Romana Extra Band 3
alten Mann seines Grund und Bodens verweisen?“ Sie versuchte, gelassen zu klingen.
Lucas antwortete nicht gleich. Penny sah auf und bemerkte, wie sehr sie sich wünschte, er hätte Skrupel. Vielleicht war er nicht so schlimm wie sein Vater. Und wenn dem so wäre, dann könnte sie ihm die Wahrheit sagen. Sie könnten wie zivilisierte Menschen über die Situation sprechen und eine Möglichkeit finden, wie ihr Vater sein Haus behalten könnte.
Lucas lächelte müde. „Das ist eine sonderbare Frage. Warum fragen Sie?“
„Ich … ich musste nur daran denken, dass Ihr Vater und dieser Mr Kennedy doch einmal Partner waren, und da dachte ich …“
„Wissen Sie, Mildred … Wo es um Geschäfte geht, sind Gefühle fehl am Platz.“
Diese Antwort hätte auch sein Vater gegeben. Penny war enttäuscht. Sie wollte ihm sagen, dass es kein Geschäft war, sondern ein Racheakt gegen einen gebrochenen alten Mann. Aber sie konnte ihm ihre Identität nicht preisgeben, nicht nachdem sie ihn mit seinem Anwalt hatte sprechen hören.
Lucas wollte ihren Vater von seinem Land vertreiben, und wo es ums Geschäft ging, gab es für die Dariens weder Gefühl noch Moral oder Anstand.
„Ich schätze, wir machen uns besser an die Arbeit“, sagte sie ruhig und schlug den ersten Ordner auf. Sie musste die Akten finden. Eine andere Möglichkeit, ihrem Vater zu helfen, gab es nicht.
Die Stunden verflogen, Akte folgte Akte, aber die gesuchten Dokumente tauchten nicht auf. Als Lucas vorschlug, eine Mittagspause zu machen, schüttelte Penny den Kopf. „Wir müssen weitermachen. Die Zeit läuft.“
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir essen heute Mittag nur eine Kleinigkeit, aber dafür müssen Sie mir etwas versprechen.“
„Nämlich?“ Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu.
Lucas lächelte. „Dass Sie mit uns zu Abend essen.“
Pennys Herz hüpfte. „Ich glaube nicht, dass ich das tun kann.“
„Und warum nicht?“
„Es ist ein nettes Angebot, aber ich möchte nicht stören.“
„Das tun Sie doch nicht. Ich möchte, dass Sie bleiben.“
Das Dumme war, dass Penny es sich selbst wünschte, und das, obwohl sie wusste, dass sie besser Abstand zu Lucas Darien bewahrte. „Dann können wir auch nach dem Dinner noch weiterarbeiten.“
„Machen Sie Witze?“ Lucas sah sie amüsiert an.
„Ich versuche nur, vernünftig zu sein.“
„Ich bin davon überzeugt, dass wir bis dahin genug für heute getan haben werden“, sagte Lucas bestimmt. „Und nun entschuldigen Sie mich. Ich werde Mrs Gordon bitten, uns einen kleinen Imbiss zuzubereiten.“
Penny lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück, als er den Raum verlassen hatte. Wenn er doch nur nicht so nett sein würde. Sie sah die Akten auf der anderen Seite des Schreibtischs und fragte sich, ob sie die Gelegenheit nutzen und einen Blick hineinwerfen sollte. Es sähe ihrem Glück ähnlich, wenn er die Unterlagen vor ihr fände. Dann wäre alles umsonst gewesen.
Hastig sprang sie auf, lief um den Tisch herum und überflog die Akte. Plötzlich sah sie ein paar Briefe von ihrem Vater, die das Datum vom vergangenen Jahr trugen. Wenn diese Briefe hier drin waren, dann war es wahrscheinlich, dass auch die gesuchten Dokumente hier zu finden wären.
Weit war sie nicht gekommen, als Lucas’ Schritte auf dem Korridor erklangen. Eilig tauschte sie Lucas’ Akte gegen die, an der sie selbst gerade gearbeitet hatte, und setzte sich.
„Wie läuft es?“, fragte Lucas und ging wieder an seinen Platz.
„Gut.“ Penny lächelte ihn an.
„Schon etwas gefunden?“ Er stellte eine Tasse Tee vor ihr ab.
„Noch nicht …“
„Vielleicht habe ich ja mit dieser Akte Glück“, meinte er. „Ich habe ein paar Briefe gesehen, also vermute ich, dass vielleicht mehr in diesem Papierstoß zu finden sein wird.“
„Das hört sich gut an.“ Pennys Magen verkrampfte sich. Sie hatte nicht bemerkt, dass Lucas schon einen Blick in den Ordner geworfen hatte. Er würde sicher merken, dass sie die Akten vertauscht hatte!
„Komisch … ich kann sie gar nicht mehr finden“, murmelte er.
„Vielleicht war es ein anderer Karton.“ Penny stand auf und holte sich einen neuen Karton herüber. Sie konnte es nicht ertragen, ihm gegenüberzusitzen. Wenn er sie direkt ansehen und fragen würde, ob sie seine Papiere angefasst hätte, würde sie knallrot werden.
Die Tür öffnete sich, und Mrs Gordon brachte ein paar Sandwiches. Isobel folgte ihr und blieb in der geöffneten Tür stehen.
„Daddy,
Weitere Kostenlose Bücher