Romana Exklusiv Band 240
interessiert, was sie eher auf Cam zurückführte als auf ihre Ausstrahlung. Selbst in einem Land, in dem er nicht so bekannt war, fiel er einfach auf. Sobald sie mit ihm zusammen war, war alles etwas anders. Die Kellner waren aufmerksamer, Menschen, die sie sonst übersehen hätten, betrachteten sie interessiert. Ob ihr diese ungewohnte Aufmerksamkeit gefiel, wusste sie allerdings nicht.
In der Zeit, in der sie ihr Essen ausgewählt hatten, hatte sich das Lokal gefüllt. Fisch und schmackhafte Reisgerichte waren die Spezialitäten des Hauses, und sie nahmen beide Shrimps als Vorspeise, gefolgt von suquet de peix , was der Kellner mit „Fischeintopf“ übersetzte.
„Lass uns das teilen“, bat Liz, als der Ober schließlich die Rechnung brachte.
„Nein“, entgegnete Cam entschieden.
Er ließ nicht mit sich diskutieren. „Dann möchte ich mich aber wenigstens am Sprit und an den Mautgebühren beteiligen.“
„Danke für das Angebot … aber nicht nötig. Ich wäre so oder so hergefahren. Und durch dich ist die Tour nur noch netter geworden.“
Trotz seines nüchternen Tons fühlte sie sich geschmeichelt. „Das Essen war wunderbar. Der ganze Tag war herrlich“, sagte sie.
„Gut, dann müssen wir das wiederholen.“
Der Rest des Nachmittags verlief ebenso angenehm wie der Vormittag. Bald war es Zeit, zum Flughafen zu fahren. Auf dem Parkplatz verstaute Liz die Geschenke für ihre Mutter und für ihre Tante im Koffer, und Cam trug ihn in die Abflughalle.
Dort stellte er den Koffer ab. „Ich verabschiede mich hier. Kann sein, dass ich nicht zu Hause bin, wenn du wiederkommst. Dann kann ich dich leider nicht abholen.“
„Du hast schon genug für mich getan. Danke vielmals. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinen Freunden auf dem Land“, sagte sie lächelnd und reichte ihm die Hand.
Cam ergriff sie, beugte sich zu Liz und küsste sie flüchtig auf die Wangen. „Auf Wiedersehen, Liz. Pass auf dich auf.“ Er ließ ihre Hand los, drehte sich um und verschwand zwischen den Autos auf der Straße.
Überrascht und verunsichert zugleich, blickte sie ihm nach. Diese Begrüßungs- und Abschiedsküsse waren in Spanien üblich, und viele der Fremden hatten diese Sitte übernommen und tauschten bei jeder Gelegenheit Küsschen aus, was sie ziemlich albern fand. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie zum Abschied küssen und diese alltägliche Geste sie so erregen würde.
Ihre Eltern waren nie so miteinander umgegangen. Sie hatten sich niemals vor ihren Augen umarmt. Auch in Duncans Familie hatte es keine Zärtlichkeiten gegeben. Solange sie sich erinnern konnte, hatte sie immer umarmt werden und andere umarmen wollen, doch sie hatte sich an die Gepflogenheiten ihrer Umgebung angepasst. Daher war sie auch so traurig darüber gewesen, dass sie keine Kinder bekommen hatte. Babys und Kleinkinder liebten Umarmungen und Küsse, und sie hätte es so genossen, ihrem Bedürfnis nachgeben zu können.
Im Terminal stellte Liz sich in die lange Schlange der Passagiere, die darauf warteten, einchecken zu können. Erst vierzig Minuten später konnte sie ihr Gepäck aufgeben und ihre Bordkarte in Empfang nehmen. Als sie noch einen Kaffee in der Cafeteria im Abflugbereich trank, erinnerte sie sich an ihre letzten Flüge nach England. Die ersten drei Male war es nach den Ferien mit ihren Schwiegereltern gewesen, das letzte Mal, nachdem sie das Haus von Beatrice Maybury gekauft hatte.
Eigentlich wäre sie damals lieber nach Griechenland oder Italien gereist. Duncan, der Geizhals, hatte den Urlaub mit den Eltern für eine gute Gelegenheit gehalten, zu sparen. Sie hätte nie geglaubt, dass sie eines Tages hier leben könnte. Oder dass einige Jahre später der flüchtige Kuss eines anderen Mannes ihr Herz so zum Rasen bringen würde wie zu Teenagerzeiten, als sie den Nachbarssohn im Garten gegrüßt hatte.
Während sie in der Abflughalle saß – und wahrscheinlich die einzige Person im Raum war, die sich mehr auf den Rück- als auf den Hinflug freute –, dachte sie an Cams Toast auf die „neuen Lebensabschnitte“.
Was würde sich in ihrem Leben wohl noch alles verändern?
Zwei Wochen später landete Liz mit zwei Stunden Verspätung wieder in Alicante. Sie nahm ein Taxi zum Bahnhof und stieg nach einer halben Stunde Aufenthalt in einen Bus, der sie in die Nähe von Valdecarrasca bringen würde. Für die letzten zehn Kilometer konnte sie sich wieder ein Taxi nehmen. Sie genoss die Fahrt durch die Küstenstädte mit dem
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