Romana Exklusiv Band 240
um sie geschehen. Sie schrie vor Angst. Wie eine kalte Hand schien die Dunkelheit sie zu umklammern, und sie kam sich schrecklich verlassen vor.
Es ist bestimmt nur ein ganz gewöhnlicher Stromausfall, versuchte sie, sich zu beruhigen. So etwas kommt vor bei Gewittern. Doch als beim nächsten Windstoß ein Ast gegen die Scheibe krachte, verkroch sie sich unter der Decke.
Suzanna wusste nicht mehr, wie lange sie so gekauert hatte. Ein Donner nach dem anderen hatte das Haus erzittern lassen, bis irgendwann die Decke zurückgeschlagen wurde und Pasquale mit einer brennenden Kerze in der Hand vor ihr stand. Regentropfen glitzerten in seinem Haar, und er wirkte außer Atem.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Seine Miene drückte echte Sorge aus. Trotz ihrer Angst wurde ihr warm ums Herz.
„Ich …“, stammelte sie, „glaube schon.“
„Wirklich?“
„Ja, doch.“ Zaghaft richtete sie sich auf.
Pasquale blickte immer noch zweifelnd. „Und Francesca?“
„Sie wollte wegen des heftigen Unwetters lieber bei der Tante übernachten.“
Pasquales Gesichtsausdruck entspannte sich etwas. „Du hast also Angst vor Gewittern“, sagte er leise. „Ich habe mich beeilt, so schnell ich konnte, weil ich das schon befürchtet hatte.“
„In England gibt es oft Unwetter. Eigentlich habe ich keine Angst“, schwindelte sie. In Pasquales Nähe wirkte alles weniger schrecklich. „Nur so eins habe ich noch nie erlebt.“
„Gut. Warte hier. Ich werde mal sehen, was mit der Sicherung ist.“
Er ging, und als er zurückkam, hatte er sich umgezogen und hielt einen Leuchter in der Hand. „Anscheinend ist das ganze Viertel ohne Strom. Es kann also noch dauern. Aber mit den Kerzen wird es ja auch schön hell.“
Und wahnsinnig romantisch, dachte Suzanna, während sie Pasquale verstohlen musterte. Sah er im flackernden Lichtschein nicht aus wie ein edler Ritter, der sein Burgfräulein aus großer Not rettet? Eine solche Ruhe und männliche Stärke gingen von ihm aus, dass sie glaubte, ihr könne nichts mehr passieren. Mochte auch draußen die Welt untergehen, solange er auf sie aufpasste, war sie sicher.
„Und jetzt versuch zu schlafen! Morgen früh sieht die Welt schon wieder anders aus.“ Müde rieb er sich die Augen und ließ ihr noch eine Kerze da, ehe er ihr Zimmer verließ.
Wie oft sie sich schon hin und her gewälzt hatte, wusste Suzanna eine Stunde später selbst nicht mehr. Draußen tobte das Gewitter immer noch, und innerlich war sie nicht weniger aufgewühlt. Seit Pasquale sie halb nackt aus dem Pool gerettet hatte, war einfach nichts mehr wie vorher.
Irgendwann schwang sie sich aus dem Bett, zog ihren Seidenkimono über und machte sich mit der brennenden Kerze auf den Weg in die Küche, um sich eine warme Milch mit Honig zu holen. An der Treppe wäre sie beinahe mit Pasquale zusammengestoßen, der nicht mehr am Leib trug als seine Pyjamahose.
„Was machst du hier?“, fragte er und fixierte sie. Irritiert von seinem forschenden Blick, fiel es ihr schwer, in ihrem fast durchsichtigen Seidenkimono ruhig zu bleiben. „Du solltest doch im Bett bleiben“, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
Ihr Herz pochte wild. „Ich … konnte nicht schlafen.“ Hastig zog sie den Gürtel ihres Kimonos etwas fester.
„Eigentlich ist so ein Unwetter nicht schlimm“, bemerkte er, während der Sturm draußen eine Atempause machte. „Als ich noch ein kleiner Junge war, hat meine Mutter mir immer das Märchen von den Windgöttern vorgelesen, die bei Sturm besonders laut in die Hände klatschen. Und dann hatte ich keine Angst mehr.“
Suzanna schluckte und zog entsetzt den Kopf ein, als wieder ein Donnerschlag krachte.
Pasquale atmete tief durch. „Am besten, jeder von uns geht jetzt wieder brav in sein Bett.“
Suzanna starrte ihn panisch an. Konnte er nicht mit ihr kommen?
„Also gut, Suzanna Franklin, ich begleite dich jetzt auf dein Zimmer“, stieß er hervor, als hätte er ihr stummes Flehen verstanden. „Wenn wir beide noch etwas Schlaf finden wollen, müssen wir uns wohl irgendwie mit der Situation arrangieren.“
Als ihre Blicke sich trafen, nickte sie nur wortlos und folgte ihm. Die Entschlossenheit in seiner Stimme ließ sie endlich Ruhe finden. Pasquale war in ihrer Nähe, wachte an ihrem Bett, und … der Regen … prasselte … als Schlaflied gegen die Scheibe …
Als sie erwachte, stellte sie verlegen fest, dass Pasquale sie irgendwann in die Arme genommen haben musste. Dicht neben ihm lag sie, ihr Kopf ruhte
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