Romana Exklusiv Band 240
Gerede anhören.
„Dafür hatte ich meine Gründe, okay? Als ich in dem exklusiven Nachtclub in Florenz gearbeitet habe, kam eines Abends dieser attraktive Kerl mit einem anderen Mann herein. Alle Frauen drehten sich sogleich nach ihm um. Wahrscheinlich habe ich mich da schon in ihn verliebt. Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass er der Besitzer eines riesigen Firmenimperiums ist. Dann entdeckte ich das Stellenangebot in der Zeitung. Er suchte eine Gesellschafterin für seine Großmutter. Ich habe mich beworben, und er hat mich eingestellt. Dass er sich für mich interessiert hat, habe ich sogleich gemerkt. Als Frau spürt man das, stimmt’s? Die alte Frau hat mir erzählt, er sei neuerdings öfter zu Hause als früher. Mir war klar, dass es etwas mit mir zu tun hatte. Du musst zugeben, er ist ein fantastischer Liebhaber. Er hat mir ewige Liebe geschworen, mir einen Heiratsantrag gemacht und einen Ring an den Finger gesteckt.“
Sie nahm Millys Hand und betrachtete den Ring eingehend. Dann kniff sie verächtlich die Augen zusammen. „Ja, es ist derselbe. Ich habe ihn dagelassen, nachdem ich ihn habe schätzen lassen. Er ist wertlos, sonst hätte ich ihn mitgenommen und verkauft. Dann hätte ich in meiner Verzweiflung das Geld der alten Frau nicht anzurühren brauchen. Er hatte mich gebeten, den Ring noch nicht zu tragen, weil er seiner Großmutter erst nach und nach beibringen wollte, dass er vorhatte, eine Engländerin zu heiraten.“ Sie seufzte dramatisch. „Wenn du mir immer noch nicht glaubst, kannst du ihn ja fragen. Ich befürchte jedoch, dass er alles abstreiten wird. Die alte Frau zu fragen bringt auch nichts, denn er hatte dafür gesorgt, dass sie nichts ahnte von der Verlobung und der geplanten Heirat. Ich war sehr in ihn verliebt und habe ihm jedes Wort geglaubt. Da er so verdammt reich ist, habe ich sogar gehofft, er würde mir nach der Hochzeit ein eigenes Konto eröffnen und mir monatlich einen bestimmten Betrag als Taschengeld zur Verfügung stellen. Dann hätte ich anfangen können, unserer Mutter das Geld zurückzuzahlen. Finde dich damit ab, Kindchen, ein Mann wie er heiratet nicht – oder höchstens eine Frau, die genauso reich ist wie er.“
Fassungslos und bestürzt hörte Milly zu. Wie schleichendes Gift drangen Jillys Worte immer tiefer in ihr Bewusstsein ein. Sie wollte das alles nicht glauben, dennoch …
Hatte Cesare ihrer Schwester etwa auch eine goldene Kette geschenkt, an der sie den Ring tragen sollte, bis sie die Verlobung offiziell bekannt geben würden? Sowohl ihr als auch Jilly gegenüber hatte er behauptet, mit Rücksicht auf seine Großmutter die Verlobung vorerst geheim halten zu wollen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Milly gestand sich ein, dass es plausibel klang, was ihre Schwester ihr erzählte.
Warum hätte Jilly die Schwangerschaft erfinden sollen? Das wäre völlig sinnlos gewesen. Alles deutete darauf hin, dass Jilly die Wahrheit gesagt hatte. Sie war von dem Mann, der ihr die Ehe versprochen hatte, schwanger geworden, und dann hatte er sie im Stich gelassen. In ihrer Verzweiflung hatte sie das Geld gestohlen und sich eingeredet, es sei ihr gutes Recht. Das entschuldigte natürlich den Diebstahl nicht, aber es erklärte ihn.
Ihr wurde schwindlig, und Jillys Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen. Sie klang wie ein Echo am Ende eines langen Tunnels. „Pass mal auf, Kindchen, ich rate dir, dich von ihm zu trennen, ehe er dich fallen lässt. Dann rettest du wenigstens deinen Stolz. Verschwinde einfach, bevor er zurückkommt, falls er das überhaupt tut. Flieg nach England zurück, da gehörst du hin. Hier.“ Sie stand auf, ging zum Bett und zog ein Bündel Banknoten aus dem mit rotem Satin bezogenen Kopfkissen hervor. „Ich kann dir das Geld für den Rückflug leihen. Fahr mit einem Taxi zum Flughafen. Du siehst, ich sorge immer noch gut für dich.“
Milly schüttelte den Kopf und zwang sich aufzustehen. Die Banknoten ignorierte sie. Sie atmete tief ein, dann straffte sie die Schultern. „Wir sind Zwillinge, und uns verbindet viel. Keiner von uns beiden würde dem anderen absichtlich schaden. Schwörst du, dass du die Wahrheit gesagt hast?“
„Bezweifelst du es immer noch?“ Jilly verdrehte die Augen. „Weshalb hätte ich das alles erfinden sollen? Milly …“ Sie wollte ihre Schwester umarmen, doch Milly wich zurück. Sie war nahe daran, zusammenzubrechen, und Jillys mitfühlende Umarmung hätte ihr den Rest gegeben. „Hör auf
Weitere Kostenlose Bücher