Romana Exklusiv Band 240
hatte, wieder auf die Dachterrasse.
Jetzt war nur sein Wohnzimmer erleuchtet, doch Cam war nicht zu sehen. Vielleicht saß er auf dem Sofa, das mit der Lehne zu den Fenstern stand. Wenn er den Fernseher eingeschaltet hätte, wäre ein blauer Lichtschein zu sehen gewesen. Er musste also lesen.
Wenigstens das hatten sie gemeinsam. Sie waren beide Bücherwürmer. Aber reichte das schon für eine Ehe?
Der Markt von Benissa war bereits in vollem Gange, als sie ankamen. Die Straße war von kleinen und größeren Häusern gesäumt, deren Erdgeschossfenster vergittert waren. Oben gab es kleine Balkons und an den Türen blitzblanke Messingtürklopfer. Auf einem Grünstreifen wuchsen Palmen und Gänseblümchen.
An diesem Tag waren die Fahrbahnen von Marktständen gesäumt. Violette Auberginen, rubinrote und dunkelgrüne Paprika, Knoblauch, Pilze, Erdbeeren, Artischocken, Orangen und viele andere Obst- und Gemüsesorten lockten zum Kauf. Hausfrauen drängten sich vor den Tischen, manche trugen Einkaufstaschen, andere schoben Daumen lutschende Babys in ihren Karren herum. Ein Stimmengewirr aus dem örtlichen Dialekt, aber auch aus Deutsch, Französisch, Holländisch, Englisch und verschiedenen skandinavischen Sprachen erfüllte die Luft. Kinder aßen an einem Stand am Ende des Marktes churros , und ein junges Mädchen fuhr auf Inlineskates durch die Menge.
Viele neugierige Blicke trafen Cam. Nicht nur, weil er größer war als die meisten Menschen hier, sondern auch, weil er etwas Besonderes ausstrahlte. Liz fragte sich, ob ihn jemand erkennen würde, obwohl man an diesem Ort keine Berühmtheiten aus dem Fernsehen erwartete. Trotz des hervorragenden Klimas war die Costa Blanca nicht so beliebt wie die Costa del Sol im Süden Spaniens.
„Diese Honigmelonen sind richtig lecker – falls du Melonen magst“, erklärte sie und erstand eine Melone.
Er kaufte ebenfalls eine und steckte beide in seinen Rucksack, der über seiner breiten Schulter hing. Obwohl die Einheimischen sehr höflich waren, war es Liz schon einige Male passiert, dass sie auf dem Markt von ungeduldigen Käufern angerempelt worden war. Mit Cam an ihrer Seite würde das nicht passieren. Seine Gegenwart schützte sie wie ein Schild. Sie genoss es, mit einem größeren und stärkeren Mann hier zu sein, der es als seine Pflicht ansehen würde, sie vor möglichen Übergriffen zu beschützen. Dem Mann gleichberechtigt zu sein war schön und gut, doch es gab immer noch Situationen, in denen eine vernünftige Frau einen starken Mann schätzte.
Gerade als sie dies dachte, beugte sich Cam, der hinter ihr stand, nach vorn, um eine Grapefruit auszusuchen. Dabei berührte seine Brust ihre Schulter. Im selben Moment bemerkte Liz den zarten Duft, der von ihm ausging. Augenblicklich wusste sie, dass sie seine Frau werden wollte – ganz gleich, wie verrückt das Ganze auch wäre. Sie konnte sich ihrer Gefühle für ihn nicht erwehren, so wie sie der mädchenhaften Liebe zu Duncan nicht hatte widerstehen können. Sie konnte nur noch hoffen, dass es diesmal anders sein würde.
„Entschuldigung, bedränge ich dich?“, fragte Cam und sah in dem Augenblick zu ihr hinunter, als sie zu ihm aufblickte.
„Alles in Ordnung“, beruhigte Liz ihn betont locker. Aber ihr Herz pochte aufgeregt, und ihre Stimme klang heiser. Wie war es möglich, inmitten all dieser Fremden so leidenschaftliche Gefühle zu verspüren?
Während er immer noch die Grapefruit hielt, beugte er den Kopf zu ihr herunter. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich würde dich so gern küssen.“
Warum tust du es nicht? wollte sie ihn auffordern, doch sie unterdrückte diesen Impuls. Denn er würde es tun, selbst in dieser unpassenden Umgebung.
Bevor ihr eine passende Erwiderung einfiel, hatte sich sein verführerischer Ausdruck verändert. „Du hast dich entschieden, oder?“
Sein feines Gespür erstaunte sie. Wie konnte er nur so genau ihre Gedanken lesen? Sie hatte sich doch erst vor wenigen Sekunden entschieden.
Der Verkäufer nahm ihm die Grapefruit ab. „Algo más, Señor?“
„Nada más.“ Cam reichte ihm einige Münzen, dann drehte er sich zu ihr um. „Ich könnte unsere Einkäufe zum Auto bringen, während du noch etwas herumschlenderst. Ich komme gleich nach, und wir trinken einen Kaffee, ja?“
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern nahm ihre Plastiktüte und verschwand.
Liz blickte ihm nach, bis er in der Menschenmenge verschwunden war. Dann bummelte sie zu dem Teil des Marktes,
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