Romana Exklusiv Band 240
heizte, wünschte Liz, sie müsste nicht nach London. Viel lieber wäre sie mit Cam und seinen Freunden aufs Land gefahren.
Warum hatte er ihr diesen Ausflug vorgeschlagen? Aus Höflichkeit? Es schien sonst nicht seine Art zu sein, Neuankömmlinge in Spanien auf so liebenswürdige Art zu begrüßen. Sie hatten schließlich eine geschäftliche Vereinbarung, und er bezahlte sie gut für ihre Arbeit. Warum also sollte er auch noch nett zu ihr sein?
Je länger sie ihn kannte, desto mehr wurde er zu einem Rätsel, das sie nicht lösen konnte. Hätte sie nicht so viel über ihn gehört und ihn nicht mit eigenen Augen mit einer seiner Bettgespielinnen gesehen, hätte sie ihn vielleicht aufgrund seines Verhaltens ihr gegenüber beurteilt. Aber die Erinnerung daran, wie er Fiona im Schlafzimmer umarmt hatte, konnte sie nur schwer vertreiben.
Liz blickte auf den nackten Ringfinger ihrer linken Hand und erinnerte sich an das letzte Mal, an dem sie mit Duncan geschlafen hatte. Wahrscheinlich könnte man den Ring wieder reparieren, doch sie würde es nicht tun. Ihre Ehe schien genauso weit zurückzuliegen wie ihre Kindertage.
In der folgenden Woche rief Cam sie jeden Tag an, um ihr bei den Dingen zu helfen, die mit einer Hand schwierig zu vollbringen waren. Nach dieser Woche beschloss Liz, den Gips selbst abzunehmen und dafür nicht noch einmal einen Arzt aufzusuchen. Sie musste nur die Gaze an der Unterseite des Handgelenks zerschneiden. Bei seinem nächsten Anruf erzählte sie Cam, dass sie wieder ohne Hilfe zurechtkam.
4. KAPITEL
Amar y saber, todo junto no puede ser
Liebe und Weisheit sind unvereinbar
Am Tag ihres Flugs nach England fuhren sie in Cams neuem Sportcoupé auf der Autobahn in die Provinzhauptstadt. Vorher hatte er immer einen Wagen gemietet, doch da er nun öfter in Spanien sein würde, brauchte er ein eigenes Auto. Liz hatte sich nie viel aus Autos gemacht, aber diese waren ihr immer aufgefallen, wenn sie von ihnen überholt wurde. Sie sahen so schnell und trotzdem so sicher aus.
„Ich liebe diese schwungvollen Kurven“, schwärmte Cam, als sie nach Süden fuhren. „Es gibt eine Stelle von Valdecarrasca zur Küste, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Autobahn hat, die auf hohen Pfeilern ein ausgetrocknetes Flussbett überquert. Das ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Wenn die Mandelbäume blühen, muss ich das unbedingt für meine Website fotografieren.“
„Ich freue mich auch schon auf die Mandelblüte“, sagte Liz verträumt.
„Da fällt mir ein … Hat eigentlich jemand im Dorf einen Schlüssel zu deinem Haus? Jemand, der in deiner Abwesenheit nach dem Rechten sieht?“
„Nein. Ist das nötig?“, fragte sie.
„Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme für unvorhergesehene Notfälle. Die Drydens haben einen Schlüssel zu meinem Haus. Wenn du willst, übernehme ich das für dich. Wir könnten in Alicante einen Nachschlüssel machen lassen.“
Früher, als Liz erwartet hatte, tauchte das Panorama der Stadt vor ihnen auf. Sie warf einen Blick auf den Tachometer und stellte fest, dass sie viel schneller fuhren, als sie es in dem großen Wagen empfunden hatte. Das ruhige Leben in Valdecarrasca hatte sie vergessen lassen, wie das Leben in einer Großstadt war. Doch Alicante mit dem wolkenlos blauen Himmel war etwas völlig anderes als ein verregneter Wintertag in London.
Cam stellte den Wagen in dem Parkhaus von El Corte Inglés ab, einem der berühmtesten Kaufhäuser Spaniens.
„Ich glaube nicht, dass sie es heute noch mal ‚Der Englische Hof‘ taufen würden“, stellte er trocken fest, als sie den Fahrstuhl betraten. „Ein Modejournalist hat mal geschrieben, dass heute die Deutschen das beste Gefühl für Stoffe und Schnitte haben. Das ist übrigens ein sehr schönes Kostüm“, fügte er mit einem Blick auf ihr klassisches Ensemble aus Wolljacke und Rock hinzu. „Woher stammt es?“
„Aus Deutschland.“ Sie hätte auch etwas Bequemeres für die Reise anziehen können, aber weil sie in der Stadt essen wollten, hatte Liz sich für die elegante Variante entschieden.
Das letzte Mal, als sie mit einem Mann einkaufen gewesen war, war mit ihrem Vater gewesen, einem extravaganten Menschen, der sich gern mit den Verkäuferinnen unterhielt. Duncan, der unter dem Einfluss seiner Mutter stand, hatte alle Läden für Frauensache erklärt. Da er an seinem Aussehen nicht interessiert war, hatte er es ihr überlassen, die Anzüge für ihn auszuwählen.
Liz war neugierig, wie Cam
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