Romana Extra Band 3
geschickt, aber ich möchte lieber noch ein bisschen aufbleiben … Morgen habe ich doch keine Schule!“
„Du gehörst ins Bett, Spätzchen, Grandma wird dich morgen um halb acht abholen, und da möchtest du doch ausgeschlafen sein.“
Isobel kam in den Raum getapst. „Aber ich bin noch gar nicht müde.“
„Aber morgen früh wirst du müde sein, wenn du jetzt nicht schläfst.“ Lucas hob das Mädchen auf seine Knie. Sie kicherte und strahlte Penny an.
„Bist du Daddys neue Freundin?“
Penny spürte, dass Lucas’ Blick auf ihr ruhte, und diese Erkenntnis machte sie selbstbewusst. „Nein, Isobel. Ich arbeite für deinen Daddy.“
Isobel nickte. „In der Schulaufführung spiele ich eine Feenkönigin“, erzählte sie Penny ernsthaft.
„Du wirst sicher eine wunderschöne Feenkönigin. Was ziehst du denn an?“
Isobel runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht.“
„Na, normalerweise trägt eine Feenkönigin eine Krone und ein langes weißes Kleid. Meinst du, du wirst so etwas anziehen?“
„Vielleicht …“ Isobel grinste, und Penny sah die niedliche Lücke zwischen Isobels Schneidezähnen. „Mrs Gordon geht mit mir einkaufen.“
In diesem Moment trat die Haushälterin ins Zimmer. „Ich gehe nicht mit dir einkaufen, wenn du nicht in fünf Minuten im Bett liegst, Fräulein.“
Isobel seufzte, dann küsste sie ihren Vater auf die Wange. „Nacht, Daddy.“
„Nacht, Spätzchen. Ich komme gleich noch mal hoch und decke dich zu.“
Zu Pennys Überraschung kam Isobel auch zu ihr und gab ihr einen Kuss. Die Kleine duftete nach Babylotion und Talkpuder, und ihr Haar fühlte sich an Pennys Wange wunderbar weich an. „Meinst du, als Feenkönigin brauche ich auch Flügel?“
„Aber unbedingt“, bestätigte Penny. „Alle Feenköniginnen haben Flügel.“
Isobel lächelte. „Ich kann es kaum erwarten.“ Dann lief sie aus dem Zimmer.
„Seit einer Woche spricht sie von nichts anderem mehr“, sagte Mrs Gordon lächelnd und stellte die Vorspeisen vor Lucas und Penny auf den Tisch. „Sie ist eine begeisterte Schauspielerin. Es würde mich nicht wundern, wenn sie später mal auf die Bühne geht.“
„Ihre Begeisterung ist geradezu ansteckend“, stimmte Penny zu.
„Ja, nicht wahr?“ Die Haushälterin nickte Penny freundlich zu. „So, und jetzt lasse ich Sie essen.“
Als sie allein waren, prostete Lucas Penny zu. „Wie gefällt es Ihnen im Hotel, Mildred?“
„Es ist sehr gemütlich.“ Es fiel ihr immer noch schwer, auf den fremden Namen zu reagieren.
„Sicher werden Sie sich bald nach einer Wohnung umsehen. Natürlich nur, wenn Sie wirklich bleiben wollen.“
„Stimmt. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“ Penny kostete einen Löffel der Avocadocreme. „Das ist köstlich.“
„Ja, Mrs Gordon ist eine begnadete Köchin. Ganz in der Nähe des Bürogebäudes sind neue Apartmenthäuser errichtet worden. Ich habe gehört, dass die Wohnungen sehr komfortabel sein sollen. Schauen Sie sie doch mal an.“
„Das werde ich mir merken, Lucas“, sagte sie unverbindlich.
Er lächelte sie an. „Und ich habe mir gemerkt, dass Sie ein Freigeist sind.“
Penny nippte an ihrem Wein. „Vielleicht fahre ich nächste Woche mal hin.“
„Montag gebe ich Ihnen eine längere Mittagspause.“
„Sind Sie an den Apartments beteiligt?“, fragte sie amüsiert. „Sie sind so versessen darauf, dass ich die Wohnungen anschaue.“
„Ich möchte Ihnen nur helfen. Es ist nicht einfach, sich in einen neuen Job einzuarbeiten und gleichzeitig eine Wohnung zu suchen.“
Sein Einfühlungsvermögen rührte Penny. „Danke, Lucas. Das weiß ich zu schätzen.“
Mrs Gordon trat ein, um das Geschirr abzudecken.
„Entschuldigen Sie mich, Mildred.“ Lucas erhob sich. „Ich sage Isobel rasch Gute Nacht.“
„Natürlich.“ Einen Augenblick war Penny allein. Sie spielte gedankenverloren mit ihrem Weinglas. Um sie herum war alles ruhig. Eigentlich sollte sie nicht hier sein. Sie sollte das hier nicht tun, sagte ihre innere Stimme.
Vielleicht sollte sie jetzt gehen, bevor sie irgendjemandem wehtat. Sie war nicht die richtige Mildred, und Lucas würde sich bestimmt nicht beschweren, dass sie ihm ein bisschen Arbeit abgenommen hatte, bevor die echte Mildred kam.
Gerade als Penny ihren Stuhl zurückschieben wollte, kam Mrs Gordon herein und brachte den Hauptgang. „So, meine Liebe.“ Sie stellte die Teller mit dem dampfenden Gemüsegratin auf dem Tisch ab. „Lucas ist gleich da. Isobel schläft
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