Romana Extra Band 2
es ihrer Mutter für die Miete gegeben hätte.
Lauren hatte sich riesig über ihr neues Zuhause gefreut und sich viel Mühe gegeben, um es einzurichten und zu dekorieren.
Während sie lächelnd die blühenden Geranien vor den Fenstern betrachtete, klopfte Billie an die Tür des weißen Hauses. Ein Fremder öffnete. Etwa dreißig, mit langem braunem Haar und unrasiert, in T-Shirt und Shorts, wirkte er eher ungepflegt als cool.
„Du musst Billie sein“, meinte er fröhlich. „Lauren ist im Atelier.“
Der kleine sonnendurchflutete Raum auf der Rückseite des Gebäudes war der neue Arbeitsplatz ihrer Mutter. Als Billie eintrat, drehte Lauren sich von der Staffelei zu ihr um. „Als ich gestern Abend die Jacht in der Bucht gesehen habe, hatte ich dich eigentlich zurückerwartet.“
„Ich musste bis in die Nacht arbeiten. Hätte ich das geahnt, hätte ich angerufen.“ Billie ging zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Wer ist dein Gast?“
„Dean? Er hat auf einem Boot gejobbt, das vor ein paar Wochen hier vor Anker gegangen ist. Wir haben uns in der Taverne kennengelernt, und er wollte eine Weile bleiben. Ich genieße seine Gesellschaft. Du weißt ja, wie es ist.“ Lauren warf Dean, der am Türrahmen lehnte, einen verliebten Blick zu.
„Ich gehe nur schnell nach oben und ziehe mich um.“ Billie musste warten, bis Dean ihr Platz machte.
Wie ihre Mutter ganz richtig bemerkt hatte, wusste sie, wie es sich mit deren Freunden verhielt. Normalerweise handelte es sich um Rucksacktouristen, Aussteiger oder Saisonarbeiter, die sich die Gelegenheit auf kostenlose Unterkunft und Verpflegung auf einer idyllischen griechischen Insel nicht entgehen ließen. Billie konnte sich nicht entsinnen, wann ihre Mutter das letzte Mal einen Gast gehabt hatte, der sich in irgendeiner Weise an den Kosten beteiligt hätte. Aber sie wollte sich ihren kurzen Besuch nicht durch Deans Anwesenheit verderben lassen.
Nachdem sie ein Top und Shorts angezogen hatte, machte sie in der Küche Salat. Als sie den Tisch deckte und dabei flüchtig aufblickte, stellte sie fest, dass Dean ihr unverhohlen in den Ausschnitt blickte. Verlegen errötete sie.
Nicht zum ersten Mal wünschte sie, sie hätte ihr eigenes Domizil auf der Insel. Wenn sie auszog, würden die Einheimischen noch mehr über ihre Mutter tratschen, aber spielte das nach so vielen Jahren überhaupt noch eine Rolle? Andererseits hatte sie nur wenig Freizeit und schlief dann normalerweise auf der Jacht oder in einem von Alexeis Häusern. Was hätte sie also von einem eigenen Haus auf Speros? Es wäre nicht einmal eine sinnvolle Geldanlage, weil die Immobilienpreise künstlich niedrig gehalten wurden, denn Immobilien, die sich in Privatbesitz befanden, mussten beim Verkauf erst den Einheimischen angeboten werden.
Am Abend lud Billie ihre Mutter und Dean zum Essen in die Taverne ein. Inzwischen hatte sie gemerkt, dass ihre sonst so lockere Mutter ungewöhnlich scharf auf Dean zu sein schien, der zu viel trank und zu laut redete. Dass er ständig auf ihre Brüste starrte und obendrein schmutzige Witze erzählte, widerte Billie an. Also ging sie an diesem Abend früh ins Bett, schreckte allerdings aus dem Schlaf, als mitten in der Nacht die Zimmertür geöffnet wurde.
„Mum?“, fragte sie benommen und versuchte, die Augen zu öffnen, als sich jemand zu ihr aufs Bett setzte.
Der Geruch von Männerschweiß und Alkohol stieg ihr in die Nase, und im nächsten Moment spürte sie eine raue Wange an ihrer. „Ich bin’s, Dean. Sei leise, sonst wecken wir deine Ma, und das wollen wir doch nicht, oder?“
Panisch riss Billie die Augen auf und versuchte verzweifelt, ihn wegzustoßen, als er sich auf sie legte. „Verschwinde! Raus aus meinem Zimmer!“, schrie sie, so laut sie konnte.
Keine Minute später stürmte Lauren ins Zimmer und wollte wissen, warum ihr Freund gerade vom Bett ihrer Tochter fiel. Lauren hatte ebenfalls zu viel getrunken und warf ihr nun vor, sie würde ihr den Freund ausspannen. Billie sprang aus dem Bett, raffte ihre Sachen zusammen und stürmte ins Bad. Dabei musste sie ihre Mutter abwehren, die sich wie eine Furie auf sie stürzte und ihr eine Ohrfeige verpasste. Als sie wieder herauskam, schrie Lauren sie an, sie solle das Haus verlassen und niemals zurückkommen. Auf dem Weg nach draußen schnappte Billie sich ihre Tasche, die sie noch nicht ausgepackt hatte.
Tränenüberströmt und am ganzen Körper zitternd, lief sie zum Hafen und überlegte, was sie tun
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