstehen können?“, fragte er lächelnd. „Ach nein, ich hatte ganz vergessen, wie du gesagt hast, dass du niemals mit mir schlafen würdest, und wenn wir allein auf einer Insel wären!“
Elizabeth erinnerte sich nur zu gut daran, was sie gesagt hatte. Hatte er denn nur mit ihr geschlafen, um ihr zu zeigen, dass sie sich getäuscht hatte? Auf einmal wünschte sie, Tausende von Kilometern von ihm entfernt zu sein. Und dabei hatte sie sich eingebildet, ihn zu
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