Romana Extra Band 1
Gott sei Dank hatte sie noch den Blattlaus und Löwenzahn – Blog für die Website der Armstrong Newspaper Group , und den konnte kein anderes Redaktionsmitglied schreiben.
Trotz ihrer teuren Ausbildung war das alles, was sie als alleinerziehende Mutter ohne Hochschulabschluss zu erwarten hatte. Dabei war sie immer noch besser dran als die meisten Frauen in ihrer Situation und besser, als sie es nach Meinung ihrer Mutter verdient hatte.
Allerdings musste der Observer demnächst Stellen streichen, und sie stand ganz oben auf der Liste.
„Alles erledigt?“ Hal nahm zwei große Becher aus dem Schrank und füllte eine Schüssel mit warmem Wasser. Obwohl sie darauf bestand, dass es ihr gut gehe, war sie auffallend blass.
„Alles erledigt“, sagte sie.
„Musst du jetzt nicht im Rathaus anrufen und dich entschuldigen?“
„Nicht nötig. Der Nachrichtenredakteur kümmert sich um alles.“
„Na gut, dann werde ich jetzt deinen verletzten Fuß verarzten.“
Sie zog die Stirn kraus, als er die Schüssel auf den Boden vor ihre Füße stellte. „Es gibt keinen Grund, einen solchen Aufstand zu machen. Sobald du weg bist, gehe ich unter die Dusche.“
„Du hast aber Schnittwunden am Fuß“, entgegnete er. „Auf dem Boden ist auch Blut.“
„Wirklich?“ Sie schaute hinunter und sah blutige Abdrücke auf dem sauberen Boden. „Oh … Das muss passiert sein, als ich auf den Stein getreten bin.“
Der scharfkantige Stein hatte ihren Fuß zerschnitten, aber sie hatte keinen Ton von sich gegeben. Es war alles Hals Schuld. Wenn er sie nicht geküsst hätte, sondern einfach hätte gehen lassen …
„Vielleicht war es eine Glasscherbe. Oder die Lasche einer Getränkedose. Es liegt unglaublich viel Müll auf dem Weg.“
„Das meiste bringt der Wind vom Uferweg. Das hat damals meinen Dad immer sehr geärgert.“
„Also war ich doch nicht immer an allem schuld.“ Bevor sie antworten konnte, befahl er: „Stell deinen Fuß hinein, damit der Schmutz abgeht. Ich möchte sicher sein, dass nichts mehr in der Wunde ist.“
Sie widersprach nicht, aber sie hielt die Luft an, als er ihr Bein umfasste.
„Geht es?“
Sie hielt noch einen Moment den Atem an, dann entspannte sie sich. „Ja.“
Er hätte nicht nach Cranbrook kommen sollen, hatte es auch nicht vorgehabt. Nicht, bevor alles abgeschlossen war. Er hätte Abstand wahren und alles seinen Gutachtern überlassen müssen, aber es war wie Zahnschmerzen, die nicht aufhören.
„Hast du etwas zum Desinfizieren?“, fragte er.
„Unter der Spüle ist ein Erste-Hilfe-Kasten.“
„Und wo finde ich ein Handtuch?“
„Im Schrank im Bad, oben auf dem …“
„Ich kenne mich hier aus.“ Er nahm einen Schokoladenkeks und gab ihr auch einen. „Iss das.“
„Ich …“
„Aus medizinischen Gründen“, erklärte er. Dann öffnete er die Tür zur Treppe, die ihm schmaler vorkam als früher. Er schaute noch einmal zu ihr zurück. „Vielleicht solltest du die Strumpfhose ausziehen, bis ich wiederkomme.“
„Bist du sicher, dass ich das ganz allein schaffe?“
„Dein loses Mundwerk wird dich eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen, Claire Thackeray.“
„Zu spät“, erwiderte sie, „schon geschehen.“
„Es kann auch immer wieder passieren“, betonte er, und als sie rot wurde, wäre er um ein Haar zurück in die Küche gegangen, um es ihr zu beweisen.
Bei Sonnenaufgang war er angekommen und hatte eine kleine Rundfahrt auf dem Anwesen gemacht, um seinen Triumph, jetzt der Besitzer des Geländes zu sein, zu genießen.
Sein Stolz war jedoch plötzlichem Ärger gewichen, als er einen Jungen an seiner ehemaligen Lieblingsstelle angeln gesehen hatte. Wütend hatte er ihm die Angel abgenommen.
Nachdem der Junge verschwunden war, schaute Hal sich um und bemerkte, dass das gegenüberliegende Ufer des Bachs von den starken Regenfällen des Winters ausgehöhlt worden war. Deshalb zog er den Overall und die Stiefel an, die hinten in seinem Land Rover lagen, und durchquerte den Wasserlauf, um sich den Schaden genauer anzusehen. So war er direkt in die Auseinandersetzung zwischen Archie und Claire geplatzt.
Claires Unterkunft Primrose Cottage an diesem Tag schon zu betreten, hatte er erst recht nicht geplant. Nie hatte er verstanden, warum seine Mutter hiergeblieben war. Aus Pflichtbewusstsein? Oder waren Schuldgefühle der Grund gewesen?
Wie das Cottage ausgesehen hatte, als er weggefahren war, wusste er noch ganz genau. Doch ebenso wie er hatte es sich
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