Romana Exklusiv Band 240
wollte sie sich dauerhaft in diesem schönen Land niederlassen, wie sie erzählte.
Nur selten blickte sie Cesare an, während sie charmant und locker plauderte. Seine Großmutter war von ihr sehr eingenommen und bat schließlich die junge Frau, sie und Cesare kurz allein zu lassen. Dann erklärte sie so aufgeregt und lebhaft wie schon lange nicht mehr: „Sie gefällt mir, sie ist jung, temperamentvoll und sehr schön. So jemanden brauche ich um mich. Schade, dass du dich beharrlich weigerst, zu heiraten und eine junge Frau ins Haus zu bringen, die mich aufheitert und durch die ich wieder Freude am Leben bekomme. Als Engländerin kann Ms Lee mir helfen, meine Kenntnisse in dieser Sprache aufzufrischen. Früher habe ich genauso gut Englisch gesprochen wie du, aber ich bin ganz aus der Übung. Sollen wir uns für sie entscheiden? Was meinst du?“
Er zögerte einen Augenblick. Auf den ersten Blick schien sie in Ordnung zu sein, doch er hatte ein ungutes Gefühl, irgendetwas störte ihn. Leicht ungeduldig zuckte er die Schultern und behielt seine Bedenken für sich. Seine Großmutter musste mit der jungen Frau zurechtkommen, nicht er. Zum ersten Mal seit vielen Monaten wirkte sie wieder fröhlich und interessiert. Offenbar hatte sie den Lebenswillen noch nicht ganz verloren und würde sich nicht selbst aufgeben.
„Wenn du glaubst, sie sei die richtige Gesellschafterin für dich, dann soll es mir recht sein.“
Für seine Großmutter tat er alles, denn er hatte ihr viel zu verdanken. Sie war der erste Mensch gewesen, der ihm echte Zuneigung entgegengebracht hatte. Seine Eltern hatten sich nicht gut verstanden, sie hatten aus Vernunftgründen geheiratet. Sein Vater war ein Workaholic und nur selten zu Hause gewesen. Um sich für die mangelnde Aufmerksamkeit und Zuneigung zu entschädigen, war seine Mutter mit dem vielen Geld allzu verschwenderisch umgegangen und hatte wechselnde Liebschaften gehabt.
Cesare nahm an, dass sie den Schein hatten wahren wollen und sich deshalb nicht scheiden ließen. In den Kreisen, in denen sie sich bewegten, war sowieso alles nur leerer und schöner Schein. Bei einer der seltenen gemeinsamen Reisen waren sie schließlich beim Absturz ihres Privatjets ums Leben gekommen. Als einziges Kind erbte Cesare das riesige Vermögen, ein Firmenimperium, das sich unter anderem aus verschiedenen petrochemischen Unternehmen und Luxushotels zusammensetzte und dem Handel mit Kunstgegenständen und Edelsteinen gewidmet war.
Seine Großmutter hatte ihm in jeder Hinsicht geholfen und ihn schon während der Schulzeit und später während des Studiums auf die vor ihm liegende verantwortungsvolle Aufgabe vorbereiten lassen. Bis zu seiner Volljährigkeit wurde das Firmenimperium von den Managern geleitet, die sein Vater noch eingesetzt hatte und die seiner Großmutter regelmäßig Bericht erstatten mussten.
Aus all diesen Gründen und weil er sie sehr gern hatte, konnte er ihr keinen Wunsch abschlagen. Doch er hatte vorsichtshalber hinzugefügt: „Ich möchte mich persönlich davon überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung ist, und werde deshalb in den ersten Wochen ihrer Tätigkeit häufiger zu Hause sein und versuchen, meine Termine auf später zu verschieben.“
Zorn überkam ihn jetzt, als er den Durchgang neben dem Laden betrat. Jilly Lee hatte seine Großmutter dazu gebracht, ihr uneingeschränkt zu vertrauen und sich auf sie zu verlassen. Doch als Cesare der jungen Frau hatte klarmachen müssen, dass er nicht mit ihr schlafen wollte und im Traum nicht daran dachte, sie zu heiraten, hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Und dann musste er auch noch feststellen, dass sie seiner Großmutter ziemlich viel Geld gestohlen hatte.
Aber er würde dafür sorgen, dass sie alles zurückzahlte. Mit grimmiger Miene drückte er auf die Klingel.
Milly Lee knipste die Deckenlampe an und zog die Vorhänge zu. An diesem Apriltag hatte es von morgens bis abends geregnet, was ziemlich deprimierend war. Genauso deprimierend war die kleine Wohnung, in der Milly nicht länger als unbedingt nötig bleiben wollte. Nach dem Tod ihrer Mutter hätte sie sich gern sogleich eine erschwinglichere Unterkunft gesucht, aber dann hätte ihre Zwillingsschwester Jilly nicht gewusst, wie und wo sie sie erreichen konnte. Nachdem Jilly den Job in Florenz aufgegeben hatte, hatte Milly nichts mehr von ihr gehört.
Das war typisch für Jilly. Sie war gedankenlos. Doch früher oder später würde sie sich melden. Irgendwann erinnerte
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