Romana Exklusiv Band 240
einer Stunde ruhte sie sich auf einem Felsen mit Blick auf das ganze Tal aus. Auf dem Rückweg geschah es. Sie bewunderte die Aussicht und achtete nicht auf den Weg, als sie auf einen lockeren Stein trat, den Halt verlor und stürzte. Wenn sie sich nicht instinktiv abgestützt hätte, wäre sie mit blauen Flecken davongekommen. Doch der ausgestreckte linke Arm fing die Wucht des Sturzes auf, und ein stechender Schmerz durchzuckte sie.
Liz blieb einen Moment liegen und glaubte, dass der Arm gebrochen war. Wie sollte sie nun den Berg hinunterkommen? Da ihr aber nichts anderes übrig blieb, rappelte sie sich wieder auf. Zum Glück waren ihr Ellenbogen und Unterarm nicht verletzt, sondern nur ihr Handgelenk, das rasch anschwoll.
Als sie ins Dorf zurückkehrte, wurde der Schmerz immer heftiger. Im Dorf gab es nur einen medizinischen Assistenten, der Spritzen gab und Verbände wechselte. Wo sie ihn finden sollte, wusste sie allerdings nicht. Seine Praxis war nur am Vormittag geöffnet. Sie könnte in der Apotheke fragen, doch zuerst brauchte sie eine Tasse Tee und einen Schluck Brandy, bevor sie dem Apotheker die ganze Geschichte auf Spanisch erzählen konnte.
Gerade als sie in ihre Straße einbog, sah sie Cam, der sich mit der Frau von gegenüber unterhielt. Fast wäre sie in Tränen der Erleichterung ausgebrochen.
Die Frau entdeckte sie zuerst und berührte seinen Arm.
„Du bist zurück“, brachte Liz hervor und versuchte zu lächeln, als sie sich in der Mitte der Straße trafen.
„Deine Nachbarin hat mir gerade erzählt, dass du vor ein paar Stunden aus dem Haus gegangen bist …“ Er merkte, dass sie die verletzte Hand gegen die Brust presste. „Liz … was ist passiert? Was ist mit deiner Hand?“
„Sie ist vielleicht gebrochen. Ich war wandern und bin gestürzt. Könntest du das vielleicht dem Apotheker erklären? Mein Spanisch reicht dafür nicht aus …“
„Die Apotheke ist bis halb fünf geschlossen. Ich fahre dich nach Denia. Wenn sie gebrochen ist, dann muss sie geröntgt und eingegipst werden. Aber zuerst brauchst du einen kalten Wickel und eine Schlinge. Komm mit zu mir, ich verarzte dich.“
„Ich will aber nicht stören …“, begann sie.
„Stell dich nicht an. Komm schon.“ Cam legte ihr den Arm um die Taille, als fürchtete er, sie könnte zusammenbrechen. Sie fühlte sich wirklich etwas schwach auf den Beinen. „Wie ist das bloß passiert?“
„Ich bin selbst schuld. Ich hätte besser auf den Weg achten sollen.“
„Ja, die erste Regel des Bergsteigens lautet: ‚Sehen oder gehen, aber nicht beides gleichzeitig‘“, stimmte er ihr zu. „Allerdings vergessen wir das ja allemal. Du brauchst jetzt einen Tee und ein paar Schmerztabletten.“
„Wann bist du angekommen?“, erkundigte sie sich.
„Vor knapp einer Stunde. Zum Glück. So kannst du nicht selbst fahren.“
„Es gibt Taxis nach Benimoro. Die hätten mich auch nach Denia bringen können.“
„Bestimmt nicht. Außerdem brauchst du einen Übersetzer. Verletzte oder kranke Menschen können nicht mehr klar denken.“
„Ich falle dir bestimmt zur Last.“
„Gar nicht. Ich habe gerade nichts anderes zu tun.“
Sie waren vor seiner Eingangstür angekommen.
Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg zur nächsten Küstenstadt, in der es ein Krankenhaus gab. Liz fühlte sich zwar etwas besser, aber immer noch angeschlagen. Sie hatte einige Schmerztabletten genommen und trug den Arm nun in einer Schlinge, die Cam aus einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Kasten hervorgeholt hatte. Zuvor hatte er ihr eine kalte Kompresse auf das geschwollene Gelenk gelegt. Seine Geschicklichkeit hatte sie beeindruckt. Der Dorfarzt hätte es nicht besser machen können.
Bis zum Krankenhaus benötigten sie ungefähr vierzig Minuten.
„Angeblich gibt es in der Notaufnahme immer lange Wartezeiten. Ich fürchte, dass du da ewig warten musst“, sagte Liz kurz vor ihrer Ankunft.
„Kein Problem. Ich habe ein Buch im Handschuhfach, falls mir langweilig wird.“
Am Empfangstresen der Notaufnahme erklärte Cam in fließendem Spanisch, was passiert war. Nachdem man Liz’ persönliche Daten festgehalten hatte, durften sie sich setzen und warten. Hin und wieder wurde ein dringender Notfall eingeliefert und durch den Wartebereich in den Behandlungssaal geschoben.
Nach über einer Stunde kam sie an die Reihe. Cam stand auf und wollte Liz begleiten, doch er durfte den Behandlungsbereich nicht betreten. Wieder folgte eine lange Wartezeit,
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